Kreis Soest – Die Trockenheit der letzten Jahre macht dem Wald zu schaffen. Das ist unübersehbar. Es muss irgendwie mehr Wasser in der Fläche gehalten werden, doch wie? Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, haben Forst, Wasserwirtschaft und Naturschutz im Kreis Soest jetzt das Projekt Schwammwald – Reaktivierung des natürlichen Wasserrückhaltevermögens im Arnsberger Wald“ ins Leben gerufen. Als erstes werden Entwässerungsgraben ins Visier genommen.
Grundlage für das Projekt ist eine gemeinsame Studie zu entwässernden Strukturen für den im Kreis Soest liegenden Teil des Arnsberger Waldes. Das Ergebnis: 483 Kilometer Entwässerungsgräben durchziehen den Arnsberger Wald im Kreis Soest. Dazu kommen weitere entwässernde Strukturen, wie Spurgleise, Wegeseitengräben oder Bachbegradigungen. „Nimmt man alles zusammen, kommt man auf über 1.000 Kilometer im Untersuchungsgebiet erfasste Entwässerungsstrukturen“, bilanziert Marianne Rennebaum, Leiterin der Unteren Naturschutzbehörde beim Kreis Soest.
Diese Entwässerungsgräben wurden vor vielen Jahren nicht ohne Grund angelegt: Sie sollten die Bewirtschaftung feuchter Wälder erleichtern und es Baumarten möglich machen zu gedeihen, die auf nassen Standorten nicht gut zurechtkommen. Heute ist der Schaden größer als der Nutzen: Aufgrund des Klimawandels und der daraus resultierenden Trockenheit, ist heutzutage jedoch jeder Tropfen Wasser, der im Bestand bleibt, wichtig. Zumal die teils existierenden wertvollen Moorböden eine große Menge Kohlenstoff speichern könnten, wenn sie intakt wären. Im entwässerten Zustand stoßen sie jedoch Treibhausgase aus, anstatt sie zu speichern.
„Letztes Jahr wurde ich von verschiedenen Seiten auf Entwässerungsgräben im Wald angesprochen. Deswegen haben wir uns gedacht, dass wir uns doch am besten einfach mal alle austauschen über das Thema. Dabei haben wir gemerkt, dass das Wo und Wie die zentralen Fragestellungen sind“, erläutert Marietta Puhl aus der Unteren Naturschutzbehörde. Jennifer Weber aus der Unteren Wasserbehörde ergänzt: „Wir brauchten dringend eine Grundlagenkartierung und mehr Informationen zur praktischen Umsetzung, um diesen Fragestellungen auf den Grund zu gehen“.
Erste Antworten liefert die Studie des Planungsbüros Berger und des Büros LökPlan. Teil der Studie ist auch ein speziell entwickeltes GIS-Tool, mit welchem Waldbesitzer genau sehen können, welche Entwässerungsstrukturen es in ihrem Gebiet gibt und wie man sie am besten verschließt. Interessierte können das Tool beim Kreis Soest anfordern.
Erste Maßnahmen sind auch klar: „Die Motivation, die Gräben zu verschließen, ist bei allen Beteiligten groß“, berichtet Marietta Puhl. Einige Forstämter, soviel ist klar, können die Verschließung der Gräben selbst im laufenden Geschäft durchführen, anderen fehlt aufgrund der Vielzahl an Strukturen die Zeit oder das passende Gerät. Um hier weiterzukommen, ist ein gemeinsames Förderprojekt denkbar. Man wolle im Kommunal-, und Staatswald mit gutem Beispiel vorangehen. Auch Privatwaldbesitzer, die an einer Verschließung der Entwässerungsgräben interessiert sind, oder einfach mehr Informationen zu dem Thema haben möchten, sind herzlich eingeladen, sich zu melden. Verpflichtet, aktiv zu werden, sind sie jedoch nicht. „Wir möchten aber natürlich möglichst viele mitnehmen. Deshalb ist geplant, dass die Informationen über den Waldbauernverband insbesondere an die Forstbetriebsgemeinschaften als Multiplikatoren weitergegeben werden“, erläutert Marietta Puhl.
Weil der Wald natürlich nicht an der Kreisgrenze endet, sind übrigens auch der Hochsauerlandkreis und weitere Akteure aus dem Sauerland beteiligt.