Mönchengladbach – Größer, moderner und konzeptionell weiterentwickelt – aber wiedererkennbar. So lässt sich die Zentralbibliothek beschreiben, seit sie 2023 wiedereröffnet wurde: denkmalgerecht saniert, baulich erweitert und mit neuem Konzept. Das geht nur mit viel Mut, großem Einsatz und überzeugenden Ansätzen, bei denen die bauliche Vision und das innovative Konzept der Bibliothek Hand in Hand gehen. Für diese Leistung wurden die Stadt Mönchengladbach, ihr Gebäudemanagement gmmg und das Architekturbüro Schrammel mit dem Architekturpreis Linker Niederrhein ausgezeichnet. Nun steht die Preisverleihung an – und zwar am Sonntag, den 16. Juni, in der Zentralbibliothek selbst. Derweil hat das Gebäude mit dem Architekturpreis NRW und dem Deutschen Lichtdesign-Preis 2024 in der Kategorie Bildung bereits zwei weitere Preise abgeräumt.
Der Architekturpreis NRW wird alle drei bis vier Jahre von der nordrhein-westfälischen Landesgruppe des Bundes Deutscher Architekten (BDA NRW) vergeben. Allen zehn Preisträgern bescheinigt die Jury „viel Leidenschaft zu Raum, Atmosphäre, Material und Detail“. Speziell zum Carl Brandts Haus der Zentralbibliothek heißt es lobend: „Der Charakter des Bibliotheksgebäudes ist aufmerksam verstanden und wiederhergestellt worden. Im Inneren schafft die Neuordnung der bestehenden Räume für die Besucherinnen und Besucher zusätzliche Aufenthaltsqualitäten, wie etwa Rückzugsmöglichkeiten oder Spielflächen. Die Stadt erhält einen öffentlichen Ort, der bereits seit sechzig Jahren seinen Beitrag zu demokratischen Räumen leistet, und erschließt ihn für die Zukunft.“
Architektonisch sticht bei der Modernisierung unter anderem der gezielte Einsatz von Tageslicht hervor. Der Neubau-Teil entlang der Blücherstraße etwa wurde unterirdisch gebaut und wird durch einen vorgelagerten Lichthof mit Tageslicht versorgt. Reflektierende Deckenelemente und eine metallisierte Rückwand tragen das Tageslicht bis weit in den Bauteil hinein. Auch die Plaza, der überbaute ehemalige Innenhof direkt neben dem Foyer, ist mit reflektierenden Deckenelementen und Prismenstäben bestückt, die Regenbogeneffekte auf den Boden werfen. Eines von vielen Details der Lichtplanung des Büros Bartenbach, das die Jury des deutschen Lichtdesign-Preises überzeugen konnte. „Die geschickte Fusion von Kunst- und Tageslicht zaubert eine Atmosphäre, die den Raum einzigartig belebt und den Besuchern ein angenehmes Erlebnis bietet“, so das Gesamturteil zu dem Preis, der am Donnerstagabend, 6. Juni vergeben wurde. Die Zentralbibliothek hat ihn in der Kategorie Bildung gewonnen.
Prägend für die Sanierung der Zentralbibliothek war neben dem Tageslichteinfall der behutsame Umgang mit dem Denkmal. Für die Fassade des Eingangsbereichs hat das gmmg 150 Quadratmeter blaue Fliesen denkmalgerecht nachbrennen lassen. Am Archivturm wurde die Blechverkleidung zurückgebaut und die Fassade wieder der originalen Optik aus den 60er Jahren nachempfunden. So ist die neue Zentralbibliothek im Herzen noch dieselbe – aber doch eine ganz neue geworden. Was für das Gebäude gilt, trifft für die Institution Bibliothek umso mehr zu.
Die Mönchengladbacher Stadtgesellschaft hat hier einen neuen Treffpunkt, wie nicht zuletzt die hervorragende Bilanz nach einem Jahr Betrieb zeigt. Offenheit und Transparenz sind dabei räumlich wie inhaltlich prägend, die Sichtbarkeit und Verbindung in das Quartier und die Stadt wurde auf ein ganz neues Level gehoben. Vielfältige, zum Teil überraschende Raum- und Nutzungsangebote inspirieren und aktivieren: der digital-technische, knallrote Makerspace in der ehemaligen Garage, der Salon mit Vinylbar und ePiano, das Filmtheater, das Studio, der Gaminghub, der Bereich Virtual Reality sind nur einige Beispiele. Innen und außen gibt es viel zu entdecken, die Bibliothek bietet regelmäßig Führungen an. Ihre bauliche Erweiterung und Modernisierung hat seinerzeit 21,5 Millionen Euro gekostet. Die Kosten werden zu 90 Prozent aus dem Städtebauförderung Soziale Stadt Gladbach und Westend bezuschusst.
Preisverleihung und Ausstellung in der Zentralbibliothek
Während der Architekturpreis NRW Anfang September in Düsseldorf verliehen werde soll, ist für die Verleihung des Architekturpreises Linker Niederrhein die Zentralbibliothek selbst Ort des Geschehens. Am Sonntag, den 16. Juni um 12 Uhr werden die Preise und Anerkennungen an der Blücherstraße 6 in 41061 Mönchengladbach überreicht. Dabei wird das Atrium der Bibliothek Anschauungsobjekt und Ausstellungsort zugleich. Denn Besucherinnen und Besucher können sich hier insgesamt 16 unterschiedliche Wettbewerbseinreichungen anschauen.