Rhein-Kreis Neuss – Die Abiturienten aus Kaarst und Grevenbroich werden mit je 300 Euro pro Monat unterstützt. Eine Jury hatte zuvor über die Vergabe der Stipendien entschieden. Landrat Hans-Jürgen Petrauschke gratulierte den beiden ausgewählten Abiturienten jetzt zusammen mit Kreis-Schuldezernent Tillmann Lonnes. „Die von der Jury ausgewählten Stipendiaten zeichnen sich durch sehr gute schulische Leistungen und darüber hinaus durch beispielhaftes soziales Engagement aus. Sie gehen damit als Vorbilder voran und zeigen, dass sich Zielstrebigkeit, Fleiß und der Einsatz für unsere demokratische Gesellschaft und das soziale Miteinander lohnen“, betonte Petrauschke.
Arman Dadbeh kam 2011 aus dem Iran nach Deutschland. In diesem Jahr schloss der 19-Jährige, der in Kaarst wohnt, sein Abitur mit der Note 1,0 am Marie-Curie-Gymnasium in Neuss ab. „Meine Erfahrungen als Kind mit dem totalitären iranischen Regime und der Kontrast zwischen der dortigen Lebensweise und der Lebenswirklichkeit in Deutschland haben mich während meiner Schullaufbahn dazu bewegt, mich für Mitbestimmung und Demokratie einzusetzen“, erklärt Arman Dadbeh. In den Schuljahren 2021/22 und 2022/23 war er Schülersprecher des Marie-Curie-Gymnasiums. Zudem beteiligte er sich dort erfolgreich am Gemeinschaftsprojekt im Zuge des Schülerwettbewerbs „Politik brandaktuell“ der Bundeszentrale für politische Bildung – das Gemeinschaftsprojekt zählte zu den Spitzeneinsendungen und wurde von der Jury mit einem Geldpreis in Höhe von 2000 Euro ausgezeichnet. Arman Dadbeh plant, im Wintersemester 2023/24 ein Medizinstudium an einer deutschen Universität aufzunehmen.
Aleksandar Ivanov (19) kam 2015 aus Nordmazedonien nach Grevenbroich. Zunächst besuchte er die Einsteigerklasse an der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule, um die deutsche Sprache zu lernen. Sehr schnell wechselte er aufgrund seiner guten Deutschkenntnisse in den allgemeinen Schulbetrieb und legte jetzt sein Abitur mit der Endnote 1,5 ab. Von Anfang an engagierte sich Aleksandar Ivanov für das Miteinander an der Schule, so wurde er beispielsweise für seinen Einsatz von 2017 bis 2019 als Schulsanitäter im Rahmen des Projektes „Soziale Verantwortung“ der Schule ausgezeichnet. Außerschulisch unterstützt er aufgrund seiner vielfältigen sprachlichen Fähigkeiten andere Migranten bei der Integration. Aleksandar Ivanov plant, im Wintersemester 2023/24 ein Studium der Medizin oder Wirtschaftswissenschaften aufzunehmen. „Ich habe vor, mich auch während meines Studiums freiwillig sozial zu engagieren, da ich etwas zum Allgemeinwohl der Gesellschaft beitragen möchte. Zugleich bin ich überzeugt, dass ein solches Engagement auch die persönliche Entwicklung als Mensch stärkt“, sagt er.
Kreisdezernent Tillmann Lonnes betonte beim Pressetermin, dass der Rhein-Kreis Neuss sein Migranten-Stipendium als wichtigen Baustein für nachhaltig wirkende Integrationsarbeit sieht. Unterstützt werden erfolgreiche und sozial engagierte Migranten, die im Alter von mindestens sechs Jahren ohne deutsche Staatbürgerschaft nach Deutschland eingewandert sind. Voraussetzung ist außerdem, dass die Bewerber seit mindestens drei Jahren im Rhein-Kreis Neuss leben und inzwischen die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen oder anstreben. Arman Dadbeh wurde von einer Bekannten auf das Migranten-Stipendium des Rhein-Kreises Neuss aufmerksam gemacht, Aleksandar Ivanov erfuhr in der Schule von dieser Unterstützungsmöglichkeit. Beide werden ebenso wie die bisherigen Stipendiaten regelmäßig in den Schulen im Rhein-Kreis Neuss zu Besuch sein, um ihre Erfahrungen an künftige Abiturienten mit Migrationshintergrund weiterzugeben.
Der Jury, die über die Vergabe der Stipendien entschied, gehörten Tillmann Lonnes (Dezernent für Schule und Kultur beim Rhein-Kreis Neuss), Dieter Bullmann (Schulleiter BBZ Neuss-Weingartstraße), Anke Gilges vom Kommunalen Integrationszentrum, Elsbeth Faber (Schulleiterin der Gesamtschule an der Erft in Neuss), Ulrich Dauben (Leiter des Quirinus-Gymnasiums in Neuss), Catherine Pellny (Seiteneinsteigerförderung Quirinus-Gymnasium) und Christoph Schröder (Untere Schulaufsicht des Rhein-Kreises Neuss) an. Beraten wurde die Kommission von Petra Heinen-Dauber, Geschäftsführerin des Bildungsbüros Rhein-Kreis Neuss.