Netzwerk Kinderschutz in Krefeld schreitet voran

Melina Demir, Graiswin Kattoor und Nathalie Reichelt vom städtischen Sachgebiet Jugendhilfeplanung koordinieren die Umsetzung des Landeskinderschutzgesetzes auf kommunaler Ebene.

Krefeld –  Das Landeskinderschutzgesetz NRW umfasst 24 Paragrafen und ergießt sich in rund 3.700 Wörtern. 2022 ist es in Kraft getreten, um den Kinder- und Jugendschutz in Nordrhein-Westfalen nicht nur weiter auszubauen, sondern nachhaltig zu institutionalisieren. Die Kommunen sind dazu verpflichtet, die gesetzliche Theorie in die Praxis umzusetzen. In Krefeld übernehmen diese Aufgabe insbesondere Nathalie Reichelt und Melina Demir vom Fachbereich Jugendhilfe und Beschäftigungsförderung. Reichelt koordiniert das im vergangenen Jahr gegründete lokale Netzwerk Kinderschutz aus interdisziplinären Akteuren, Demir verantwortet die Qualitätsentwicklung und -sicherung.

Die beiden Mitarbeiterinnen des zuständigen Sachgebiets Jugendhilfeplanung haben den Prozess für einen qualitativ noch höheren Kinderschutz in Krefeld seither emsig vorangetrieben: Das Netzwerk gedeiht mit neuen, wirksamen Steuerungsinstrumenten, verschiedene Schulungen und Kursreihen sind bereits etabliert. Zudem nimmt die Stadt nun an einem wichtigen Pilotprojekt zur Qualitätsentwicklung im Kinderschutz teil.

Kinderschutz soll weiter verflochten werden

Vor nicht einmal einem Jahr hat sich das noch junge Kooperationsnetzwerk für Kinderschutz konstituiert. Etwa 90 Krefelder Akteure aus den Bereichen Jugendhilfe, Gesundheit, Schule, Polizei, Justiz und Sport verständigten sich seinerzeit auf eine fachübergreifende Zusammenarbeit. Das Ziel: Der hiesige Kinderschutz soll unter Berücksichtigung aller Gefährdungsbereiche strukturell noch enger verflochten werden. „Obwohl Krefeld in diesem Bereich bereits ziemlich gut aufgestellt war und ist, hat das vergangene Jahr gezeigt, wie sinnvoll und notwendig ein solcher Zusammenschluss ist“, bilanziert Nathalie Reichelt. „Es gibt in Krefeld sehr viele Gremien, die sich punktuell und spezifisch mit Kinderschutz beschäftigten. Bisher fehlte aber ein Instrument, das diese Handlungen bündelt und steuert.“ Die Rückmeldungen, so Reichelt weiter, fielen bisher durchweg positiv aus. Die neue Struktur des gemeinsamen Netzwerkes verleihe allen Akteuren mehr Handlungssicherheit, die Beratungsfunktion als koordinierende Stelle bei der Stadt werde stark nachgefragt.

Nach der Auftaktveranstaltung im September vergangenen Jahres diente ein erstes Netzwerktreffen im März dem Austausch und Kennenlernen. Auf dieser Grundlage hat Nathalie Reichelt einen Maßnahmenplan entwickelt, aus dem unter anderem ein Qualitätszirkel für gemeinsame Standards resultiert. Auch wird ein mehrtägiger Grundkurs geplant, der die unterschiedlichen Rollen innerhalb des Kinderschutznetzwerkes genauer definiert. „An dieser Stelle sind anfänglich häufig noch Unsicherheiten aufgetreten. Wir möchten damit nun eine gemeinsame Haltung entwickeln“, sagt Nathalie Reichelt. Die halbjährlich geplanten Netzwerktreffen sollen die Zusammenarbeit dabei als zentrales Steuerungselement weiter synchronisieren.

