Krefeld – In den jüngsten Sitzungen des Umweltausschusses und des Planungsausschusses hat die Verwaltung gemeinsam mit dem Gutachterbüro Lohmeyer einen Zwischenbericht zum Potenzial für Photovoltaik-Anlagen auf privaten sowie städtischen Dach- und Gebäudeflächen in Krefeld vorgestellt. Theoretisch wären demnach bei Nutzung sämtlicher als geeignet identifizierten Dachflächen Erträge in Höhe von rund 2.047 Gigawattstunden (GWh) pro Jahr möglich. Auf Basis der Zahlen könnten bei einem Durchschnittsverbrauch von 4.000 Kilowattstunden (kWh) je Haushalt und Jahr rund 511.750 Haushalte versorgt werden.
„Aus der Studie wird deutlich, dass vor Ort produzierte Photovoltaikenergie auch für Krefeld in erheblichem Ausmaß dazu beitragen kann, Treibhausgase zu reduzieren und somit das vom Stadtrat verabschiedete Ziel der Klimaneutralität in Krefeld zu erreichen“, sagt Krefelds Umweltdezernentin Sabine Lauxen. „Natürlich handelt es sich um einen theoretischen Wert, da verschiedene Faktoren wie Netzausbau oder Speicherkapazitäten berücksichtigt werden müssen. Das positive Zwischenergebnis der Studie bestärkt uns allerdings in dem Vorhaben, mit einer Solarinitiative die PV-Nutzung auch in Krefeld stark auszubauen.“ Sabine Lauxen betont zudem, dass das neue Datenmaterial noch detailliertere Daten liefern könne als das Solarkataster des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz.
Das beauftragte Büro Lohmeyer hat zunächst eine auf Basis des Geoinformationssystems (GIS) gestützte Aufbereitung der Geodaten für Krefeld vorgenommen und ein dreidimensionales Gebäudemodell aller in Krefeld befindlichen Gebäude erzeugt. Mit Unterstützung der Experten aus der Verwaltung wurden in mehreren Workshops die relevanten Geodaten und Datenquellen zusammengestellt und plausibilisiert. Auf der Grundlage des 3D-Modells wurden die Strahlungsberechnungen für die ermittelten Gebäude, Dächer und Fassaden durchgeführt. Die Simulationen erfolgten für ein gesamtes Jahr. Dabei wurden Verschattungseffekte sowie Gebäudearten und -nutzungen unterschieden.
Bei den Berechnungen der solaren Einstrahlung wurden 154.340 Gebäudeumrisse mit einer Gesamtfläche von 14.557.452 Quadratmetern beziehungsweise rund 14,5 Quadratkilometern berücksichtigt. 2.903 Gebäudeumrisse wurden wegen der Gebäudeart oder des Objekttyps vernachlässigt. Die nach solaren Einstrahlungsmengen berechneten und beurteilten Gebäudedachflächen und Teildachflächen wurden in Abhängigkeit der Einstrahlung nach Eignungsklassen für Photovoltaikanlagen klassifiziert. Im Modell können die Anteile der solaren Einstrahlungsmengen auf die geeigneten Dachflächen selbst und nach Nutzungsarten unterschieden werden. In diesem Zusammenhang wurden auch die Eignungsflächen von Parkplätzen und Parkdecks im Stadtgebiet analysiert.
Unter Berücksichtigung von drei PV-Modulkategorien können nunmehr die potenziellen Energie- und CO2-Reduktions-Potenziale berechnet werden. Die Analyse der Gebäude im Stadtgebiet beinhaltet weiterhin die Untersuchung der Fassadenflächen für die Nutzung mit Photovoltaikanlagen. Dieser Arbeitsschritt steht noch aus, ebenso die Berücksichtigung von Restriktionen durch städtebauliche Satzungen, Denkmalschutz, technische Gebäudevoraussetzungen und bauplanerische Einschränkungen sowie Berechnungen zum wirtschaftlichen Potenzial der geeigneten Dach- und Fassadenflächen. Die Studie wird im Abschlussbericht auch Empfehlungen zur weiteren Vorgehensweise liefern. Zu berücksichtigen ist bei allen Rechenmodellen zum Potenzial von PV-Energie, dass damit auch ein Ausbau der Stromnetze sowie ein Ausbau der Speichermöglichkeiten von Strom einhergehen muss. Sonnenenergie ist nicht verlässlich das ganze Jahr über zur Verfügung, im Sommer meist mehr als im Winter.
Bereits in den vergangenen Jahren hat die Stadtverwaltung auf zahlreichen städtischen Dachflächen PV-Anlagen installiert. So konnten zuletzt innerhalb rund eines Jahres zwölf Liegenschaften auf entsprechende Anlagen umgerüstet werden. Die Gesamtleistung liegt bei 1790 Kilowatt-Peak (kWp), das entspricht rund 1,8 Millionen Kilowattstunden Strom. Die größte Anlage entstand auf dem Dach des Schulzentrums Horkesgath. Auch beide Standorte der Gesamtschule Uerdingen, die Robert-Jungk-Gesamtschule, die Albert-Schweitzer-Realschule und die Freiherr-vomStein-Realschule, das Berufskolleg Kaufmannsschule, das Gymnasium am Moltkeplatz, die Grundschule Buscher Holzweg, die Franz-Stollwerk-Schule und die Erich-Kästner-Schule sowie das Weiterbildungskolleg am Danziger Platz sind nun mit Photovoltaik ausgerüstet.