Kreis Soest – Auf einer Länge von rund 850 Metern wurde das in den 1950er- und 1960er-Jahren begradigte Bachbett wieder in naturnahe Schlingen gelegt. Zu diesen zehn Schleifen gesellen sich jetzt gut ein Kilometer bachaufwärts zwei weitere.
Der Startschuss für die Maßnahme fiel am 11. November. „Ende Dezember wird sie abgeschlossen sein – vorausgesetzt, das Wetter spielt mit“, erklärt die zuständige Bauleiterin und Landschaftsarchitektin des Kreises Annette Kühlmann. Die notwendigen Flächen konnten, wie bei anderen Renaturierungsprojekten, im Rahmen eines Flurbereinigungsverfahrens gewonnen werden. Dabei handelt es sich vereinfacht dargestellt um ein Grundstückstauschverfahren: Die Flurbereinigungsbehörde erwirbt für den Kreis Soest die für die Renaturierung benötigte Fläche entlang des Bachlaufs und stellt dem Eigentümer im Gegenzug eine wertgleiche Ersatzfläche an anderer Stelle zur Verfügung. Die zuständige Flurbereinigungsbehörde ist das Dezernat 33 der Bezirksregierung Arnsberg.
Von der Brücke über den Soestbach an der Schwefer Straße zwischen Schwefe und Borgeln ist der Arbeitsfortschritt am Gewässer gut zu erkennen: Das Wasser bahnt sich bereits seinen Weg durch die beiden neuen Schlingen, die den Bachlauf um insgesamt rund 110 Meter verlängern. Auf der in Fließrichtung linken Seite steigt das Ufer nun terrassenförmig an. Die Stufen bieten später wertvolle Lebensräume für Tiere wie den Eisvogel. Bepflanzt werden sie nicht. „Das übernimmt die Natur selbst“, sagt Kühlmann.
Um dem Fließgewässer mehr Bewegungsfreiheit zu geben, wurde das Bachbett auf einer Länge von 250 Metern von Steinschüttungen befreit, die seinerzeit im Rahmen der Begradigungsmaßnahme eingebracht worden waren. In der Fachsprache nennt man das „Entfesseln“. Ein passender Ausdruck, findet die Bauleiterin: „Um den ökologischen Zustand eines Gewässers nachhaltig zu verbessern, müssen wir ihm Raum geben und die Eigendynamik dieses Naturraums zulassen. So kann sich der Bach wieder frei in der Landschaft verlagern. Boden bricht von den Uferbereichen ab und lagert sich an anderer Stelle wieder an. Inseln, Steilwände, Flachwasserzonen und tiefe Kolke entstehen als vielfältige Lebensräume für Tiere und Pflanzen.“
Neue, naturnahe Strukturen
In der Verdämmung des Altverlaufs des Soestbachs finden die Steine einen neuen Nutzen. Gleiches gilt für das Holz, das angefallen ist, um Platz für die Renaturierungsmaßnahme zu schaffen. So wurden die Bäume entlang des Ufers fachgerecht auf Stock gesetzt, damit sie im nächsten Jahr wieder austreiben können. Einige wenige Gehölze mussten vollständig entfernt werden. Das Totholz schafft nun neue, naturnahe Strukturen im Uferbereich des Gewässers, die Tieren als Nahrungsquelle, Besiedlungsfläche oder Versteckmöglichkeit dienen.
Insgesamt rund 140.000 Euro wird die Renaturierungsmaßnahme kosten. Zahlen muss der Kreis Soest aber nur 20 Prozent, also voraussichtlich 28.000 Euro, denn das Projekt wird zu 80 Prozent über das Landes-Förderprogramm „Lebendige Gewässer“ gefördert. Der Soestbach soll an weiteren Stellen renaturiert werden: „Aktuell haben wir in Berwicke zwei Projekte in Planung. Nach Abschluss der Planung erfolgt das wasserrechtliche Genehmigungsverfahren. Mit Vorlage dieser Genehmigung wird der Förderantrag gestellt und sobald uns die Förderzusage vorliegt, können wir mit der Ausschreibung beginnen“, kündigt Annette Kühlmann an.




