Jugendberufshilfe Krefeld schafft Perspektiven für junge Menschen

Die Beratungsstelle des städtischen Fachbereichs Jugendhilfe und Beschäftigungsförderung zielt auf die soziale und berufliche Integration junger Erwachsener zwischen 16 und 27 Jahren.

Krefeld – Wenn sie die Hilfe der beiden Sozialpädagoginnen aufsuchen, stecken sie häufig in einer Lebenskrise. Sie sehnen sich nach Orientierung und einer Perspektive. „Grundsätzlich gilt unser Angebot für alle. In der Praxis haben wir es aber meist mit Menschen in prekären Lebenssituationen zu tun“, berichtet Alexandra Kowalski.

Verschiedenartige Lebenslagen

Die Vehemenz dieser Umstände variiert: Mal fehlt den jungen Menschen eine Bezugsperson im privaten Umfeld. Mal dominieren psychische Probleme oder gar Gewalt in der Familie. Viele wollen deshalb unbedingt von zu Hause wegziehen. Andere plagen finanzielle Sorgen. Die zwei Fachberaterinnen der Jugendberufshilfe verstehen sich in ihrem Tun als Stabilisierungsanker. Sie stützen, stärken – und begleiten durch heikle Lebensphasen. Der Leitsatz: Eine soziale Stabilität begünstigt meist auch den (Wieder-)Einstieg in eine Beschäftigung oder Ausbildung.

Sina zog mit seiner Familie vor drei Jahren aus dem Iran nach Deutschland. Zu Hause türmten sich hier schnell immer größere Probleme, insbesondere mit seinem Vater geriet Sina scharf aneinander. Irgendwann konnte er nicht mehr. Er brauchte Hilfe. Über die Sozialpädagogische Familienhilfe kam er in Kontakt mit der Jugendberufshilfe. Nach dem zurückhaltenden Start dort bemerkte der heute 18-jährige Sina rasch, dass er sich öffnen und fallen lassen kann. Es stellte sich ein reger Austausch ein. Manchmal via E-Mail, dann wiederum per Telefon, häufig im persönlichen Gespräch. Im Beratungskontext erarbeiteten sie gemeinsam kurz- aber auch längerfristige Wegmarken. Zunächst schielte Sina auf einen Nebenjob, den er mithilfe der Jugendberufshilfe dann auch fand. „Die beiden haben mir darüber hinaus sehr häufig bei ganz alltäglichen Kleinigkeiten geholfen. Dafür bin ich sehr dankbar. Denn in dieser Phase hätte einiges schiefgehen könnten“, erzählt Sina.

Verschiedenartige Wege der Unterstützung

Wenn Alexandra Kowalski und Allyson Gutierrez einen neuen Klienten aufnehmen, zeichnen sie als erstes eine Bestandsaufnahme. Aktuell betreuen sie etwa 70 junge Erwachsene. Jeder von ihnen schultert ganz individuelle Herausforderungen. „Viele haben einige Brüche in ihrem Leben erfahren und zunächst Schwierigkeiten, ihr Problem überhaupt zu formulieren. Da hilft eine Einschätzung von außen“, erklärt Allyson Gutierrez. „Und dann fangen wir an zu priorisieren. Das ist die Grundlage für eine zielgerichtete persönliche Zukunftsplanung, die wir hier zusammen angehen.“ Die Unterstützungsarbeit der Jugendberufshilfe kann sich in gemeinsamen Gängen zu Behörden oder Einrichtungen äußern oder in einer ganz konkreten Jobsuche samt Training für Bewerbungen und Vorstellungsgespräche. Manchmal geht es um Briefe, die verfasst, und um Termine, die vereinbart werden müssen. Bisweilen ist alles, was die Klienten benötigen, aber schlicht ein offenes Ohr.

Es gibt junge Erwachsene, die über Jahre oder jede Woche den Austausch mit Alexandra Kowalski und Allyson Gutierrez suchen. Ein nahes Vertrauensverhältnis auf professioneller Basis ist dabei unabdingbar. Gleichwohl stellen die beiden zu Beginn eines jeden Falls fest, dass sie zwar engmaschig begleiten, letztlich aber nicht die Aufgaben der Klienten übernehmen. Am Ende muss jeder selbst Verantwortung für sein Leben und etwaige Änderungen tragen. „Unser Weg ist, die ganz individuellen Stärken der Teilnehmenden aufzuspüren und daraus berufliche Interessen abzuleiten“, sagt Alexandra Kowalski. Diese Stärkenorientierung ist das Mantra der Kommunalen Zentralstelle für Beschäftigungsförderung, in der die Jugendberufshilfe angegliedert ist.

Einige finden den Weg zur Jugendberufshilfe selbst. Viele Klienten vermitteln auch die Schule, das Jobcenter, städtische Fachstellen oder freie Träger. Wenn die Beratungsoptionen von Alexandra Kowalski und Allyson Gutierrez einmal ausgeschöpft sein sollten, versuchen sie ihre Klienten weiter zu lotsen. Die beiden erfahrenen Sozialpädagoginnen überblicken ein breites Hilfsnetzwerk in Krefeld.

Sprechstunde und Workshops

Darüber hinaus bieten sie mittwochs von 11.30 bis 13.30 Uhr eine Sprechstunde an der Abendrealschule am Danziger Platz in Linn an. Zweimal im Jahr organisieren sie einen Workshop an Krefelder Berufskollegs, der die Teilnehmenden in einem eigenständig geführten Leben bestärken soll. Selbstverantwortung hat auch der 18-jährige Sina übernommen, als er sich der Jugendberufshilfe vor eineinhalb Jahren zuwandte. Mittlerweile geht es im deutlich besser, er hat Mut getankt und einen Plan fürs Leben skizziert. Als nächstes packt er das Abitur an. Dann möchte er am liebsten Polizist werden. „Ich will in meinem Leben und Beruf vor allem anderen Menschen helfen“, sagt einer, der selbst Hilfe zuließ.

Das Angebot der Jugendberufshilfe ist immer kostenfrei, freiwillig und unterliegt der Schweigepflicht. Die Beratungsstelle der Stadt Krefeld ist unter Telefon 0 21 51 / 86 34 96 und via E-Mail an beratung-jbh@krefeld.de erreichbar.

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