Krefeld: Drogenhilfezentrum an Schwertstraße wird angenommen

Acht Monate nach Start des Drogenhilfezentrums (DHZ) an der Schwertstraße haben die Stadtverwaltung und der Betreiber Caritas ein erstes Zwischenfazit gezogen.

Krefeld – Die kombinierte Einrichtung mit einem Drogenkonsumraum, einem Tagestreff (Café Pause) sowie einem medizinischen Angebot (Medipoint) hat sich aus Sicht der beteiligten Akteure mehr als bewährt. Aus der Statistik des Drogenkonsumraums ist ersichtlich, dass die Zahl der Nutzenden kontinuierlich steigt. Auch der Tagestreff Café Pause ebenso wie das medizinische Angebot Medipoint wird in den neuen Räumlichkeiten gut angenommen. In einer Pressekonferenz im Krefelder Rathaus haben Oberbürgermeister Frank Meyer, Gesundheitsdezernentin Sabine Lauxen sowie Caritas-Vorstand Delk Bagusat das bisher Erreichte vorgestellt. An der Pressekonferenz nahmen auch Kirstin Lintjens, Leiterin des Fachbereichs Gesundheit, sowie Ute Kaber, Sachbereichsleiterin Alkohol- und Drogenhilfe, bei der Caritas teil.

Einrichtung des Drogenhilfezentrums

Oberbürgermeister Frank Meyer machte in seinem Eingangsstatement deutlich, dass er nach bisheriger Bewertung die Einrichtung des Drogenhilfezentrums zu „100 Prozent richtig“ finde. „Das Team der Caritas leistet hier gute Arbeit. Dass es einen so guten Start gab und das DHZ Akzeptanz auch in der Szene findet, ist nicht selbstverständlich. Das ist auch Zeichen einer guten Arbeit des Teams um Jasmin Sprünken sowie des beteiligten Fachbereichs Gesundheit von Kirstin Lintjens.“ Lag die Zahl der Konsumvorgänge im April im ersten vollen Betriebsmonat noch bei 1.001, so ist sie inzwischen auf 1.321 im Oktober gestiegen. Die Zahl der Klienten ist von anfangs 97 auf 130 im Oktober gestiegen. Diese Zahlen machen aus Sicht von Frank Meyer mehr als deutlich, dass das Angebot hohe Akzeptanz findet und dass die fachliche Einschätzung, dass Krefeld von einem solchen Angebot profitiert, richtig war. „Eine echte Bilanz werden wir nach einem Jahr ziehen, wenn wir auch die Auslastung über alle Jahreszeiten hinweg betrachten können“, betonte der Oberbürgermeister. Ihm war es ein Anliegen zu betonen, dass es sich bei den Nutzenden um Menschen handele, die oft durch Schicksalsschläge oder bestimmte Ereignisse an einem bestimmten Punkt im Leben auf die falsche Bahn geraten sind. „Niemand sagt als Kind, dass er gerne Crackjunkie in der Krefelder Innenstadt werden will. Das müssen wir immer bedenken, wenn wir über diese Menschen reden. Sie bedürfen unserer Hilfe.“ Genau aus diesem Grund sei das Drogenhilfezentrum eingerichtet worden.

Stärkungspaket Innenstadt

Eingebettet ist dieses Angebot in das Stärkungspaket Innenstadt, zu dem neben Hilfsmaßnahmen auch ordnungspolitische Maßnahmen mit intensiven Kontrollen durch den Kommunalen Ordnungsdienstes (KOD) gehören. Eines der Ergebnisse dieser Kontrollen ist, dass der Theaterplatz nicht mehr der Ort der Drogenszene in Krefeld ist. Die Statistik des KOD zeigt, dass die Zahl der Ordnungswidrigkeiten in der Innenstadt rückläufig ist, bei fortwährend starker Präsenz des KOD auf der Straße. Drogenkonsum ist im öffentlichen Raum untersagt, der KOD verweist gemeinsam mit den Streetworkern stets auf das Angebot des Drogenhilfezentrums. Diese Strategie zeigt Wirkung: „Jeder Konsumvorgang im Drogenkonsumraum ist einer, der nicht im öffentlichen Raum stattfinden. Diese Spritzen landen nicht auf der Straße. Die Klienten erfahren vor und nach dem Aufsuchen des Drogenkonsumraums Betreuung. Das ist ein positiver Effekt“, sagte Frank Meyer. Ein weiterer Effekt der ordnungspolitischen Maßnahmen sei, dass es keinen Drogentourismus von auswärts mehr nach Krefeld gebe. Man werde nicht dulden, dass an einer anderen Stelle ein zweiter Theaterplatz in Krefeld entstehe, machte der Oberbürgermeister deutlich.

