Krefeld: Zooquartier wird Fokusgebiet für Kommunale Wärmewende

Die Kommunale Wärmeplanung in Krefeld erreicht die nächste Stufe. Das Zooquartier wird das erste Fokusgebiet für die Kommunale Wärmewende.

Krefeld – Mit großer Mehrheit hat die Politik im Ausschuss für Umwelt, Klima, Nachhaltigkeit und Landwirtschaft beschlossen, dass das Zooquartier im Bereich zwischen Schönwasserstraße, Uerdinger Straße, Berliner Straße bis zum Bockumer Platz das erste Fokusgebiet im Rahmen der Wärmewende werden soll. In einem Pionierprojekt will die Stadtverwaltung dort die Chancen der kommunalen Wärmewende in einem fest definierten Bereich aufzeigen und die Bürger dabei eng einbinden. „Das Zooquartier ist aus unserer Sicht als Fokusgebiet sehr gut geeignet, weil es dort mit dem Zoo sowie Schulen mehrere Energiegroßverbraucher gibt, aber auch eine Ein- und Mehrfamilienhausstruktur, sagt Umweltdezernentin Sabine Lauxen. „Wir wollen die Bürgerinnen und Bürger in diesem Prozess von Anfang an mitnehmen. Mir ist aber auch wichtig zu betonen, dass es im Prozess der kommunalen Wärmewende nicht um Verbote geht, sondern um die Chancen und Potenziale für jeden Haushalt.“ Nach dem Zooquartier sollen in einem nächsten Schritt weitere Fokusgebiete festgelegt werden. Auf Grundlage der Erfahrungen in diesem Prozess kann die kommunale Wärmewende dann höher skaliert werden. Krefeld ist, das war eine der Erkenntnisse aus Wortbeiträgen im Ausschuss, auf dem Weg der Wärmewende auch im interkommunalen Vergleich gut aufgestellt.

Aufstellung der Wärmeversorgung in Krefeld

Die Kommunale Wärmewende für Krefeld legt fest, wie perspektivisch die Wärmeversorgung in Krefeld für die Zukunft aufgestellt wird. Verschiedene Potenziale sind vom Gutachterbüro Drees und Sommer SE gemeinsam mit Stadtverwaltung, Stadtwerken Krefeld (SWK AG) und Kommunalbetrieb Krefeld (KBK) identifiziert worden. Dazu zählt unter anderem die Energetische Gebäudesanierung. Mit Baualtersklassen überwiegend von vor 1978 weist Krefeld einen relativ alten Gebäudebestand insbesondere im Stadtzentrum auf. Rund 49 Prozent des aktuellen Wärmebedarfs der privaten Haushalte in Krefeld ließe sich durch Vollsanierung einsparen. Ein weiteres identifiziertes Potenzial ist die Abwasserwärme. Die Wärme des Abwassers in den Krefelder Kanälen kann zur Wärmeerzeugung genutzt werden. Mehrere Kanalstränge in den Stadtteilen und der Innenstadt haben ein theoretisches Potenzial. Die SWK AG prüft derzeit die Möglichkeit einer Großwärmepumpe im Zufluss zur Kläranlage mit einem theoretischen Entzugspotenzial von 15 Megawatt. Weitere untersuchte Potenziale waren die oberflächennahe Geothermie sowie die mitteltiefe und tiefe Geothermie. Im Rahmen des Masterplans Geothermie NRW nimmt der Geologische Dienst NRW in Krefeld eine Forschungsbohrung für Tiefengeothermie vor.

Luft/Wasser-Wärme-Pumpen, Sonnen- und Windenergie

Für viele Haushalte wird die Luft/Wasser-Wärme-Pumpe eine Möglichkeit zur dezentralen Wärmeversorgung bieten. Rund ein Drittel des Krefelder Gebäudebestandes erfüllt grundsätzlich die technischen Voraussetzungen für den Einsatz von Luft/Wasser-Wärmepumpen. Einen erheblichen Beitrag zur Wärmeerzeugung werden auch solarthermische Anlagen wie Vakuumröhren und Flachkollektoren auf den Dächern bieten können. Hier wird das Wasser durch Sonneneinstrahlung erhitzt. Solche Anlagen können im Gebäudesektor zur Trinkwarmwasserbereitung und Heizungsunterstützung genutzt werden. Unter Berücksichtigung der zeitlichen Verfügbarkeit und Nutzbarkeit der Solarwärme ergibt sich ein technisches Potenzial zur Deckung des Wärmebedarfs von Krefeld durch solarthermische Erzeugung von rund 20 Prozent. Hier ist im Einzelfall zu prüfen, ob die Stromerzeugung durch Sonne mittels einer PV-Anlage oder Warmwasseraufbereitung mit Solarthermie sinnvoller ist. Potenzial für die Energiewende bietet zudem der Ausbau von Windenergie in Krefeld. Die Stadtverwaltung hat dazu verschiedene Potenzialflächen ermittelt. Derzeit finden intensive Abstimmungen mit den Planungsbüros, der SWK AG, der NGN mbH und der Stadtverwaltung statt.

Erhebliches Potenzial bietet am Industriestandort Krefeld auch die Abwärme aus Industrieanlagen. Dazu sind in der Analyse rund 70 Unternehmen branchenspezifisch identifiziert worden. Die Unternehmen sind dazu befragt worden. Die jährliche Abwärmemenge der befragten Unternehmen liegt demnach bei rund 3.700 Gigawattstunden pro Jahr. Drei Krefelder Unternehmen stellen gemeinsam etwa 95 Prozent der gesamten Abwärmeleistung und fast 99 Prozent der Abwärmemenge. Es finden nun weiterführende Gespräche mit den Unternehmen statt, um industrielle Abwärmepotenziale spezifisch zu bewerten.

Verschiedene Gebiete in Krefeld sind im Hinblick auf eine Nachverdichtung des bestehenden Fernwärmenetzes untersucht worden. Im ersten Schritt haben Stadtverwaltung und Stadtwerke Krefeld festgelegt, das DB-Gelände und die Umgebung in Oppum mit einem hohen Wärmebedarf durch alten Gebäudebestand für den Wärmenetzneubau weiter zu prüfen.

 

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