Rhein-Kreis Neuss – Petrauschke erläutert: „Wir wollen anlässlich des Welt-Aids-Tages das Bewusstsein für Aids schärfen und Solidarität mit den Menschen zeigen, die mit HIV leben. Außerdem wollen wir deutlich machen, wie wichtig die Früherkennung ist.“ Auch um Neuinfizierungen zu vermeiden, sei es wichtig, so früh wie möglich über die eigene Erkrankung Bescheid zu wissen.
So bietet das Kreisgesundheitsamt kostenlose und anonyme HIV- und STI-Testungen an und berät rund um die Themen Humanes Immundefizienz-Virus (HIV) und sexuell übertragbare Infektionen (STI). Ansprechpartnerin ist Csilla Patocs von der Fachstelle sexuelle Gesundheit im Kreisgesundheitsamt. Sie betont: „HIV-Tests sind erst mehrere Wochen nach der vermeintlichen Ansteckung aussagekräftig. Wir bieten sie kostenfrei an, aber der Wert, den sie für die eigene Gesundheit haben, ist unbezahlbar. Wer frühzeitig von der Infektion weiß, kann auch rechtzeitig eine effektive Behandlung erhalten“, erklärt sie. Moderne Medikamente unterdrücken die Viruslast, schützen so die Gesundheit und verhindern die Weiterverbreitung des Virus.
Die Sozialpädagogin Csilla Patocs berät Interessierte sowohl in ihren Sprechstunden als auch in Schulen. Sie ist am Freitag, 29. November, anlässlich des Welt-Aids-Tags, der in diesem Jahr auf einen Sonntag fällt, zusammen mit Schul-Sozialarbeiter Marcel Beeck in der Caféteria des Berufskollegs für Technik und Informatik (BTI) am Hammfelddamm in Neuss vor Ort. „Unser Ziel ist, den Jugendlichen die Scheu vor diesem häufig tabuisierten Thema zu nehmen“, so Csilla Patocs.
Vorurteile überwinden
Die diesjährige Kampagne der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), der Deutschen AIDS-Stiftung und der Deutschen Aidshilfe steht unter dem Motto „Leben mit HIV. Anders als du denkst?“ Sie soll das Gespräch über das Leben mit HIV anregen, denn Vorurteile und Falschinformationen lassen sich am effektivsten durch offenen Austausch überwinden.
Prävention und Testangebote weiterhin wichtig
Aktuellen Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) zufolge gab es 2023 etwa 440 HIV-Neuinfektionen in Nordrhein-Westfalen, deutschlandweit liegt die geschätzte Zahl bei etwa 2 200 HIV-Neuinfektionen. Fast 38 Prozent der Neu-Diagnosen erfolgen in NRW erst mit fortgeschrittenem Immundefekt, davon mehr als die Hälfte erst dann, wenn AIDS-definierende Erkrankungen auftreten. Diese Zahlen verdeutlichen, wie wichtig der Zugang zu Prävention und Testangeboten ist.
Die Geschichte von HIV ist auch eine Geschichte des Kampfes gegen Stigmatisierung. Viele Menschen trauen sich aus Scham und Angst vor Diskriminierung nicht, Testmöglichkeiten und Präventionsangebote in Anspruch zu nehmen. „Menschen mit HIV sorgen sich oft mehr vor sozialer Ausgrenzung als vor gesundheitlichen Beeinträchtigungen“, schildert Csilla Patocs von der Fachstelle sexuelle Gesundheit ihre Erfahrungen.
Wer an einer Beratung oder an einem Test interessiert ist, kann in ihre Sprechstunde kommen. Diese findet im Kreishaus Neuss (Untergeschoss, Raum U.01) dienstags von 13.30 bis 15 Uhr und donnerstags von 9 bis 11.30 Uhr statt sowie im Gesundheitsamt in Grevenbroich (Raum G 015 im Erdgeschoss) montags von 9 bis 11.30 Uhr. Interessierte sollten sich vorab telefonisch (Tel. 02131 928-5391) oder per E-Mail (csilla.patocs@rhein-kreis-neuss.de) anmelden, um Wartezeiten zu vermeiden.
Interessierte können darüber hinaus Beratungstermine im virtuellen Bürgerbüro online wahrnehmen.