Kreis Borken/Vreden – Das Ende des Zweiten Weltkrieges am 8. Mai 1945 jährt sich in diesem Jahr zum 80. Mal. Anlässlich dieses besonderen historischen Ereignisses zeigt das kult Westmünsterland in Vreden, Kirchplatz 14, zwei neue Sonderausstellungen, die an das Ausmaß des Grauens des nationalsozialistischen Terrorregimes erinnern: „Riga. Deportationen – Tatorte – Erinnerungskultur“ (29.04. bis 22.06.2025) und „Die Tänzerin von Auschwitz“ (11.05. bis 11.09.2025). „Beide werden am Sonntag, 11. Mai 2025, um 11 Uhr offiziell eröffnet“, verkündet Silke Röhling, Leiterin des kult. Die Gäste erwartet dann ein Vortrag von Paul Glaser, Autor des Buches „Die Tänzerin von Auschwitz“ und Neffe der Protagonistin Roosje Glaser, die den Holocaust überlebte. Der Titel lautet „Die Entdeckung meines Familiengeheimnisses“. Der Eintritt an diesem Tag ist frei.
Die Wanderausstellung des Riga-Komitees „Riga. Deportationen – Tatorte – Erinnerungskultur“ thematisiert die Deportationen von rund 30.000 überwiegend jüdischen Frauen, Männern und Kindern zwischen 1941 und 1942 in die von den Nationalsozialisten besetzten baltischen Staaten. Die meisten davon kamen im Raum Riga an. Nur etwa vier Prozent der Menschen überlebten, die anderen wurden im Wald von Bikernieki und im Rumbula ermordet oder starben im Ghetto wie in später eingerichteten Lagern.
Für Jüdinnen und Juden aus der Region wurde Riga zum „westfälischen Auschwitz“. Ein Großteil der aus Westfalen deportierten jüdischen Menschen fand dort den Tod. Im Jahr 1938 waren rund 530 Mitglieder bei jüdischen Gemeinden in den Altkreisen Ahaus und Borken gemeldet, die ab Dezember 1941 in mehreren Transporten verschleppt wurden, mindestens zwei davon fuhren nach Riga. Einblicke in die konkreten Schicksale deportierter Menschen aus dem Westmünsterland erhalten Besucherinnen und Besucher dank der Ergänzung der Wanderausstellung des „Riga Komitees“ durch lokale Forschungsergebnisse.
Die Ausstellung „Die Tänzerin von Auschwitz“ zeichnet die Geschichte der niederländischen Jüdin Roosje Glaser anhand ihrer eigenen Tagebuch-Notizen und vieler Familienfotos nach: Roosje Glaser war eine lebenslustige Frau mit Anfang 20, als das NS-Regime die Macht übernahm. Sie betrieb als bekannte Tanzlehrerin ihre eigene Tanzschule, die sie auch nach der deutschen Besetzung der Niederlande heimlich auf dem Dachboden der Eltern fortführte. Als ihr Ex-Mann sie an die Nationalsozialisten verriet, begann ihr Leidensweg durch sieben Konzentrationslager. In Auschwitz schrieb sie Lieder und Gedichte, trat bei abendlichen Treffen der Schutzstaffel (SS) als Tänzerin auf. Roosje Glaser überlebte so den Holocaust. Sie starb später im Jahr 2000 im Alter von 86 Jahren in Stockholm.
Ihr Neffe Paul Glaser kam Ende der 1980er-Jahre durch Zufall dem Geheimnis seiner jüdischen Wurzeln auf die Spur. Er traf sich mit seiner Tante in Schweden und deckte dabei immer mehr Details seiner Familiengeschichte auf. Nach dem Tod seiner Tante veröffentlichte er die Geschichte unter dem Titel „Die Tänzerin von Auschwitz“.
Das kult bietet anlässlich der beiden Ausstellungen wieder ein umfassendes Begleitprogramm. Sofern nicht anders vermerkt, ist die Teilnahme kostenlos.
