Krefeld – „Es ist schon etwas ganz Besonderes, was Raumlabor Berlin in Kooperation mit unserer Abteilung Kunstvermittlung hier entwickelt hat: eine Utopie-Werkstatt zum gemeinsamen Bauen, Denken und Debattieren“, sagt Museumsleiterin Katia Baudin. Das UtopiaLab bietet so eine einzigartige Möglichkeit, interaktiv an Kunst und Architektur teilzunehmen – über den Raum des Studios hinaus. Denn Besucher und Schüler können an einem Gemeinschaftskunstwerk mitarbeiten, das sich nicht nur im Studio 2, sondern auch im Treppenhaus des Museums ausbreiten wird.
Bereits vor der Eröffnung des Studios haben Schüler erste Module im Utopia-Lab entwickelt und somit einen produktiven Beitrag zu diesem interaktiven Projekt geleistet. Nun sind es Schüler der Rupert-Neudeck-Gesamtschule aus St. Tönis, die sich an dem Projekt beteiligen. Kunstlehrerin Natalie Jacobs berichtet, dass auf dem Lehrplan Architektur als Thema eingeplant sei. Sie setze dies mit ihrer Klasse nun im Krefelder Museum und dem Konzept der visionären Räume um. Und Kunstvermittler Thomas Janzen fügt hinzu, dass Schülerbesuche über den normalen Schulalltag hinausgingen, wodurch man den Jugendlichen einen attraktiven Zugang zu Kunst anbieten könne.
Die Stunden im Kaiser-Wilhelm-Museum sind in den täglichen Stundenplan der St. Töniser eingebunden. Die Schüler kommen vom Unterricht mit der Straßenbahn und fahren nach ihren Stunden im Museum zurück zur Rupert-Neudeck-Gesamtschule. „Ihnen macht es sichtlich viel Spaß“, stellt Jacobs fest. Ihre Schüler sind im Schnitt 15 Jahre alt. Alle arbeiten sehr konzentriert mit, es ist auffallend still in dem Raum. „Schaut, dass ihr alles verwendet – wegen der Nachhaltigkeit“, betont Jacobs. Die Module, an denen sie arbeiten, sollen sich im Laufe der Ausstellung zu einem skulpturalen Rohrsystem ausdehnen. Der Vor-Ort-Unterricht bietet die Möglichkeit, sich mit Konzepten der Nachhaltigkeit, Gemeinschaft und Zukunftsvisionen auseinanderzusetzen. „Im Utopia-Lab geht es nicht nur um die Erstellung von Kunstwerken, sondern auch um die Reflexion über unsere Zukunft und die aktive Auseinandersetzung mit Fragen, die unsere Städte und Gemeinschaften betreffen“, erklärt Baudin.
Wie in der Ausstellung setzen „Raumlabor Berlin“ und die Museumspädagogik auch beim Utopia-Lab auf die Umnutzung von im Haus bereits vorhandenen Dingen. So verwandeln sich im Studio 2 Museumsbänke durch Übereinanderstapeln kurzer Hand in ein Regal, auf dem Stoffe und andere Materialien ausgelegt sind. Der Kern des Studios ist eine eigenes von „Raumlabor Berlin“ entwickelte Apparatur, mit der gewöhnliche Kleiderbügel aus Draht zu Kreisen und anderen Formen umgebogen werden können. Diese bilden, indem sie mit festen Stoffen umkleidet werden, die Endstücke von Rohrmodulen, die die Besucher und Schüler individuell gestalten können. Die umgeformten Kleiderbügel sind zugleich Passstücke, an denen die Module miteinander für das Gesamtkunstwerk verbunden werden.
Das Utopia-Lab soll nicht nur ein Experimentierraum, sondern auch ein Ort des Dialogs sein. Zahlreiche begleitende Workshops, Dialogführungen und Veranstaltungen laden alle Interessierten ein, die Themen der Ausstellung weiter zu erforschen und sich mit Konzepten sowie mit aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen auseinanderzusetzen. Die Ausstellung „Visionäre Räume“ ist noch bis zum 30. März 2025 zu sehen. Weitere Informationen rund um die Ausstellung stehen unter www.kunstmuseenkrefeld.de. Schulklassen können sich für das Studio 2 im Kaiser-Wilhelm-Museum anmelden per E-Mail an servicekunstmuseum@krefeld.de.