Schenkung an Kunstmuseen Krefeld im Haus Lange zu sehen

Neben den Werken in der Ausstellung Museum grenzenlos mit dem FRAC Grand - Large Hauts-de-France in Dünkirchen ist nun ein weiteres wichtiges Werk eines der bedeutendsten französischen Künstler der Gegenwart in Haus Lange „eingezogen" - diesmal jedoch auf Dauer.

Krefeld – Bei der Arbeit mit Referenz auf einen Bauhaus-Designklassiker handelt es sich um eine großzügige Schenkung an die Kunstmuseen Krefeld. Dank der Schenkung mit Unterstützung der Dr. Fischer KG, Hamburg, bereichert die Arbeit Flickering Lights (Marianne Brandt) (2018) des französischen Künstlers Philippe Parreno (*1964 in Oran, Algerien, lebt und arbeitet in Paris) seit kurzem die Sammlung der Kunstmuseen Krefeld. Sie wurde vergangenes Jahr im Rahmen einer Auktion der LEAP Art Foundation erworben: „Dass wir als Ergebnis der Benefizauktion 2023 erneut in der Lage sind, eine wichtige Arbeit an die Kunstmuseen Krefeld zu übergeben, ist einem wichtigen Unterstützer unserer Förderidee zu verdanken“, erklärt Bettina Böhm, Gründerin und Direktorin der LEAP Art Foundation.

„Wir sind überaus glücklich und dankbar für diesen großartigen Neuzugang, der nicht nur eine so pointierte Ergänzung in Haus Lange bildet, sondern auch die Vision und Großzügigkeit und das bürgerschaftliche Engagement des Schenkers eindrucksvoll widerspiegelt“, freut sich Museumsdirektorin Katia Baudin. „Philippe Parrenos Formzitat einer Bauhaus-Designikone von Marianne Brandt fügt sich wie selbstverständlich in die Architektur Ludwig Mies van der Rohes ein. Die Irritation, die das permanent flackernde Licht hervorruft, ist charakteristisch für die multidisziplinäre Praxis von Parreno, mit der er das Erlebnis von Ausstellungen ganz neu definiert hat.“

Das Werk zitiert die Kugelleuchte DMB 26 der berühmten deutschen Designerin Marianne Brandt, die sie 1926 während ihrer Zeit als Leiterin der Metallwerkstatt am Bauhaus in Dessau entwarf. Parreno reproduzierte das Modell mithilfe der Stereolithographie, einem Laser-3D-Druckverfahren, in durchscheinendem Kunstharz. Die Halogenleuchte im Inneren flackert in einem vom Künstler programmierten Rhythmus. Parreno schuf Flickering Lights (Marianne Brandt) in einer Auflage von 50 anlässlich seiner ersten großen Einzelausstellung in Deutschland, die 2018 im Gropiusbau in Berlin stattfand. Mit Flickering Lights (Marianne Brandt) zitiert er die Lampen im Gropiusbau, die auf Brandts Entwurf zurückgehen. Jede Lampe der Edition hat Unikatcharakter, unterscheidet sich in der Gestaltung der Arme, der Textur des Lampenschirms sowie durch verschiedene Licht-Programmierungen. Die Lichtarbeit ist nun dauerhaft im Treppenhaus von Haus Lange installiert, so dass sie nicht nur für die Besuchenden der Ausstellungen, sondern auch von außen sichtbar ist.

Die Arbeit fügt sich ideal in den Kontext der aktuellen Ausstellung ein, die mehr als 100 Werke von rund 65 Künstler:innen und Designer:innen aus der Sammlung des FRAC Grand Large – Hauts-de-France in den Mies-Villen und im öffentlichen Raum präsentiert. Gezeigt werden viele interaktive, ephemere und veränderliche Kunstwerke sowie experimentelles Design aus Frankreich und den Benelux-Ländern.

Katia Baudin, die das FRAC in Dünkirchen 1997-2004 leitete, präsentiert mit dieser Auswahl einen bedeutenden Ausschnitt aus der einflussreichen frankophonen Kunst- und Designszene der 1990er und 2000er Jahre, die zu großen Teilen unter dem Begriff der Relationalen Ästhetik zusammengefasst werden kann. Der Kunstkritiker Nicolas Bourriaud erfand den Begriff (im Französischen Esthétique relationelle) für die damals neuen Praktiken, die oftmals auch provokativ das pralle Leben des Alltags in sterile Kunsträume wie Museen brachten – dazu gehören auch Werke von Künstler:innen wie Philippe Parreno. Haus Lange beherbergt eine lange Tradition raumgreifender, installativer Kunstausstellungen. So zum Beispiel auch von wichtigen Franzosen wie Yves Klein in 1961.

Trotzdem fanden Parreno und andere Künstler:innen dieser Richtung – wie beispielsweise Sylvie Fleury, Bruno Peinado und Rirkrit Tiravanija – in den 1990ern und 2000ern wenig Beachtung in Krefeld. Nun können Besuchende gleich zwei Werke des einflussreichen französischen Künstlers Philippe Parreno in den Häusern erleben – im ehemaligen Herrenzimmer von Haus Esters schweben seine Speech Bubbles aus dem Jahr 1997 als Leihgabe des FRAC. Bekannt wurde Parreno in den 1990er-Jahren durch Kollaborationen mit anderen Künstler:innen, Architektekt:innen und Musiker:innen aufgrund seines extrem kontextuellen, ortsspezifischen Kunstverständnisses. Seine Ausstellungen, von ihm in ihrer Gesamtheit als künstlerisches Medium verstanden, umfassen unterschiedliche Medien, vor allem auch Film und sind wie Analogien zu Filmen und musikalischen Kompositionen angelegt. Mit dieser konzeptuellen künstlerischen Praxis, in welcher er häufig Gegenstände aus dem Alltag und der Popkultur ins Museum holt und inszenatorisch „verschiebt“, hinterfragt Parreno die Grenzen zwischen Realität und Fiktion. Leitmotive sind dabei die menschliche Imagination, Zeitwahrnehmung sowie Sprache: „Art unframes and ruptures the meaning of what we usually see or hear, allowing it to speak in an outside voice“, erklärt er.

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