Spielplatz am Albrechtplatz ist kein Ort der Szene

Gesundheitsdezernentin Sabine Lauxen sieht einen entscheidenden Grund für die Akzeptanz in der Bevölkerung darin, dass begleitend zur Eröffnung zahlreiche städtische Maßnahmen zur Umsetzung kamen. Viele der Befürchtungen, die vor der Eröffnung formuliert worden sind, seien nicht eingetreten. Der Spielplatz am Albrechtplatz sei kein Ort der Szene, auch die Skateranlage am Voltaplatz nicht. Entscheidend für den Erfolg sei die enge Vernetzung mit dem Umfeld, die Zusammenarbeit von Streetwork und Kommunalem Ordnungsdienst. „Diese Arbeit wird fortgeführt, und wenn es Hinweise von Anliegern gibt, gehen wir denen auch weiterhin schnell und konsequent nach.“ Es gebe das Angebot von Bürgersprechstunden sowie eine Dialogmöglichkeit im Quartiersbüro am Schinkenplatz. „Mit den Bürgervereinen vor Ort gibt es einen engen Austausch.“

Aufklärung in den Schulen

Aktuell ist das Drogenhilfezentrum an 365 Tagen im Jahr von 10 bis 18 Uhr geöffnet. 16 Mitarbeitende, teilweise in Teilzeit, sind dort tätig. „Wir werden uns weiterhin intensiv mit der Caritas austauschen“, sagte Sabine Lauxen. Sie stellte auch heraus, dass das Angebot des vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) betriebenen Medipoints eine sehr gute Ergänzung sei. Entscheidend sei hier der niederschwellige Ansatz. Versorgt werden im Medipoint Klienten des Drogenhilfezentrums, aber auch andere Personen, die ansonsten Scheu vor einem regulären Arztbesuch haben. „Es gibt ganz unterschiedliche Gründe, warum diese Menschen kommen: Atemwegserkrankungen, Wundversorgung, Verletzungen. Sie lernen, dass sie wiederkommen müssen, damit sich ihr gesundheitlicher Zustand bessert und fassen damit Vertrauen zu den vor Ort tätigen Ärztinnen. Das ist ein sehr wichtiger Effekt,“ so Lauxen. Es gebe einen engen und sehr guten Austausch mit den Krefelder Krankenhäusern. Kirstin Lintjens, Fachbereichsleiterin Gesundheit, betonte, dass auch das vom Stadtrat geforderte Konzept der Prävention in den Schulen fortgeführt werde. Das Ziel müsse lauten, durch Präventionsangebote und Aufklärung in den Schulen zu verhindern, dass Schüler suchtkrank werden.

Rückzugsmöglichkeit

Auch Delk Bagusat, Vorstand der Caritas, sieht im Drogenhilfezentrum ein „Erfolgsmodell“. Das Angebot werde angenommen, im Rückblick sei die Einrichtung dieses Zentrums „bestmöglich geschehen“, bilanzierte er. „Das Team des DHZ hat an der bisherigen Erfolgsgeschichte einen wesentlichen Anteil“, lobte er seine Mitarbeitenden. Als einen großen Vorteil des Standorts sehe er das Außengelände an der Schwertstraße. Dieses biete den Klienten nach dem Konsum eine Rückzugsmöglichkeit. Auch das Café Pause, ehemals am Westwall gelegen, biete in den neuen Räumlichkeiten an der Schwertstraße deutlich mehr Platz, sei rund doppelt so groß wie zuvor. Ute Kaber von der Caritas wies darauf hin, dass insbesondere die Raucherkabinen für inhalativen Konsum stark ausgelastet seien. Die weitere Auswertung wird die Stadtverwaltung gemeinsam mit der Caritas nach Vorliegen der Jahreszahlen vornehmen.

Handeln und Helfen

Das DHZ ist einer der wesentlichen Bausteine des vom Krefelder Stadtrat verabschiedeten Stärkungspakets Innenstadt. Gemäß dem Konzept „Handeln und Helfen“ wird damit das Ziel verfolgt, suchtkranken Menschen Angebote für geschützten Drogenkonsum zu unterbreiten, gleichzeitig aber den Drogenkonsum im öffentlichen Raum durch konsequente Kontrollen des Kommunalen Ordnungsdienstes (KOD) zu unterbinden. Das Drogenhilfezentrum ist täglich, auch samstags und sonntags, von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Zum Angebot gehören der Tagestreff „Café Pause“, der Drogenkonsumraum – beides von der Caritas betrieben – sowie ein medizinisches Basisangebot des Deutschen Roten Kreuzes (DRK).

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