Einzug ins neue Haus der Bildung in Krefeld läuft

Der Stadt Krefeld wurde das Gebäude in der 30. Kalenderwoche nach weniger als zweieinhalb Jahren Bauzeit inklusive Abbrucharbeiten übergeben.

Krefeld – Die kommenden vier Wochen wandeln sich nun zu einer Phase durchgehender Anlieferungen. Eine Schule, eine Kindertageseinrichtung (Kita), ein Kindertagespflegestützpunkt und ein Familienzentrum müssen sich komplett einrichten. Über dem sorgfältig getakteten Zeitplan schwebt der 27. August: Dann beginnen im Haus der Bildung der Schulunterricht für die Grundschule, die aktuell an der Westparkstraße untergebracht ist, und der Betrieb für die neue Kita.

Monatelange Vorbereitung und ein klarer Plan

Als die beiden Hausmeister die große Eingangstür am Montagmorgen aufschließen, strömt sofort eine Riege des Sachgebiets Schulausstattung und -betrieb im städtischen Fachbereich Schule in das bezugsfertige neue Gebäude. Die vier Mitarbeiterinnen verfolgen einen klaren Plan, auf den sie sich in den vergangenen Tagen, Wochen und Monaten präzise vorbereitet haben. Jeder Schrank, jeder Tisch und jeder Stuhl sollen geradewegs in den dafür vorgesehenen Raum verbracht werden. Dafür kleben die Mitarbeiterinnen zwei Zettel an jede Zimmertür. Ein Dokument listet alle Möbel und Geräte für den betreffenden Raum auf, das andere zeigt den Grundriss samt präziser Positionierung allen Inventars. Diese Skripte sollen jedwedes Chaos von Anbeginn vereiteln. Der Plan geht auf. Die Mitarbeiter der anliefernden Firmen entleeren stoisch fünf vollbeladene Lastwagen und steuern zielsicher die entsprechenden Räumlichkeiten an. Am ersten Tag zieht hier zunächst das Mobiliar für die Schul- und Kita-Verwaltung ein. Sie soll Mitte August arbeitsfähig sein.

Als Trägerin von insgesamt 56 Schulen ist die Stadt Krefeld für die sogenannten äußeren Schulangelegenheiten zuständig. Sie kümmert sich vor allem um die Planung und Pflege baulicher Maßnahmen, die IT-Infrastruktur – und eben Ausstattung. Für letzteres ist das Sachgebiet Schulausstattung und -betrieb verantwortlich. Die Mitarbeiterinnen organisieren und planen hier ganzjährig die Möblierung von Verwaltungs- und Klassenräumen, Lehr- und Verpflegungsküchen, Mensen, Video- und Ton-Studios sowie unterschiedliche Fachräume.

Schultrakt erstreckt sich auf drei Etagen

Noch stehen die Räume im Haus der Bildung nahezu leer. Lediglich fest verbautes Inventar wie eine Küche, die Mensa oder in die Wand eingelassene Sitzeinbuchtungen sind bereits vollendet. Der Schultrakt erstreckt sich über drei Etagen, auf denen jeweils vier Klassen untergebracht sind. Die drei Etagen heißen hier Lernhäuser und ordnen sich inhaltlich und gestalterisch den Themenbereichen Regenwald, Wüste und Savanne zu. Neben vier Klassenräumen gibt es pro Stockwerk jeweils einen großen „Marktplatz“ im Zentrum und Inklusions-, Kreativ- sowie Ruheräume. Allein die Grundschule wird in den kommenden vier Wochen mit insgesamt über 2.500 Möbelstücken befüllt. Sie werden in 52 Chargen angeliefert. Darunter befinden sich 135 unterschiedliche Einrichtungsgegenstände, von pädagogischem Spielmaterial über Klassenschränke bis hin zu gebogenen Sitzlandschaften.

