Krefeld – Mit dem Jahreswechsel ist das Projekt in Nordrhein-Westfalen nach acht Jahren ausgelaufen. Die engmaschige Zusammenarbeit verschiedener Akteure in Krefeld, darunter Stadt, Polizei, Vereine und insbesondere die Zielgruppe selbst, hat allerdings langfristige Strukturen für die Zukunft gelegt, etwa mit dem 2023 gegründeten Arbeitskreis Südosteuropa.
„Das Projekt war für alle Beteiligten ein großer Gewinn. Die Sichtbarkeit der Zielgruppe in Krefeld hat in den vergangenen Jahren merklich zugenommen. Gemeinsam haben wir nicht nur tolle Angebote geschaffen, sondern sind uns durch die bereichsübergreifende und wertschätzende Zusammenarbeit noch einmal neu und intensiver begegnet“, resümiert Sengül Safarpour, Leiterin der Abteilung Integration. „Ziel ist es nun, das gelegte Fundament dieser Integrationsarbeit mit den vielen etablierten Instrumenten und Veranstaltungen kontinuierlich weiterzuentwickeln, damit sich die Lebenssituation der Menschen aus Südosteuropa stetig verbessert.“
Von 2017 bis 2024 hat das Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration (MKJFGFI) des Landes NRW das Projekt auf kommunaler Ebene finanziell gefördert. Hintergrund war der fortlaufende Zuzug sozioökonomisch benachteiligter EU-Bürgerinnen und -Bürger aus Südosteuropa. Das Projekt unterstützte die Kommunen bei der Integration und gesellschaftlichen Teilhabe dieser Menschen. Elf Länder sind in den Richtlinien des Förderprogramms gelistet. In Krefeld konzentrierten sich die meisten Angebote auf die Bevölkerungsgruppen mit rumänischen und bulgarischen Wurzeln, insbesondere aus dem Sinti-und-Roma-Kulturkreis. 2023 lebten in Krefeld laut Kommunalstatistik 4.138 Menschen mit rumänischem und 3.064 Personen mit bulgarischem Migrationshintergrund.
Die unterstützenden Maßnahmen des Kommunalen Integrationszentrums deckten in Krefeld während der Projektlaufzeit verschiedene Formate ab. Einerseits förderte die Stadt das Engagement von insgesamt zehn Krefelder Vereinen mit südosteuropäischem Schwerpunkt. Gemeinsam organisierten das KI und die Vereine dabei Veranstaltungen zum Internationalen Tag der Roma, Podiumsdiskussionen oder Ausstellungen. Auch verstetigte Beratungsangebote und Freizeitaktivitäten für Kinder gehörten zu dieser Kooperation. Parallel sensibilisierten Workshops und Fachtage für die zielgruppenspezifischen Merkmale und Herausforderungen. Pädagogische Fachkräfte wurden bei einem Workshop zum Thema Antiromanismus geschult, Schülerinnen und Schüler bei einem weiteren Kurs im Bereich Roma und Rassismus aufgeklärt. Ein Fachtag im vergangenen Jahr beleuchtete außerdem die Problematik von Arbeitsausbeutung, Zwangsarbeit und Menschenhandel.
Auch die Schulmediation an mehreren Krefelder Grundschulen koordinierte das Kommunale Integrationszentrum über das Projekt „Zuwanderung aus Südosteuropa“. Dabei begleiten Mediatoren junge Kinder, hauptsächlich Sinti und Roma, in ihrem Schulalltag und erleichtern ihnen durch eine gesonderte Betreuung das Lernen und die Integration. Darüber hinaus vermitteln sie zwischen Eltern und Schulen, bauen Sprachbarrieren ab und dämmen in akuten Fällen nicht selten auch die Problematik des Schulabsentismus ein. Neben dem Landesprogramm „Vast Vasteste“ hat der Fachbereich Migration und Integration mit der „Krefelder Schulmediation“ ein weiteres Pilotprojekt angestoßen. Im Juni 2023 konstituierte sich darüber hinaus der Arbeitskreis Südosteuropa, der seitdem quartalsweise tagt. Stadt, Polizei, Vereine mit Südosteuropa-Augenmerk, aber auch Bürgervereine, die Verbraucherzentrale oder das Arbeitslosenzentrum Krefeld besprechen in diesem Netzwerk aktuelle Themen, Angebote und Handlungsmaßnahmen.
„In all den Projekten, Veranstaltungen und weiteren Maßnahmen war es uns besonders wichtig, die Zielgruppe hier in Krefeld aktiv einzubinden und ihre Wünsche anzuhören. Nur so kann die gegenseitige Akzeptanz und Wertschätzung weiter ausgebaut werden“, erklärt Sengül Safarpour. Diese wiederkehrenden Austauschformate drehten sich beispielsweise oftmals um Begriffsbestimmungen wie den Unterschied zwischen Sinti und Roma. Auch die Beschäftigungssituation der Menschen, Projekte gegen Antiromanismus und kultureigene Sitten, Gebräuche und Riten wurden hierbei besprochen.
Sengül Safarpour lobt die „vorbildliche Zusammenarbeit“ im Rahmen des Südosteuropa-Projekts, sowohl verwaltungsseitig als auch darüber hinaus. Neben dem federführenden KI waren die städtischen Fachbereiche Schule, Jugendhilfe, Soziales, Gesundheit sowie Sicherheit und Ordnung in das Projekt eingebunden. Auch die Kooperation mit den vielen externen Akteuren habe maßgeblich zum Gelingen des Projektes beigetragen, so Safarpour. Dazu gehört zum Beispiel das Institut für Verbindungsarbeit und Sozialkompetenz (IVASO). Das Bildungsinstitut arbeitet in Krefeld in zwei Schulen mit Kindern und Jugendlichen aus der RomaCommunity. Dabei hat es freizeitpädagogische Angebot installiert, um Selbstbewusstsein und Sozialkompetenz nachhaltig zu stärken. Weitere Maßnahmen sollen auch hier zukünftig folgen.
Als besonderen Projektabschluss hat die städtische Abteilung einen interreligiösen Kalender für das Jahr 2025 entworfen. Dieser trägt die Feiertage zahlreicher Religionen zusammen und bildet auf seinen zwölf Monatsblättern jeweils einen Verein oder ein Angebot aus dem nun ehemaligen Projekt „Zuwanderung aus Südosteuropa“ ab. Wer Interesse an dem Kalender hat, kann ihn kostenfrei via E-Mail an a.canbeyogullari@krefeld.de bestellen und ihn anschließend im Kommunalen Integrationszentrum, Hansastraße 32, abholen.