Krefeld – Der katholische Landesherr – auch von Linn – gilt als eine der schillerndsten Persönlichkeiten in der Geschichte des geistlichen Fürstentums. Von seinen Aufgaben und Pflichten hielt sich der Erzbischof aus dem Haus der bayerischen Wittelsbacher jedoch gerne fern. Sein Lebensstil entsprach dem eines weltlichen Fürsten mit allem Luxus und Prunk – und er liebte die Jagd, besonders in den Wäldern um Burg Linn. Museumsleiter Dr. Boris Burandt präsentierte nun den Degen aus dem persönlichen Besitz des einstigen Kurfürsten. Ab sofort wird er im Jagdschloss des Museums vis-a-vis eines Clemens-August-Porträts ausgestellt.
Münchner Auktionshaus bot Degen an
Die Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen habe den Degen des Wittelsbachers als Teil dessen Nachlasses aufbewahrt, berichtet der Museumsleiter. Sie gaben ihn in jüngster Vergangenheit aus ihrem Bestand in das Auktionshaus Hermann Historica in München zur Versteigerung. „So haben wir klar nachweisen können, dass er von Clemens August ist“, so Burandt. Bei der Auktion fand sich jedoch kein Käufer, so dass das historische Objekt in den sogenannten Nachverkauf kam. „Solche Objekte sind nicht oft auf dem Markt“, erklärt Günther Busch, erster Vorsitzender der Freunde Museen Burg Linn. Dass ein originales Objekt des Kurfürsten in das Linner Museum gehört, stand dann fest. „Ich freue mich, dass wir solche Dinge finanzieren können“, sagt Busch. Der Erwerb samt Gebühren und Transport kostete 1.200 Euro. Der Jagddegen wurde im spanischen Toledo angefertigt. Die reichlich verzierte Waffe, unter anderem mit Jagdmotiven samt einem grün gefärbten Griff aus dem Horn eines Narwals, stammt aus dem 18. Jahrhundert. Der Degen diente dem Kurfürsten seinerzeit wohl nicht nur zum Repräsentieren. Eine zeitgenössische Abbildung von Clemens August samt dieser Stichwaffe ist leider nicht bekannt.
Luxusleben und Jagdgesellschaften
Das ausladende Repräsentationsbedürfnis von Clemens August äußerte sich in seinem großen Hofstaat, rauschenden Festen und Jagdgesellschaften. Weltliche Angelegenheiten seines geistlichen Amtes blieben ihm aber fremd und lästig. Clemens August war kein Staatsmann, sondern eine geschickt installierte Marionette seines Vaters Maximilian II. Emanuel von Bayern für das europäische Ränkespiel. Sinnbild des Kurkölner Luxus ist das inzwischen zum Weltkulturerbe gekürte Schloss Augustusburg bei Brühl, wo – so erzählt man sich – Ausgewählte als Belohnung zum „Augenschmaus“ von einer Galerie aus ihn und seine Gäste beim stundenlangen Speisen beobachten durften. Der reiselustige Sonnenkönig vom Rhein ließ zudem gerne anspannen, um seine Länder zu besuchen. Zwei kleine schwarze Kreuze im Krefelder Stadtwappen erinnern noch heute an die einstige Zugehörigkeit Linns und Uerdingens zu Kurköln.
Nachdem die Burg in Linn durch Kriegsfolgen und andere Schäden unbewohnbar geworden war, ließ Clemens August 1740 in der Vorburg das heute sogenannte Jagdschloss errichten. In den Wäldern rings um Linn stellte der Wittelsbacher in jedem Jahr für einige Tage Rehen, Hirschen, Sauen und auch Wölfen nach. Dann erklangen die Jagdhörner in den hiesigen Wäldern. An der Spitze der bunten Gesellschaft die Hunde und daselbst der Landesherr – vielleicht auch mit seinem Jagddegen.