Krefeld – Ein Bereich wird sich mit der Verfolgung schwuler Männer in der Nazi-Zeit beschäftigen. Die Geheime Staatspolizei (Gestapo) ermittelte über 200 Männer zwischen 1933 und 1945 allein in Krefeld. Der von den Nazis verschärfte Paragraph 175 im Strafgesetzbuch stellte Homosexualität unter Strafe. Das Verbot blieb in der Bundesrepublik bestehen: Auch nach 1945 wurden schwule Männer kriminalisiert – einige sogar inhaftiert. Der Paragraph 175 wurde 1969 zunächst entschärft, aber erst 1994 ersatzlos aus dem Strafgesetzbuch gestrichen. Bis heute kämpfen Betroffene um Rehabilitierung, Anerkennung und Entschädigung.
Informationen werden vertraulich behandelt
„Fast alles, was wir über die Schicksale wissen, stammt aus den Akten ihrer Verfolger und der Täter. Deshalb sind wir auf der Suche nach Selbstzeugnissen schwul-lesbischen und queeren Lebens in Krefeld aus dem 20. Jahrhundert“, erklärt Sandra Franz, Leiterin der Krefelder NS-Dokumentationsstelle. Für die neue Dauerausstellung soll die Geschichte der Verfolgung, Ausgrenzung und Stigmatisierung erzählt, aber ebenso die Emanzipation der LSBTIQ+-Bewegung sichtbar gemacht werden. Dafür werden Betroffene gebeten, über ihre oder die Geschichte von Verwandten der NS-Dokumentationsstelle zu berichten. Spuren aus der Nazi- und der Nachkriegszeit seien ebenso wichtig für die Forschung wie Geschichten über Selbstorganisation aus den 1980er-Jahren, so Franz. Auch Fotos oder Dokumente über die schwul-lesbische Geschichte in Krefeld seien hilfreich. Vertraulichkeit und das Handeln im Sinne der Betroffenen sei dabei eine Selbstverständlichkeit. Als Ansprechpartner steht Projektmitarbeiter Robert Muschalla per E-Mail an robert.muschalla@krefeld.de zur Verfügung.