Hohe Grundwasserstände: Krefeld will Pumpenanlage in Betrieb nehmen

Die Stadtverwaltung wird wegen der extrem hohen Grundwasserstände im Krefelder Norden die im Dykgebiet befindliche Pumpanlage unter bestimmten Bedingungen wieder einschalten.

Krefeld – Sobald der Pegelstand im Gewässerzug Niepkuhlen sinkt, kann diesem über die Pumpanlage wieder Grundwasser zugeführt werden. Damit sollen die hohen Grundwasserstände im Krefelder Norden reguliert werden. Details dieser Regelung haben Oberbürgermeister Frank Meyer, Umweltdezernentin Sabine Lauxen und Andreas Horster, Vorstand des Kommunalbetriebs Krefeld (KBK), in einer Pressekonferenz im Krefelder Rathaus erläutert. Die Stadtverwaltung will außerdem gemeinsam mit dem KBK eine langfristige Lösung für die Grundwasserproblematik finden. Dabei soll es darum gehen, Grundwasserspitzen abzufangen und so einen Wassereintritt in Keller möglichst zu verhindern.

Beratung und Information für betroffene Bürger

Als eine weitere Hilfsmaßnahme bietet die Stadtverwaltung Beratung und Information für betroffene Bürger an. Ein erstes Beratungsangebot findet im digitalen Rahmen am Mittwoch, 17. Januar, um 18 Uhr statt. An dieser Videokonferenz nehmen Umweltdezernentin Sabine Lauxen, KBK-Vorstand Andreas Horster sowie die Experten Diplom-Ingenieur Andreas Borrmann als Sachverständiger für Gebäudeschäden und Dr. Reinhold Strotmann als Hydrogeologe teil. Eine Anmeldung zu diesem Format ist per E-Mail an grundwasser@krefeld.de möglich. Sollte es zu viele Anmeldungen geben, wird es Folgetermine geben.

Das Flusshochwasser hat für einen „Gegendruck“ im Grundwasser gesorgt

Die aktuell sehr hohen Grundwasserstände sind eine Auswirkung des Klimawandels. Dieser bewirkt eine Zunahme von wechselweise trockenen und nassen Phasen. In den vergangenen Wochen haben starke Niederschläge über einen lang anhaltenden Zeitraum für sehr hohe Grundwasserstände gesorgt. Seit Beginn der Aufzeichnungen 1961 hat es im Krefelder Norden niemals höhere Grundwasserstände gegeben. Parallel dazu gab es steigende Pegel des Rheins. Das Flusshochwasser hat für einen „Gegendruck“ im Grundwasser gesorgt, so dass das Grundwasser nicht abfließen konnte. Starke Niederschläge haben eine vollständige Bodensättigung bewirkt, eine weitere Schwammwirkung war nicht möglich. Dies hat an vielen Stellen für nasse Keller und feuchte Kellerwände gesorgt.

Ausmaß in historischer Dimension

Oberbürgermeister Frank Meyer betont, dass ein Ausmaß in dieser historischen Dimension nicht abzusehen gewesen sei. Krefeld habe mit den Folgen eines „Grundhochwassers“ zu kämpfen. „Den Begriff gibt es eigentlich nicht, aber er macht anschaulich, in welcher Lage wir uns befinden“, sagte Frank Meyer. Viele Bürger hätten sich besorgt an die Stadt gewandt. „Wir wissen aus den Zuschriften, Rückmeldungen und aus vielen Gesprächen, wieviel Sorgen den Menschen die Entwicklung des Grundwassers macht. Wasser im Keller, Wasser vor der Haustür, Wasser in den Wänden – da hat man Angst um sein Eigentum und auch um die Gesundheit der Familie. Ich kann mich sehr gut in die Sorgen der Menschen hineinversetzen.“ Rund 75 Personen haben sich an die Stadt gewandt, weil sie Probleme mit dem Grundwasserpegel haben. Die Hinweise zu hohen Grundwasserständen kommen aus dem Bereich Inrath und Kliedbruch. Schwerpunkte sind die Bereiche Bönnersdyk, Dahlerdyk/Breiten Dyk sowie Krüllsdyk. Auch aus anderen Stadtteilen gab es inzwischen Meldungen.

