Krefeld – Um die Herausforderungen des sich wandelnden Arbeitsmarktes gemeinsam zu meistern, hatte die Regionalagentur Mittlerer Niederrhein mit dem Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales Nordrhein-Westfalen, der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit, den Agenturen für Arbeit Mönchengladbach und Krefeld sowie den Jobcentern Krefeld, Mönchengladbach, Rhein-Kreis Neuss und Kreis Viersen für Mittwoch, 30. August 2023, nach Krefeld eingeladen.
Ziel der Veranstaltung „Fachkräfteentwicklung in der Region Mittlerer Niederrhein – vernetzte Weiterbildungsräume“ war es, Transparenz über die Angebote der beruflichen Weiterbildung herzustellen, voneinander zu lernen und anhand von Praxisbeispielen zu zeigen, wo bereits erfolgreiche Ansätze und Netzwerke zur Sicherung von Fachkräften durch Weiterbildung am Mittleren Niederrhein existieren.
Die Notwendigkeit, die beruflichen Weiterbildungsangebote stärker zu vernetzen, um die Menschen zwischen Rhein, Erft, Schwalm und Niers für die darin steckenden persönlichen Perspektiven zu begeistern, erklärten in einer von Bertram Gaiser (Leiter der Regionalagentur) moderierten Talk-Runde stellvertretend: Dr. Sarah Borgloh (Agentur für Arbeit Krefeld), Ingo Schabrich (Kreis Viersen), Sabine Hustedt (Jobcenter Rhein-Kreis Neuss), Daniela Perner (IHK Mittlerer Niederrhein) und Dr. Sabrina Lesch (Koordinierungsstelle für Gemeinwesenarbeit, Stadt Krefeld).
Dr. Sarah Borgloh, Vorsitzende der Geschäftsführung Agentur für Arbeit Krefeld: „Eine stärkere Vernetzung und eine noch intensivere Zusammenarbeit der regionalen Netzwerkpartner auf dem Arbeits- und Ausbildungsmarkt bieten die Chance, die bestmögliche Unterstützung für Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, Beschäftigte sowie für ausbildungs- oder arbeitsuchende Menschen am Mittleren Niederrhein anzubieten. Wir alle besitzen Hebel, mit denen wir die benötigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus- und weiterbilden können. Teilzeitmodelle in Ausbildung und Beschäftigung ermöglichen beispielsweise Menschen eine Berufstätigkeit, die pflegebedürftige Angehörige oder Familie zu Hause haben. Wir unterstützen als Arbeitsagentur aber auch Menschen, die eine Ausbildung im zweiten Anlauf aufnehmen. Mit der Initiative „Zukunftsstarter“ bieten wir Menschen im Alter von 25 bis 35 Jahren hierfür gute Bedingungen. Auch Beschäftigte können unter bestimmten Voraussetzungen von einer Förderung ihrer Weiterbildungsbemühungen profitieren. Bei ihnen können wir etwa eine Qualifizierung fördern, wenn das Risiko von Arbeitslosigkeit infolge der Transformation hoch ist und sich hieraus individueller Weiterbildungsbedarf ergibt oder wenn eine Weiterbildung in einem Engpassberuf beabsichtigt ist.“
Ingo Schabrich, Kreisdirektor, Kreis Viersen: „Zum einen sind wir Träger zweier großer Berufskollegs in Viersen und Kempen. Uns war und ist es immer wichtig, unsere Schulen bestmöglich auszustatten. An unserem Rhein-Maas-Berufskolleg in Kempen haben wir aktuell beispielsweise eine wirklich große Baumaßnahme vor der Brust, mit der wir eine moderne und großzügige Campuslösung umsetzen werden. Wenn wir über vernetzte Bildungsräume reden, sind aus meiner Sicht aber auch zwei weitere Bildungseinrichtungen von großer Bedeutung. Da ist zum einen das „Weiterbildungskolleg Linker Niederrhein“ dessen Schulträger wir sind. Diese Schulform leistet einen wichtigen Beitrag für die Fachkräfteentwicklung, da sie zum einen eine Schule der zweiten Chance ist und zum anderen auch in den letzten Jahren einen großen Beitrag im Bereich der Integration geleistet hat. Sie hat vielen zugewanderten Menschen die Chance geboten, auch einen formalen Bildungsabschluss zu machen. Was vielen vielleicht gar nicht bewusst ist, aber unser Weiterbildungskolleg hat auch Standorte in Mönchengladbach und Krefeld und ist damit optimal in der Region vernetzt. Die zweite wichtige Bildungseinrichtung ist unsere VHS. Es gibt in NRW nicht viele Volkshochschulen, die für das gesamte Gebiet eines Kreises zuständig sind. Unsere VHS ist eben genau das.“
