Mönchengladbach – Ab Montag, 19. Mai 2025, wird das rund 130 Jahre alte Bauwerk gesperrt. Für die Bauzeit von rund einem Jahr können Fußgängerinnen und Radfahrer an dieser Stelle nicht mehr direkt aus der Innenstadt zur Fahrradstraße auf der Bettrather Straße und Peter-Nonnenmühlen-Allee gelangen. Bereits seit Ende April ist auf der darunter verlaufenden Hermann-Piecq-Anlage eine Spur für die Baustelleneinrichtung gesperrt.
Mit der Sperrung können die vorbereitenden Arbeiten auf und an der Brücke starten. Ein Schwerpunkt der ersten Arbeitsschritte wird dabei im Bereich der Widerlager stattfinden – so heißen die seitlichen Stützbauwerke der Brücke. Hier werden der Asphalt und Pflaster rückgebaut und Sondierungsbohrungen durchgeführt. Anschließend sollen ab Juli – noch vor dem eigentlichen Abbruch der Bestandsbrücke – die Gründungsarbeiten für die Widerlager des neuen Bauwerks durchgeführt werden.
Konkret werden dazu 48 Löcher jeweils zwölf Meter tief in die Erde gebohrt und mit Beton verfüllt, und zwar durch das bestehende Bauwerk hindurch. Diese sogenannten Mikropfähle stützen die Böschung und schaffen im Untergrund die notwendige Tragfähigkeit für das kommende Brückenbauwerk. Anschließend ist der Weg frei für den Abbruch der alten Brücke. Dieser wird frühestens Ende August stattfinden. Für die dafür notwendigen Arbeiten wird die Hermann-Piecq-Anlage voraussichtlich für etwa 14 Tage voll gesperrt. Anschließend kann der Bau der neuen Brücke starten, der im zweiten Quartal 2026 abgeschlossen werden soll. Die Gesamtkosten für den Brückenneubau belaufen sich auf 7,3 Millionen Euro und werden zu 100 Prozent aus Mitteln des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr gefördert.
Eine neue Brücke für den Fuß- und Radverkehr
Die alte Brücke ist aus statischen Gründen bereits seit mehreren Jahren nicht mehr für den Autoverkehr nutzbar – und dafür auch heute nicht mehr erforderlich. Wenige Meter entfernt führt mit der Viersener Straße eine leistungsstarke Hauptverkehrsstraße über die Hermann-Piecq-Anlage. Das dortige Brückenbauwerk wurde erst 2021 teilerneuert. Die neue Bettrather Brücke wurde deshalb von Anfang an als reine Fuß- und Radwegebrücke konzipiert. In einem Wettbewerb aus 15 teilnehmenden Büros setzte sich 2021 der Entwurf des Büros Werner Sobek AG in Zusammenarbeit mit grbv Ingenieure und dem Büro Lohaus · Carl · Köhlmos durch.
Die rund 52 Meter lange Brücke wird als Stahlbauwerk konstruiert, das ohne sichtbare Stützbauwerke oder Bögen die Hermann-Piecq-Anlage überspannt. Fahrradfahrende passieren die Brücke zukünftig über einen vier Meter breiten Radweg in der Mitte der Fahrbahn. Für Fußgängerinnen und Fußgänger gibt es auf beiden Seiten 2,50 Meter breite Gehwege. Die baulichen Elemente, die Rad- und Fußweg voneinander trennen, werden mit hölzernen Sitzauflagen ausgestattet, die zum Verweilen und Begegnen einladen. Die integrierte LED-Beleuchtung in den Handläufen der Geländer sorgt für gute Sicht und lässt die Brücke auch in den Abendstunden zum Blickfang werden.
Nachhaltig gebaut – digital geplant
Bei der Materialwahl weiß die Brücke in Sachen Nachhaltigkeit zu punkten. So werden für Holzbauteile wie Handläufe und Sitzauflagen heimische Hölzer verwendet, die in einem umweltschonenden Verfahren wetterfest gemacht wurden. Vor allem aber kommt CO2-reduzierter Stahl zum Einsatz und sorgt für eine gute Ökobilanz des Bauwerks. Im Zuge der vertieften Planungen konnte die Konstruktion zudem so angepasst werden, dass insgesamt 150 Tonnen weniger Stahl benötigt werden als zunächst angenommen. Erleichtert wurde die Planung durch den Einsatz einer digitalen Planungsmethode, die hier erstmals bei einem Brückenbauwerk in Mönchengladbach zum Einsatz gekommen ist. Beim Building Information Modeling (BIM) arbeiten alle Planungsbeteiligten nicht in Einzelplänen, sondern entwickeln auf einer digitalen Plattform gemeinsam einen virtuellen Zwilling des späteren Bauwerks.
Die neue Brücke ist Teil einer durchgängigen Radroute zwischen dem Stadtzentrum und dem „Bunten Garten“. Bereits Ende 2023 wurden die Bettrather Straße und die Peter-Nonnenmühlen-Allee zur Fahrradstraße umgewidmet. Mit dem Neubau der Bettrather Brücke erhält diese wichtige Achse des Radverkehrs nun einen adäquaten Anschluss an das Gladbacher Zentrum. Die Radverbindung ist darüber hinaus Bestandteil einer regionalen Radvorrangroute, die Gladbach über Viersen mit Krefeld verbindet.