Regelmäßige Ortstermine zur Entwicklung neuer Maßnahmen

Es gab in der extremen Niederschlagsphase der vergangenen Wochen im Krefelder Norden keine Flächen oder Systeme, auf oder in die Wasser hätte geleitet werden können. Die Ableitungssysteme waren gefüllt, auch Gräben und die Gewässerzüge wie die Niepkuhlen wiesen sehr hohe Wasserstände auf. Auswirkungen hat der hohe Grundwasserstand auch auf das Kanalsystem, in das durch Undichtigkeit ebenfalls Grundwasser gelangt. Der KBK war dennoch auf verschiedene Weise aktiv, wie KBK-Vorstand Andreas Horster erläuterte: „Die Abflüsse sind durch Absenkung der Schwellen verbessert worden, ebenso die Durchlässigkeit an Brücken, Überführungen und Durchlässen. Es gab regelmäßige Ortstermine zur Entwicklung neuer Maßnahmen.“

Überpumpen des Wassers kann nur unter bestimmten Bedingungen erfolgen

Die Stadtverwaltung ist zur aktuellen Lage mit Experten in einen Austausch gegangen und hat dabei alle möglichen Lösungswege für die akute Problematik erörtert. Dabei ist auch die von den Bürgern geforderte Lösung des Abpumpens von Grundwasser in Richtung Niepkuhlen geprüft worden. Das Überpumpen des Wassers kann jedoch nur unter bestimmten Bedingungen erfolgen. Dies war in den vergangenen Wochen nicht möglich, da auch die Niepkuhlen vollgelaufen waren. Die Folgen waren zunächst nicht abzusehen. Wäre den Niepkuhlen noch mehr Wasser zugeführt worden, hätte dies zu Überlaufeffekten geführt, was wiederum Schäden an anderer Stelle zur Folge gehabt hätte.

Tägliche Pegelmessung durch den KBK

Für die kommenden Tage ist nach Lage der Dinge aufgrund geringer Niederschlagsmengen mit einem fallenden Rheinpegel zu rechnen, so dass der „Gegendruck“ des Rheins nachlassen würde. Umweltdezernentin Sabine Lauxen erläuterte, welche kurzfristige Lösung besprochen ist. „Die Pumpen werden wieder eingeschaltet, sobald ein sinkender Pegelstand festgestellt ist. Dies wird täglich durch den KBK mittels Pegelmessung kontrolliert.“ Es werde nur solange gepumpt, bis der maximale Ausgangspegelstand erreicht ist.

Kontakt zur Emschergenossenschaft aufgenommen

Es werde außerdem an einer mittel- bis langfristigen Lösung gearbeitet, wie KBK-Vorstand Andreas Horster informierte. Dazu hat der KBK Kontakt aufgenommen mit der Emschergenossenschaft, einem der größten Wasserwirtschaftsunternehmen Europas. Der KBK erarbeitet Lösungen für ein technisches System, das Krefeld in die Lage versetzt, die Folgen sehr hoher Grundwasserstände abzumildern. Das ist eine Maßnahme, die intensiver Vorbereitung bedarf. Die Stadtverwaltung wird dazu Pläne ausarbeiten und diese der Politik vorstellen. Es könne keine Garantie geben, dass jeder Keller in Krefeld dauerhaft trocken bleibe, betonte Oberbürgermeister Frank Meyer. Die Stadtverwaltung mache sich jedoch gemeinsam mit dem KBK auf die Suche nach Lösungen. Solche Konzepte würden aber auch Planfeststellungsverfahren und Umweltverträglichkeitsprüfungen zur Folge haben und entsprechend Zeit in Anspruch nehmen.

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