Düsseldorf – Nordrhein-Westfalens Klimaschutzoffensive nimmt weiter Fahrt auf: Die NRW-Projekte decken alle Aspekte der klimaneutralen Transformation der Industrie ab: von der Wasserstoffproduktion über das chemische Recycling bis hin zur CO2-Abscheidung. Insgesamt wurden im EU-Innovationsfonds 41 Projekte aus 15 EU-Ländern mit einem Fördervolumen von rund 3,6 Milliarden Euro von einem Expertengremium ausgewählt.
Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur: „Die Transformation der Industrie zur Klimaneutralität ist hochkomplex, aber notwendig, um unser Ziel der Klimaneutralität zu erreichen. Erneuerbare Energien und Wasserstoff sind dafür unverzichtbar, aber alleine nicht ausreichend. Darum freue ich mich umso mehr, dass mit den Mitteln der EU nun entscheidende weitere Schritte für die Produktion von grünem Wasserstoff, für den Aufbau einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft und für den Umgang mit unvermeidbaren CO2-Mengen gemacht werden können. Die Projekte leisten damit nicht nur substanzielle Beiträge zur Vermeidung von Treibhausgasemissionen. Mit diesen Innovationen made in NRW stärken wir auch die Wettbewerbsfähigkeit unseres Wirtschaftsstandorts und schaffen gute, zukunftsfeste Arbeitsplätze.“
Die vier Projekte aus Nordrhein-Westfalen decken die gesamte Bandbreite der Industrietransformation ab:
HydrOxy (IQONY GmbH): PEM-Elektrolyseur in Duisburg
Im Rahmen des Projekts wird bis 2027 ein „Proton Exchange Membrane“ (PEM)-Elektrolyseur mit einer Leistung von circa 150 MW in Duisburg-Walsum (Deutschland) entwickelt, gebaut und betrieben. Die Anlage wird in ein bestehendes Kraftwerk für erneuerbare Energien integriert und durch eine Batterie unterstützt. Das Projekt wird erneuerbaren Wasserstoff und Wärme erzeugen. Der erneuerbare Wasserstoff wird größtenteils über eine Pipeline an Thyssenkrupp Steel Europe geliefert, aber auch an andere Industriezweige und den Verkehrssektor. Die erzeugte Wärme wird in ein Fernwärmesystem eingespeist.
MoReTec-1 (LYONDELLBASELL): Innovative Kunststoffrecycling-Anlage in Wesseling
Das Projekt MoReTec zielt auf den Bau einer fortschrittlichen Kunststoffrecyclinganlage im Pilotmaßstab ab, in der aufbereitete Mischkunststoffabfälle in Ausgangsmaterial für die Herstellung neuer Kunststoffe umgewandelt werden. Die neuartige Technologie wird Kunststoffe in Pyrolyse-Öl und Pyrolyse-Gas umwandeln. Diese Vorprodukte werden in Anlagen, die vollständig mit erneuerbarem Strom betrieben werden, gespalten, um neue kreislaufbasierte Kunststoffe und Chemikalien herzustellen.
GeZero (Heidelberg Materials): CCS-Wertschöpfungskette am Zementwerk in Geseke
In dem Projekt wird eine vollständige Wertschöpfungskette von der Abscheidung unvermeidbarer CO2-Mengen an der Quelle, einem Zementwerk, bis zu einer geologischen Speicherstätte offshore unter der Nordsee entwickelt und umgesetzt. Damit das CO2 effizient abgeschieden werden kann, wird ein Oxyfuel-Ofen der zweiten Generation im industriellen Maßstab in Kombination mit mehreren Innovationen zur Verbesserung der technischen, wirtschaftlichen und ökologischen Leistung der Anlage gebaut. Das CO2 wird mittels eines neu entstehenden Hubs für den Transport per Bahn nach Bremerhaven, von wo es zur Lagestätte weitergeleitet wird, abgefertigt.
Everest (Rheinkalk GmbH): Zweifache CO2-Abscheidung am größten Kalkwerk Europas in Wülfrath
Auch bei der Produktion von Kalk ist die Entstehung von CO2 unvermeidbar. Ziel des Projektes ist – ähnlich wie bei GeZero – der Bau von drei neuartigen Oxyfuel-Öfen und deren Ausstattung mit CO2-Abscheidetechnologie. Zudem werden bestehende Öfen für die Kohlenstoffabscheidung nachgerüstet. Durch die Demonstration beider Wege – Greenfield und Brownfield – soll die Dekarbonisierung in der gesamten Kalkindustrie beschleunigt und neuer Industriestandard für die nächste Generation von Kalkwerken geschaffen werden.