Fortbildungsreihe widmet sich Inklusivem Kinderschutz

Grundsätzlich handelt die Stadt beim Thema Kinderschutz nach den drei Prinzipien Prävention, Intervention und Kooperation. Hierbei nehmen Schulungen, psychologische Fachvorträge und Kinderschutzseminare einen wichtigen Part ein. Eine bereits begonnene Fortbildungsreihe in der Volkshochschule widmet sich zum Beispiel dem Inklusiven Kinderschutz. Dieses Angebot besteht aus vier Modulen, die etwa die Themenkomplexe Kinderrechte, Gefährdungseinschätzung und das Erkennen von Täterstrategien behandeln. Einige Lerninhalte werden hierbei auf Basis einer engen abteilungsübergreifenden Zusammenarbeit innerhalb des Krefelder Fachbereichs Jugendhilfe und Beschäftigungsförderung vermittelt.

„Kinder mit Beeinträchtigungen haben – abhängig von ihrer individuellen Lebenssituation – mitunter ein erhöhtes Risiko, Gewalt zu erfahren und weisen daher ein spezifisches Schutzbedürfnis auf“, erklärt Melina Demir und fügt hinzu. „Die Teilnehmenden führen in dieser Schulungsreihe ihre unterschiedlichen Perspektiven zusammen und bauen gemeinsam Hemmschwellen ab. Das stärkt die professionelle und interdisziplinäre Zusammenarbeit im Inklusiven Kinderschutz nachhaltig.“ Künftig soll das Angebot zweimal pro Jahr für je 15 Fachkräfte aus dem Netzwerk Kinderschutz angeboten werden.

Ein wichtiger Baustein der Krefelder Bemühungen für einen stärker vernetzten Kinderschutz ist außerdem die erstmalige Teilnahme am Pilotprojekt „Qualitätsentwicklungsverfahren im Kinderschutz (Quek)“. Es zielt darauf, ein standardisiertes Verfahren zur Qualitätsentwicklung im Kinderschutz zu erproben. Grundlage dieses Verfahrens ist ein abgeschlossener anonymisierter Kinderschutzfall, den Mitarbeitende aus dem Fachbereich Jugendhilfe exemplarisch und unter Beteiligung eines externen Fachteams analysieren.

„Dieses Projekt bietet uns als Stadt Krefeld die Möglichkeit, die Prozesse und Strukturen im Kinderschutz systematisch zu reflektieren und nachhaltig weiterzuentwickeln“, sagt Graiswin Kattoor, Leiterin des Sachgebiets Jugendhilfeplanung. Durchgeführt wird „QueK“ vom Deutschen Jugendinstitut (DJI), dem Institut für Soziale Arbeit (ISA) und der Bundesarbeitsgemeinschaft der Kinderschutzzentren (BAG KIZ). In Zukunft wird dieses Verfahren für alle nordrhein-westfälische Jugendämter im Fünf-Jahres-Rhythmus verpflichtend.

50.000 Euro für kostenfreie Präventionsangebote

Die Weiterentwicklung soll sich nicht nur auf Fachkräfte im Kinderschutz beschränken. Künftig sollen auch Familien und Kinder unmittelbar von Projekten und Angeboten der Netzwerkpartner profitieren. Hierfür stehen dem Krefelder Zusammenschluss jährlich 50.000 Euro aus Landesmitteln zur Verfügung. Der Jugendhilfeausschuss hat in seiner jüngsten Sitzung Anfang Juli die entsprechenden Förderrichtlinien verabschiedet. Der Fokus liegt auf kostenfreien Präventionsangeboten für Familien. Bei Rückfragen und für weitere Informationen zum Netzwerk Kinderschutz ist Nathalie Reichelt erreichbar unter Telefon 0 21 51 / 86 28 54 sowie via E-Mail an nathalie.reichelt@krefeld.de.

Wenn Kindeswohlgefährdungen festgestellt oder befürchtet werden, kann das Team Kindeswohl des Fachbereichs Jugendhilfe unter Telefon 0 21 51 / 86 45 45 kontaktiert werden. Die Dienstzeiten sind montags bis donnerstags von 8.30 und 16 Uhr sowie freitags von 8.30 und 12.30 Uhr. Außerhalb dieser Zeiten ist der Notfalldienst über die Polizei unter Telefon 0 21 51 / 63 40 oder über den Notruf 110 zu erreichen.

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