Krefelder Hip-Hop-Weltmeister werden im Rathaus geehrt

Oberbürgermeister Frank Meyer hat die frisch gekürten Weltmeister im Street Dance, Majid Kessab und Franky Dee, zu einem offiziellen Empfang eingeladen.

Krefeld – Daraus entwickelt sich eine spannende Begegnung unterschiedlicher Welten: junge Nachwuchstänzer, Vertreter der Politik, des Stadtsportbunds und der Stadtverwaltung, Kinder aus Krefelder Jugendzentren. Auch Ballettdirektor Robert North mit seiner Assistentin Sheri Cook ist erschienen. Als die jungen Tänzer zu lauten Beats Kostproben ihres Könnens geben, bewegt sich der fast 80-Jährige im Takt mit. Es ist ein Treffen der Generationen, die geeint sind durch ihre Leidenschaft für den Tanz.

Majid Kessab und Franky Dee sind beide in Krefeld zu Hause, doch als Hip-Hop-Tänzer gehören sie zur absoluten Weltspitze. Im Juni sind sie beim renommierten Tanzwettbewerb „Juste Debout“ in Hamburg gemeinsam Weltmeister geworden – nach 2014 schon zum zweiten Mal. Für Majid, der 2013 die Fernseh-Talentshow „Got to Dance“ gewonnen und dem Fußballstar Lionel Messi für einen Werbespot das Tanzen beigebracht hat, ist es sogar schon der dritte Weltmeistertitel.

„Ist es nicht verrückt, wie wenig in unserer Stadt über diese Erfolgsgeschichte gesprochen wird?“, fragte der Oberbürgermeister in seiner Rede. „Denn dieser Titel ist eine absolute Sensation. Zwei der besten Tänzer der Welt leben und arbeiten in Krefeld, und sie geben ihr Können und ihre Erfahrungen an viele andere junge Menschen weiter, die in Zukunft vielleicht ähnliche Erfolge feiern können.“ Tatsächlich wurde dieser Effekt schon bei der aktuellen Weltmeisterschaft sichtbar: Zwei weitere Tänzer aus Majid Kessabs Tanzschule Area Urban Dance Company, die sich Albov und Chico nennen, schafften es immerhin bis ins Achtelfinale.

„Beinahe filmreife Geschichte“ der beiden Tänzer Majid Kessab und Franky Dee

Die Geschichte der beiden Tänzer Majid Kessab und Franky Dee ist, wie Frank Meyer bemerkte, „beinahe filmreif“. Bis 2014 waren sie Rivalen, traten dann gemeinsam beim „Juste Debout“ an und errangen sogleich den Weltmeistertitel. Beide haben in Jugendzentren erste Erfahrungen mit dem Tanzen gesammelt: Franky Dee in seiner Heimatstadt Aachen, Majid Kessab im „Café Oje“ in Krefeld. „Solche Orte sind unfassbar wichtig – Orte, an denen junge Menschen einen Treffpunkt finden, wo sie im wahrsten Sinne des Wortes, aber auch im übertragenen Sinne den ‚Raum‘ bekommen, ihre Ideen und Interessen zu verwirklichen“, so Frank Meyer. „Eure Geschichte zeigt wieder einmal, wie sehr es sich lohnt, mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten. Wenn man ihnen die Chance gibt, ihren Weg zu machen, kann Großes daraus entstehen.“ Gerade im Hip-Hop sei die Szene geprägt von Menschen mit Migrationshintergrund und häufig mit Diskriminierungserfahrungen. „Und so ist Street Dance auch ein Ausdruck von Freiheit und Selbstbewusstsein: Etwas pathetisch könnte man sagen, dass der Tanz denen eine Stimme gibt, die sonst womöglich leicht überhört werden könnten.“

Frank Meyer erinnert in seiner Rede an die Ursprünge des Street Dance als urbane Subkultur im New York der 1970er-Jahre. Mit dem Siegeszug des Hip-Hop begann seinerzeit auch die Ausbreitung verwandter künstlerischer Darstellungsformen wie Graffiti, Breakdance oder DJ-ing. Es entstand eine Kultur mit ganz eigenen Regeln und Normen. Heute lassen sich damit längst Hallen füllen und riesige digitale Reichweiten generieren. Die gesamte Popkultur ist von Elementen des Street Dance durchzogen – sie finden sich in Musikvideos und Werbespots, bei Live-Konzerten und in Millionen von Clips auf sozialen Netzwerken. Aus der einstigen Subkultur ist ein Massenphänomen geworden. Breakdance wird in diesem Sommer bei den Olympischen Spielen in Paris erstmals eine eigene Disziplin sein. „Zugegeben: Street Dance, Hip-Hop und urbane Kultur gehören hier im Rathaus nicht zum Standard-Repertoire“, erklärte der Oberbürgermeister. „Und genau deshalb habe ich mich gefragt: Warum eigentlich nicht?“

Tanzschule mit einem Konzept ähnlich dem eines Jugendzentrums

Das Ergebnis war jedenfalls beeindruckend – und nicht nur in tänzerischer Hinsicht. Beide Weltmeister betonten, sie seien der Stadt dankbar für die Würdigung ihrer Arbeit. „Ich fühle mich sehr zu Hause in Krefeld“, gestand Franky Dee in seinen Dankesworten. „Und ich freue mich, dass wir über die Mittel des Hip-Hop Liebe, Kultur und Gemeinschaft verbreiten können.“ Majid Kessab, der als Dreijähriger mit seiner Familie aus dem Irak nach Krefeld geflohen ist, sprach dem Team des „Café Oje“ seinen Dank aus: „Ihr habt damals an uns geglaubt und habt den Raum länger aufgelassen, damit wir tanzen konnten. Die Zeit im Jugendzentrum war ein ganz großer und prägender Teil meines Lebens. Mit der Tanzschule möchte ich versuchen, ein bisschen davon an die Stadt zurückzugeben. Das Konzept ähnelt dem eines Jugendzentrums: Unsere Türen stehen immer offen.“

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