Seit einem halben Jahr steckt das zuständige Sachgebiet in den ausgefeilten Planungen für die Grundschule, die bald 300 Kinder besuchen. Dass das Haus der Bildung rund ein halbes Jahr früher fertig ist als ursprünglich vorgesehen, hat das Team in echten Zeitdruck versetzt. Hinzukamen zwei weitere Besonderheiten. „Eine komplett neue Schule auszustatten, ist auch für uns nicht alltäglich. Zudem ist es ungleich schwieriger, Lehr- und Unterrichtsräume zu planen, die es zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht gibt“, erklärt Sachgebietsleiterin Imke Pasch. „Auch ist das Haus der Bildung in seiner Konzeption einzigartig. Das waren in der Planung und Beschaffung qualitativ wie quantitativ ganz neue Dimensionen“, ergänzt ihre Kollegin Jana Scholten.

Einrichtung nach dem Churermodell

Die Grundschule im Haus der Bildung folgt in ihrer Ausstattung dem Churermodell. Dieses Einrichtungskonzept begreift die Schule als ein individueller auf das Kind abgestimmtes Lernumfeld. Das Inventar soll an vielen Stellen mobil sein, um Klassenräume einfach umgestalten zu können. Eine feste Sitz- und Arbeitsplatzordnung besteht hier nicht mehr. Auch nimmt der gemeinsame Austausch in der Gruppe eine wichtige Rolle ein. Dazu bilden die neuen sogenannten „Feuerstellen“ eine Art Sitzkreis in der Mitte jedes Klassenraums. Zum neuen Schuljahr wechselt die Schule auch ins jahrgangsübergreifende Lernen. Hierbei fallen klassische Jahrgangsstufen weg. Bei dieser offenen Lernform setzen sich die Klassen aus Kindern aller Altersstufen zusammen.

Die Planung der Lernhäuser war die Gemeinschaftsarbeit eines Teams um die beiden Einrichtungsleiterinnen Kerstin Schmidt-Gutmann und Sonja Löhmann mit dem zuständigen Sachgebiet sowie einer Architektin des Fachbereichs Schule. Hier führte das noch ungewohnte Churermodell zu aufwendigen Vorarbeiten und Recherchen. Das bestehende Netzwerk mit bewährten Unternehmen und Vertragspartnern musste um spezialisierte Firmen erweitert werden. Eine Lesehöhle samt Innenausstattung, in sich bewegliche Schulstühle, Akkustiksofas oder Polsterkombinationen für bodennahes Lernen gehörten bisher nicht zum Standardinventar. Mithin bestücken 23 unterschiedliche Firmen die neue Grundschule im Haus der Bildung.

Das Sachgebiet Schulausstattung und -betrieb hat die Lieferungen in den restlichen vier Sommerferienwochen logistisch en détail gestaffelt. Der Leitsatz dabei: Räume sollen von außen nach innen eingerichtet werden. Vor unplanmäßigen Änderungen wie verspäteten Transporten sind die Schuleinrichter aber auch nicht gefeit, eine Möbelgruppe zum Beispiel wird erst nach Schulbeginn ankommen. Der erste Einzugstag verlief jedoch reibungslos. Nachmittags verlässt ein Lkw nach dem anderen die Hofstraße. Am nächsten Morgen geht es hier weiter. Dann werden 550 neue Stühle für Veranstaltungshalle und Mensa angeliefert.

Ganzheitlicher Bildungsweg von null bis zehn Jahren

Das Haus der Bildung vereint als deutschlandweit erstes Projekt eine inklusive Ganztagsgrundschule, eine Kindertageseinrichtung mit 105 Plätzen, einen Kindertagespflegestützpunkt, die Schulsozialarbeit und ein gemeinsames Familienzentrum in einem Gebäude. Diese Konstellation soll einen reibungslosen, stabilen Übergang von der Kita in die Schule begünstigen und begreift den frühkindlichen Bildungsweg von null bis zehn Jahren ganzheitlich. Im Idealfall kann ein Kind hier in der Gruppe der Kindertagespflege oder in einer der beiden Kita-Nestgruppen beginnen und das Haus der Bildung Jahre später nach der vierten Klasse verlassen. Die gesamten außerschulischen Angebote im Haus der Bildung liegen in städtischer Trägerschaft und in der Verantwortung des Fachbereichs Jugendhilfe und Beschäftigungsförderung.

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