Krefeld – Im gesellschaftlichen System, in der Schule oder der Kindertageseinrichtung, aber auch in der landestypischen Alltagsgestaltung gibt es viele Eigen- und Gewohnheiten, die für Zugewanderte erstmal fremd sind. Um die Ankunft in Deutschland zu erleichtern und eine bessere Integration zu ermöglichen, hat das Land unterschiedliche Unterstützungsprogramme aufgelegt, die auch in Krefeld unter der Leitung des städtischen Kommunalen Integrationszentrums (KI) umgesetzt werden. Jetzt hat die Stadt 23 Frauen mit einer Urkunde gewürdigt: Sie engagieren sich in Krefeld als Elternbegleiterinnen.
Projekte mit Elternbegleiterinnen
„Die Elternbegleiterinnen nehmen für andere nach Deutschland Gekommene eine Art Lotsenfunktion ein und helfen auf Augenhöhe, Fragen zu klären, aber auch Orientierungsmöglichkeiten zu schaffen“, erklärt Nicole Gangolf als städtische Ansprechpartnerin. In Krefeld werden durch das KI gleich mehrere Projekte mit Elternbegleiterinnen umgesetzt. Die Programme „Rucksack Kita“ und „Rucksack Schule“ arbeiten mit unterschiedlichen Altersgruppen und nehmen vor allem die Sprachkompetenz der Familien in den Fokus. „Viele Kinder in Krefeld wachsen mehrsprachig auf. Uns ist es wichtig, diese Mehrsprachigkeit zu fördern und anzuerkennen, denn die Familiensprache gilt es zu stärken „, schildert Sabine Andersen vom KI. „Beherrscht ein Kind eine Sprache gut, fällt es ihm leichter, auch eine zweite zu erlernen. Darauf bauen die Programme auf.“
Auf Basis der Landesprogramme
Über die Stadt Krefeld und auf Basis der Landesprogramme werden die Elternbegleiterinnen ausgebildet und erhalten einen großen Instrumentenkoffer an die Hand. Zu ihm gehören Infomaterialien genauso wie themenbezogene Spiele oder Lieder. Einmal in der Woche bieten sie Kurse in den teilnehmenden Kitas oder Schulen an. Mit einer festen Gruppe arbeiten sie spielerisch zu Themen, lernen dabei die Sprache, aber auch die Gewohnheiten des Landes und des Systems besser kennen und wachsen über einen Zeitraum von neun Monaten gleichzeitig als Gruppe zusammen. „Da die Elternbegleiterinnen oft schon ähnliche Erfahrungen gemacht haben, ist die Hemmschwelle, Fragen zu stellen oder sich auszutauschen niedrig“, erzählt Andersen weiter. „So sind nicht nur die Inhalte, sondern auch das Netzwerk wichtig.“
Programm „Griffbereit“
Das Programm „Griffbereit“ weitet den Adressatenkreis sogar noch aus. Nicht nur in Kitas, sondern auch in über die Stadt verteilten anderen Einrichtungen – zum Beispiel in der Moschee oder im Rahmen von Stadtteilprojekten – finden Eltern-Kind-Spielgruppen statt. Sind die „Rucksack“-Programme nur für Familien mit internationaler Familiengeschichte, mischen sich in den Spielgruppen die Familien mit Kindern zwischen einem Jahr und drei Jahren aus allen Nationen, das heißt auch mit einheimischen deutschen Familien. Auch hier geht es um Sprach- und Familienbildung. Ein weiteres neu hinzugekommenes Landesprogramm „Griffbereit MINI“ für Familien mit Kindern im ersten Lebensjahr befindet sich noch in Planung und soll ebenfalls bald auch in Krefeld umgesetzt werden.
Grundlagenschulung
Insgesamt hat das KI nun 23 Frauen als Elternbegleiterin geehrt. Aktuell werden noch neue Frauen gesucht, die Lust haben, das Team zu unterstützen. Nach einer Grundlagenschulung arbeiten sie eigenständig, aber eng betreut durch die KI-Mitarbeiterinnen und in Absprache mit den teilnehmenden Einrichtungen vor Ort in den Häusern. Für die wöchentlichen Angebote erhalten sie eine Aufwandsentschädigung. Für viele der Elternbegleiterinnen sei, so schildert Nicole Gangolf, die Tätigkeit auch ein Weg, sich selbst besser in Deutschland zurecht zu finden: „Wir haben immer wieder Frauen, die anschließend über ihre Tätigkeit als Elternbegleiterin zurück in den Beruf finden oder sich eine berufliche Tätigkeit oder eine Ausbildung zutrauen. Das ist auch Teil des Programmes: Wir möchten die Frauen ermutigen, selbst neue Wege zu gehen. Für weitere Informationen stehen die Projektleiterinnen des Kommunalen Integrationszentrums zur Verfügung (E-Mail nicole.gangolf@krefeld.de).