Krefeld – Für Kinder und Jugendliche schlägt sich das insbesondere in der Schule nieder. Als sogenannte quereinsteigende Schülerinnen und Schüler haben sie Anspruch auf die Erstförderung „Deutsch als Zweitsprache“, außerdem gibt es Internationale Förderklassen. Gerade für die Jüngsten kann der Grundschulalltag aber besonders herausfordernd sein, insbesondere, wenn sie anfänglich kein oder kaum Deutsch sprechen. In diesen Fällen setzt das Projekt „SmiLe“ mit einer individuellen Lernförderung an.
Ehrenamtliche betreuen Kinder als Ergänzung zum Unterricht
„SmiLe“ steht abgekürzt für „Sprachbildung mit individuellem Lernerfolg“. Das Projekt mit Priorität auf Grundschulen ist seit 2018 eine Leistung des Bildungs- und Teilhabepakets (BuT). Die Idee: Ehrenamtliche Menschen betreuen Kinder als Ergänzung zum Schulunterricht, um ihnen den Zugang zur deutschen Sprache zu erleichtern. „In einer vertrauten und persönlichen Atomsphäre geht es um den Spracherwerb, die Sprachverbesserung und die Wortschatzerweiterung. Das Projekt ist dabei auf eine kontinuierliche Betreuung über einen längeren Zeitpunkt angelegt“, sagt Projektkoordinator Deniz Altin vom Kommunalen Integrationszentrum (KI). Momentan sind in Krefeld neun Patinnen und Paten an sechs Schulen aktiv.
Ute Hermanns-Küsters ist eine von ihnen. Sie ist von Beginn an im „SmiLe“-Projekt dabei. Davor hatte ihre Familie bereits einem minderjährigen Geflüchteten aus Nigeria in seiner Anfangszeit in Deutschland zur Seite gestanden. „Ich finde es wahnsinnig wichtig, dass gerade Kinder in einer für sie komplett neuen und fremden Welt Unterstützung erfahren“, sagt Ute Hermanns-Küsters. Seit 2018 hilft sie über „SmiLe“ einer syrischen Familie mit fünf Kindern. Zwei von ihnen hat sie bereits durch die Grundschulzeit begleitet, derzeit unterstützt sie das dritte Kind. Sie ist eine überzeugte Ehrenamtlerin. Vor ihrer „SmiLe“-Patenschaft hat sie sich jahrelang in der verbandlichen Jugendarbeit engagiert, derzeit betätigt sie sich außerdem noch beim Kresch-Theater.
Lernförderung ist auf den aktuellen Unterricht abgestimmt
Jeden Donnerstag besucht Ute Hermanns-Küsters die Grundschule ihres Patenkindes, das hier die dritte Klasse besucht. „Ich freue mich da jede Woche aufs Neue drauf. Das Schöne ist, dass es in diesem Rahmen keinen Lehrauftrag und keine Noten gibt“, sagt sie. Die 45-minütige Unterstützung für ihr Patenkind kollidiert nicht mit dessen Stundenplan. Ohnehin ist ein enger Austausch mit den Klassenlehrern und Schulen unabdinglich. Grundsätzlich ist das Projekt unabhängig vom Unterrichtsstoff oder anderen Vorgaben, manchmal stimmt Ute Hermanns-Küsters ihre Vorbereitungen aber auch auf die aktuellen Schulthemen ab. Aktuell nehmen sie und das Grundschulkind sich zum Beispiel der bald anstehenden Fahrradprüfung an. Ute Hermanns-Küsters hat eigens hierfür Spielkarten gebastelt, die die Verkehrszeichen niedrigschwellig vermitteln.
Sie mag es, ihre Ideen kreativ und liebevoll aufzubereiten. Sie denkt sich eigene Lernaufgaben oder Spiele aus, einmal hat sie mit ihrem Patenkind sogar ein Buch gebastelt. Gemeinsam sprechen, lesen und spielen die Ehrenamtlichen mit ihren Kindern, all das ausschließlich auf Deutsch. Längst geht es bei diesem Konzept nicht nur um die Sprach- und Lernvermittlung, sondern um Ver- und Zutrauen. Dies ist ein wesentlicher Baustein der Förderung. „Die Kinder sind zu Beginn häufig zurückhaltend. Als Paten möchten wir sie ihrer Stärken vergewissern und die Selbstständigkeit fördern. Neben den Fortschritten in der Entwicklung sollen die Kinder vor allem eine gute Zeit mit uns erleben“, sagt Ute Hermanns-Küsters.
Nebenbei zieht sie ganz persönlich positive Begleiteffekte aus der Begegnung mit ihrer Patenfamilie. Die Tätigkeit hat ihre Neugier für deren Heimatland geweckt, sie befasst sich seitdem gerne mit Lyrik, Theater und kulturellen Unterschieden in Syrien. „Das ist eine sehr spannende Erfahrung, die ich als bereichernd empfinde“, sagt Ute Hermanns-Küsters. Während der Schulferien besucht sie die Familie auch zu Hause. In den vergangenen Jahren ist sie ihren Patenkindern so eine Bezugsperson geworden. Hier und da erhält sie kleine Geschenke oder selbst gebackene Plätzchen. Das rührt sie.
Stadt Krefeld sucht neue Patinnen und Paten
Ute Hermanns-Küsters betont den engen Zusammenhalt des neunköpfigen „SmiLe“-Teams. Regelmäßig tauschen sich die Paten auch untereinander, mit ihren Schulen und vor allem mit Deniz Altin vom Kommunalen Integrationszentrum aus. Die Stadt Krefeld ist fortwährend auf der Suche nach Paten für das Projekt „SmiLe“, die eng begleitet werden und genügend Zeit bei der Einarbeitung bekommen. Interessierte können sich bei Deniz Altin unter 0 21 51 / 86 15 94 oder via Mail an deniz.altin@krefeld.de melden.