Fachtag „Deutsch als Zweitsprache“ in Krefeld

Im Tagungssaal des Berufskollegs Glockenspitz war kein Stuhl mehr unbesetzt: Mehr als 120 Teilnehmende waren zum Fachtag „Deutsch als Zweitsprache für zugewanderte Kinder und Jugendliche" (DaZ) gekommen.

Krefeld – So viele pädagogische Fachkräfte, Sozialarbeiter und weitere Interessierte wie bei der neunten Auflage des DaZ-Fachtags hatten sich noch nie angemeldet. Dementsprechend glücklich zeigte sich Maria Luque Ramirez vom Kommunalen Integrationszentrum (KI) des städtischen Fachbereichs Migration und Integration. „Der Fachtag wurde sehr gut angenommen, wir haben tolle Rückmeldungen bekommen. Das Wichtigste aber ist, dass wir den Kolleginnen und Kollegen weitere didaktische Möglichkeiten und Tipps mit auf den Weg geben konnten, wie man Deutsch als Zweitsprache schüleraktivierend und kreativ vermittelt“, sagt Luque Ramirez, die die Tagung organisiert und moderiert hat.

Viele Kinder und Jugendliche lernen Deutsch als Seiteneinsteiger

In diesem Schuljahr gibt es in Krefeld- von der Grundschule bis zu den Berufskollegs – 580 neue Kinder und Jugendliche mit Zuwanderungshintergrund, die die deutsche Sprache als Seiteneinsteiger lernen. Ihnen steht zwei Jahre lang das Recht auf die sogenannte „Erstförderung Deutsch“ zu, was zwölf Wochenstunden Sprachunterricht entspricht. Als abgeordnete Lehrerin im KI, die auch einen internationalen Hintergrund hat, weiß Maria Luque Ramirez um die Herausforderungen dieser Kinder und Jugendlichen. „Es sind nicht nur Grammatik und neue Vokabeln, die Hindernisse darstellen können“, sagt sie. „Häufig kommen die Kinder traumatisiert aus ihren Ländern hier zu uns. Ihnen möchten wir in den Schulen einen Schutzraum anbieten.“

Auf das Zusammenspiel von Spracherwerb und Schule ging Rosemarie Tracy in ihrem Impulsvortrag „Sprachliche Vielfalt im schulischen Kontext“ ein. Sie ist Professorin für Anglistische Linguistik an der Universität Mannheim und befasst sich in ihrer Forschung unter anderem mit den unterschiedlichen Spielarten des Spracherwerbs bei multilingualen Kindern. Sie deklarierte in ihrem Vortrag die Sprache als zentralen Schlüssel für Teilhabe und Integration. Die Förderung von mehrsprachigen Kindern und Jugendlichen dürfe dabei nicht als „Projekt“ angesehen werden. Denn Sprache trete überall und fortwährend auf, zum Beispiel im sozialen, kognitiven und motorischen Kontext.

Vortrag über Resilienzförderung für geflüchtete Schüler

Der zweite Impulsvortrag konzentrierte sich auf die Resilienzförderung für geflüchtete und neu zugewanderte Schüler im Unterricht. Alina Maschke vom International Rescue Commitee (IRC) zeigte hierbei eine sensible Diskrepanz auf, die Rücksicht erfordere: Zum einen würden Kinder mit Fluchterfahrung ein Gefühl des Wohlbefindens benötigen. Auf der anderen Seite sei es aber nicht selten, dass sie gleichzeitig viele Belastungen als Folge einschneidender Erlebnisse, sozialer Unsicherheit und Entwurzelung in sich tragen. Diese Belastungen könnten sich immer wieder in toxischem Stress zeigen. Unabdingbar sei daher eine sichere und stabile Lernumgebung, betonte Maschke in ihrem Vortrag.

An insgesamt sechs Workshops konnten die Besucherinnen und Besucher des DaZ-Fachtags teilnehmen. Besonders die kreativen Vorträge fanden eine positive Resonanz, wie der Workshop von Peter Reichenbach. Der Künstler stellte das UNESCO-zertifizierte Projekt „Sevengardens – Deutsch lernen mit Pflanzenfarben aus dem Garten“ vor. Dieses niedrigschwellige Angebot forciert die handlungsorientierte Sprachvermittlung. Durch die gemeinsame kreative Arbeit, etwa mit der Herstellung von Naturfarben aus Pflanzen, werden Sprachbildung und Integration zugleich gefördert. Sprache lernen mithilfe von Musik – über diese Methodik referierte Roswitha Sander, DaZ-Lehrerin und Suggestopädie-Ausbildungstrainerin, in ihrem Workshop. Sie wies darauf hin, wie Rhythmen und Lieder eine angenehme Lernatmosphäre erzeugen und gleichzeitig aktiv den ganzheitlichen Sprachlernprozess unterstützen.

DaZ-Fachtag als Input-Quelle und Austauschbörse

„Der DaZ-Fachtag ist nicht nur eine wichtige Input-Quelle. Er soll auch als Austauschbörse für das pädagogische Fachpersonal dienen“, sagt Maria Luque Ramirez, die in ihrer Funktion im Kommunalen Integrationszentrum auch einen quartalsweise stattfindenden Arbeitskreis zum Thema Deutsch als Zweitsprache für die Sekundarstufe 1 und 2 leitet. Hier eruiert sie regelmäßig den aktuellen Bedarf zum Thema an den Krefelder Schulen und baut den DaZ-Fachtag thematisch danach auf. Nun richten Luque Ramirez und ihr Team den Blick bereits aufs nächste Jahr, wenn der Fachtag mit seiner zehnten Auflage jubiliert.

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