Krefeld: KI vermittelt zugewanderte Kinder ins Schulsystem

Maria Luque Ramirez arbeitet als abgeordnete Lehrerin im Kommunalen Integrationszentrum (KI) der Stadt Krefeld. Hier ist sie mit ihren Kollegen für die Schulplatzzuweisungen von zugewanderten Kindern zuständig.

Krefeld – Flüchten oder ziehen Familien nach Deutschland, sollen die Kinder möglichst schnell ins Bildungssystem integriert werden. In Nordrhein-Westfalen läuft die Vermittlung in erster Instanz über die Kommunalen Integrationszentren. Die von der Bezirksregierung abgeordneten Lehrkräfte übernehmen hier die Seiteneinstiegsberatung. Dazu kommen die betroffenen Familien zu einem Erstgespräch, bei dem die Eckdaten und die Schullaufbahn des Kindes erhoben werden. „Mit dieser Beratung bereiten wir in enger Zusammenarbeit mit dem Schulamt und der Bezirksregierung die Schulplatzzuweisung vor“, erklärt Maria Luque Ramirez. Das Lehrerteam im Krefelder KI deckt in seinem Beratungsfeld alle Bildungsgänge ab: Die Lehrkräfte haben zuvor in Grundschulen, Gesamtschulen, Gymnasien und Berufsschulen gearbeitet.

2024 hat das Kommunale Integrationszentrum 650 solcher Einstiegsberatungen geführt. Die Kinder und Jugendlichen werden – mit Ausnahme der Grundschulen – nicht auf reguläre Klassen verteilt, sondern verbringen gewöhnlich zwei Jahre in sogenannten Internationalen Klassen. In der Regel erfolgt die Zuweisung der Seiteneinsteiger nach folgender Verteilung: Kinder mit dem Altersprofil für die fünften und sechsten Klassen lernen in Gesamtschulen. Siebt- und Achtklässler gehen auf die Realschulen. In der neunten und zehnten Jahrgangsstufe läuft die Beschulung über die Gymnasien. Berufskollegs halten die Internationalen Klassen für ältere Schüler vor. Diese Lerngruppen erhalten Unterricht analog zum herkömmlichen Stundenplan mit einem Lernschwerpunkt auf Deutsch als Zweitsprache. Da Migration das ganze Jahr über stattfindet, stoßen viele Kinder erst im Laufe des Schuljahres zu den Klassen. Frühzeitig findet zudem eine Verflechtung mit den regulären Schulklassen statt, etwa in Fächern, in denen die Sprache anfänglich kein allzu hohes Hindernis ist.

Internationale Klassen sind häufig heterogen

„Das Ziel der Internationalen Klassen ist, die Schülerinnen und Schüler schnell, aber eben entsprechend ihrer Möglichkeiten an die deutsche Sprache und das Bildungssystem heranzuführen“, sagt Maria Luque Ramirez. „Die sehr heterogenen Klassenverbände machen diese Aufgabe für die Lehrkräfte mitunter sehr herausfordernd. Teilweise sind die Schüler nicht alphabetisiert oder haben gar noch nie eine Schule besucht. Die Lehrinnen und Lehrer leisten hier eine großartige Integrationsarbeit.“ DaZ-Lehrkräfte erwerben im Optimalfall schon während des Studiums eine entsprechende Zusatzqualifikation. Um sie im Arbeitsalltag unterjährig mit einem regelmäßigen Angebot zu unterstützen, besteht in Krefeld nicht nur der Arbeitskreis für DaZ-Lehrer. Seit 2015 organisiert das Kommunale Integrationszentrum auch den DaZ-Fachtag, der als Informations- und Austauschplattform für das pädagogische Fachpersonal konzipiert ist.

110 Personen haben am diesjährigen 10. DaZ-Fachtag am 12. März im Berufskolleg Glockenspitz teilgenommen. Mit Karim Fereidooni hatte Maria Luque Ramirez einen renommierten Experten für die Tagung gewinnen können. Der Professor der Ruhr-Uni Bochum für Didaktik der sozialwissenschaftlichen Bildung hat in der Vergangenheit bereits die Bundesregierung beraten. In seinem Impulsvortrag beleuchtete er Rassismuskritik in pädagogischen Institutionen, woraufhin sich eine rege und produktive Diskussion unter den Gästen entspann. Anschließend hatten sie die Möglichkeit, sich in zwei von fünf verschiedenen Workshops fortzubilden. Diese widmeten sich der Alphabetisierung, dem pädagogischen Theater, der Mehrsprachigkeit, Gewaltprävention und Kunst als Mittler für Sprachprozesse.

Positive Resonanz von den Teilnehmenden

„Der Vortrag und die Workshops sind auf sehr positive Resonanz gestoßen. Für mich ist es zudem besonders wichtig zu beobachten, dass die DaZ-Angebote konkrete, verbessernde Auswirkungen auf den praktischen Unterricht haben“, sagt Maria Luque Ramirez, die den DaZ-Fachtag zum dritten Mal organisiert hat. Als sie damals neu in die Grundschule kam, gab es keinerlei Hilfsinfrastruktur. „Ich hatte damals nur Glück, weil mich eine tolle Lehrerin gefördert hat“, sagt sie. Die Integrationsarbeit von Kindern und Jugendlichen soll keine Frage von Glück sein. Deshalb treibt Maria Luque Ramirez die Entwicklung von Deutsch als Zweitsprache so leidenschaftlich voran.

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