Krefeld – Es ist ein unscheinbares graues Kästchen mit einer dunklen Linse. Auf einem Stativ dreht es sich langsam um die eigene Achse, wenn der Auslöser betätigt wird. Unter lautem Summen erfasst der 3D-Laserscanner in weniger als drei Minuten einen Raum und produziert dabei Daten, die die Arbeit der Stadtverwaltung zukünftig enorm erleichtern sollen. Als innovative Maßnahme aus dem stadtinternen Budget für Smart City unterstützt, konnte die Stadtverwaltung jetzt eines der modernsten Instrumente auf dem Markt inklusive High-End-Computer und passender Software anschaffen. „Eine Investition, die sich lohnen wird“, erklärt Marvin Byrasch, Leiter der Abteilung Vermessung im Fachbereich Vermessung, Kataster und Liegenschaften. „Das Zentrale Gebäudemanagement musste zuletzt immer wieder Leistungen ausschreiben, weil wir als Abteilung nicht über die entsprechende Technik verfügten, um das Geforderte umzusetzen. Das ändert sich jetzt. Wir stellen uns durch die Anschaffung eines 3D-Laserscanners technisch noch breiter auf.“
Der 3D-Laserscanner kann Umgebungen schnell und unkompliziert millimetergenau erfassen und gleichzeitig Bilder mit hochauflösender Qualität erstellen. Dazu wird der Laserscanner auf einem Stativ im Raum platziert und über die Bedienung auf einem Tablet aktiviert. In einer Sekunde erfasst das Gerät bis zu eine Millionen Punkte, die anschließend als „Punktwolke“ in eine Software übertragen werden können. „Aus dieser Punktwolke wird ein 3D-Modell erstellt, aus welchem wiederum zum Beispiel Grundrisse und Flächendaten abgeleitet werden. Diese Daten helfen dem ZGM sowohl bei der Gebäudebewirtschaftung als auch bei der Planung von zukünftigen Sanierungs- bzw. Bauvorhaben“, erklärt Stephan Sitsen, Sachgebietsleitung im Flächen- und Portfoliomanagement. „Im gesamten Digitalisierungsbereich profitieren wir von diesen neuen Möglichkeiten. Sie schaffen die Basis für eine Weiterbearbeitung in BIM.“
BIM steht für „Building Information Modeling“ und beschreibt die vernetzte Planung, den Bau und die Bewirtschaftung von Gebäuden mithilfe von Software. Durch die Bündelung von planungsrelevanten Informationen wird die Verwaltung von Gebäuden effizienter und kostengünstiger. Bei insgesamt rund 235 städtischen Liegenschaften mit rund 753 Gebäuden im Eigentum soll die strategische 3DDatenerfassung zukünftig Prozesse erleichtern. „Wenn wir zum Beispiel defekte Fenster oder Türen in einer Schule gemeldet bekommen, muss der Instandhalter zukünftig nicht mehr zum Objekt fahren, sondern kann direkt im 3D-Modell nachsehen, um welches Produkt es sich handelt, welche Firma es wann verbaut hat und dann das entsprechende Objekt direkt nachbestellen oder die Reparatur beauftragen.“, beschreibt Sitsen.
Zurzeit führt der Fachbereich „Vermessung, Kataster und Liegenschaften“ die Laserscanarbeiten im Rathaus durch, um entsprechende Aufnahmen zu machen. Am Computer werden sie anschließend entsprechend aufgearbeitet. „Als Beitrag zur Entwicklung Krefelds zur Smart City haben wir den Laserscanner und einen Hochleistungsrechner zur Verarbeitung der großen Datenmenge angeschafft“, beschreibt Byrasch. Wenn die Scanarbeiten des gesamten Rathauses abgeschlossen sind, liegt dem Fachbereich insgesamt rund ein Terrabyte an Projektdatengröße vor.
Mit der Smart City-Strategie wurden von der Politik Ziele und Maßnahmen beschlossen. Dazu gehört beispielsweise die Beschäftigung mit „digitalen Zwillingen“. „Auch von Gebäuden ist es zunehmend wichtig, genaue Abbilder zu haben. Die 3D-Scan-Kapazitäten im Hause unterstützen die Erstellung solcher digitalen Abbilder. Die gleiche Technologie können wir nun vielfältig nutzen. Das gelingt hier in Verbindung mit dem Projekt ‚Kultur.Digital erweitert‘“, erklärt Markus Lewitzki, „Chief Digital Officer“ (CDO) der Stadt Krefeld. „Mit der Anschaffung des 3D-Laserscanners haben wir hier jetzt Möglichkeiten, 3D für weitere Anwendungen häufiger und vielfältiger zu nutzen.“ Denn die aufbereiten Daten ermöglichen es beispielsweise, Ausstellungen in Kultureinrichtungen in 3D zu archivieren und für Besucher, die keine Möglichkeiten haben, die Räume vor Ort zu besuchen, im Web erlebbar zu machen. Schnittstellen sollen auch mit anderen, städtischen Angeboten entstehen. So hat die Stadt zum Beispiel vor, virtuelle Rundgänge durch Trauorte anzubieten.
Für die nächsten Wochen sind Marvin Byrasch und sein Team mit Aufgaben erst einmal gut versorgt. Nach dem Abschluss des Rathaus-Scans stehen Bestandsaufnahmen von Schulen und Sportstätten an, die in den nächsten Jahren saniert werden sollen. Markus Lewitzki ist sich sicher: „Wir werden in Zukunft noch weitere Einsatzgebiete finden, in denen der Laserscanner und 3D-Anwendungen für die Bürgerinnen und Bürger die städtischen Services verbessern und erweitern werden.“