Sabine Hustedt, Geschäftsführerin, Jobcenter Rhein-Kreis Neuss: „Das Jobcenter legt einen starken Fokus auf das Thema Weiterbildung und Qualifizierung. Wir bieten in Kooperation mit Bildungsträgern ganzheitliche Fördermöglichkeiten für Arbeitsuchende, die Weiterbildungsbedarf haben. Diese Förderungen können finanzielle Unterstützung, Beratung und gezielte Vermittlung in passende Weiterbildungsmaßnahmen umfassen, um sicherzustellen, dass die individuellen Fähigkeiten ausgebaut werden. Dazu gehört beispielsweise aber auch, dass im Mai dieses Jahres bei uns in Neuss eine Weiterbildungsmesse in Zusammenarbeit mit dem Weiterbildungsverband Mittlerer Niederrhein stattgefunden hat, um Interessierten eine Plattform zur Erweiterung ihrer Fähigkeiten und Qualifikationen sowie für den direkten Austausch zu bieten. Durch die Zusammenführung von Ressourcen und Wissen können Synergien genutzt werden, um von gegenseitigen Erfahrungen zu profitieren und effektive Zukunftsstrategien zu entwickeln. Die engere Zusammenarbeit zwischen den Netzwerkpartnern aus der Region erlaubt es, gezielte Unterstützungsangebote zu gestalten, die den Bedürfnissen des Arbeitsmarkts gerecht werden.“
Daniela Perner, Geschäftsführerin, Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein: „Wir arbeiten mit unseren Partnern in Sachen Ausbildung und Berufsorientierung bereits seit Jahren sehr erfolgreich – jetzt gilt es, unsere Vernetzung auch für die Weiterbildung zu nutzen. Die Gleichwertigkeit akademischer und beruflicher Bildung darf kein Lippenbekenntnis sein, sondern muss auch in der Praxis gelingen. Das heißt, dass es etwa mit einem Bachelor Professional möglich sein muss, einen Masterstudiengang an der Hochschule zu absolvieren. Auch die Berufsorientierung an Schulen muss dringend weiter ausgebaut werden, damit Schülerinnen und Schüler möglichst früh wissen, welche Möglichkeiten es gibt. Wichtig ist es, regionale Bildungsstrategien zu entwickeln, die den jeweiligen lokalen Begebenheiten gerecht werden – auch darüber müssen wir uns eng mit allen Akteuren abstimmen, um flexibel und individuell agieren und alle Potenziale ausschöpfen zu können. Dazu gehört es auch, jungen Menschen ohne qualitative Berufsabschlüsse individuelle Perspektiven zu schaffen, etwa durch Teilqualifizierungen, also abgegrenzte und bundesweit standardisierte Ausbildungsbausteine innerhalb eines Berufsbildes. Dazu müssen wir noch intensiver mit Bildungsträgern kooperieren.“
Dr. Sabrina Lesch, Leiterin Koordinierungsstelle für Gemeinwesenarbeit, Stadt Krefeld: „Wir als Stadt Krefeld helfen dabei mit, Menschen unterschiedlicher Herkunft fit für den Arbeitsmarkt zu machen. Sei es, dass wir mit unserer Volkshochschule Sprachkurse anbieten, sei es, dass wir bei der Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse unterstützen. Verstärkt beschäftigen wir uns auch mit den noch nicht ausreichend ausgeschöpften Potenzialen von Frauen, deren Erwerbsquote in Krefeld unterdurchschnittlich ausgeprägt ist. Und es gibt benachteiligte Gruppen wie Armutsbetroffene, deren Zugang zum Beispiel in Weiterbildungsangebote noch verbessert werden kann. Die Stadt Krefeld, Abteilung Kommunale Zentralstelle für Beschäftigungsförderung (Kom ZfB), gibt im Rahmen des Teilhabechancengesetzes aktuell auch knapp 80 Langzeitarbeitslosen die Chance, ganz regulär in der Verwaltung zu arbeiten. Die Erfahrungen sind hervorragend. Die Einsatzgebiete sind unterschiedlich: von unseren Grünflächen bis zur helfenden Hand im Kindergarten. Hier zeigt sich, wie Menschen, die lange nicht mehr gearbeitet haben, wieder am gesellschaftlichen Leben teilhaben und langfristig am ersten Arbeitsmarkt integriert werden können. Hier ist es uns eine besondere Aufgabe, dass diese Menschen neben der normalen Arbeit auch qualifiziert werden.“
Den Gedanken, voneinander zu lernen, vervollständigten bei der Veranstaltung in den Räumen der Industrie- und Handelskammer in Krefeld Elmar te Neues (Präsident IHK Mittlerer Niederrhein), Stephanie Schmidt (Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit), Reinhard Völzke (Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales NRW), Peter Lippsmeier (Bereichsleiter, Agentur für Arbeit Mönchengladbach), Ansgar Fißbeck (Bereichsleiter, Agentur für Arbeit Krefeld), René Penke (Programmbereichsleiter Berufliche Bildung/Bildungsberatung, Volkshochschule Mönchengladbach) sowie Denis Bödeker (WHP Tiefbaugesellschaft mbH & Co. KG).