Vorträge/Lesungen:
- Sonntag, 11. Mai 2025, 11 Uhr: Eröffnung mit Vortrag von Paul Glaser „Die Entdeckung meines Familiengeheimnisses“
- Donnerstag, 15. Mai 2025, 19 Uhr: Vortrag von Ingeborg Höting aus Stadtlohn „Von Ahaus, Stadtlohn, Vreden 1941 deportiert nach Riga: Namen, Gesichter, Schicksale“ (um Anmeldung beim kult unter der Telefonnummer 02861/681-1415 wird gebeten)
- Donnerstag, 22. Mai 2025, 19.30 Uhr: Lesung von Alexa Hennig von Lange „Heimkehrer Trilogie“ (Kosten: 8 Euro Vorverkauf, 10 Euro Abendkasse, Tickets sind im kult oder online erhältlich)
- Mittwoch, 3. September 2025, 19 Uhr: Lesung von Gisbert Strotdrees „Jüdisches Landleben: Vergessene Welt in Westfalen“ (um Anmeldung beim kult unter der Telefonnummer 02861/681-1415 wird gebeten)
- Mittwoch, 10. September 2025, 19.30 Uhr, Lernwerk Bocholt: „Adressat unbekannt“ – musikalische Lesung mit Björn Nonnweiler und dem „Wortkontor“ (Kosten: 10 Euro Vorverkauf, 12 Euro Abendkasse, Tickets sind bei der VHS Bocholt oder unter www.vhs-bocholt.de erhältlich)
Theateraufführung:
- Montag, 16. Juni 2025, 19.30 Uhr, Aula im Gymnasium Georgianum in Vreden: „ÜBERdasLEBEN oder: meine Geburtstage mit dem Führer“ (Kosten: 10 Euro pro Person, Tickets sind im kult oder online erhältlich)
„Kino im kult“:
- Donnerstag, 8. Mai 2025, 19 Uhr: „Back to Borken“ mit Lesung von Autor Daniel Huhn (um Anmeldung beim kult unter der Telefonnummer 02861/681-1415 wird gebeten)
- Donnerstag, 5. Juni 2025, 19 Uhr: „Hannah Arendt“ (um Anmeldung beim kult unter der Telefonnummer 02861/681-1415 wird gebeten)
- Donnestag, 12. Juni 2025, 19 Uhr: „The Zone of interest“ (um Anmeldung beim kult unter der Telefonnummer 02861/681-1415 wird gebeten)
- Donnerstag, 3. Juli 2025, 18.30 Uhr: „Unter Bauern – Retter in der Nacht“ und „Eine Herzenssache: Marga Spiegel und ihre Retter“ (um Anmeldung beim kult unter der Telefonnummer 02861/681-1415 wird gebeten)
Führungen an Erinnerungsorten in der Region:
- Sonntag, 15. Juni 2025, 14.30 Uhr: nationaal onderduikmusem in Aalten (NL), (Treffpunkt nationaal onderduikmuseum, Kosten: 7,50 Euro pro Person, um Anmeldung beim kult unter der Telefonnummer 02861/681-1415 wird gebeten)
- Sonntag, 24. August 2025, 14.30 Uhr: „Geschichtsort Humberghaus, Dingden“ (Treffpunkt Humberghaus, Kosten: um Spende wird gebeten, Anmeldung beim kult unter der Telefonnummer 02861/681-1415)
Öffentliche Führungen:
- Sonntag, 18. Mai 2025, 14.30 Uhr
- Sonntag, 22. Juni 2025, 11 Uhr
- Sonntag, 17. August 2025, 14.30 Uhr
- Sonntag, 7. September 2025, 11 Uhr
(Kosten: Museumseintritt, um Anmeldung beim kult unter der Telefonnummer 02861/681-1415 wird gebeten)
Bei Fragen zum Programm steht Silke Röhling unter der Telefonnummer 02861/681-4280 oder per E-Mail an s.roehling@kreis-borken.de zur Verfügung.
Die neuen Sonderausstellungen können zu den regulären Öffnungszeiten des kult (dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr) besucht werden. Der Eintritt beträgt für Erwachsene 4 Euro pro Person. Kinder und Jugendliche bis 17 Jahren zahlen nichts.