Doppelspitze für den Krefelder Zoo

Gemeinsam mit Dr. Wolfgang Dreßen bildet Dr. Stefanie Markowski aktuell die Doppelspitze des Krefelder Zoos.

Krefeld – Ihre Zuneigung zu den tierischen Bewohnern des Krefelder Zoos braucht nicht viele Worte, da lässt Dr. Stefanie Markowski einfach Taten sprechen. Minutenlang streichelt sie während eines Fernsehinterviews den behaglich ausgestreckten Flachland-Tapir zu ihren Füßen – nicht ohne zuvor einen fachkundigen Blick auf den Zustand der Hautwunde geworfen zu haben, die sich das Tier kürzlich zugezogen hat. Ab sofort hat die langjährige Zootierärztin und Kuratorin jedoch noch ganz andere Aufgaben zu erfüllen: Gemeinsam mit Dr. Wolfgang Dreßen bildet sie seit 1. Oktober die Doppelspitze des Krefelder Zoos, bevor sie dann ab 1. Januar komplett das Ruder übernimmt. „Ich freue mich sehr und habe gleichzeitig großen Respekt vor der Aufgabe“, sagt die 48-Jährige. Die sprichwörtlichen „Fußstapfen“ ihres Vorgängers sind dabei aus ihrer Sicht nicht die Hauptsache: „Das Entscheidende ist, dass unsere Marschrichtung die gleiche bleibt.“

Thema Artenschutz

Seit der Gründung der gemeinnützigen Zoo GmbH im Jahr 2005 ist der Tierpark unter Wolfgang Dreßens Leitung auf Erfolgskurs, sei es bei den Besucherzahlen, in der gestalterischen Attraktivität oder beim wichtigen Thema Artenschutz. Mit der Brandkatastrophe im Affenhaus in der Neujahrsnacht 2019/2020, steigenden Preisen für Energie und Futter sowie den Einschränkungen der Corona-Pandemie hat der Zoo jedoch auch komplizierte Jahre erlebt. „Wir wollten einen klar geregelten, aber auch einen fließenden Übergang“, betont der scheidende Zoodirektor. „Nach der Unruhe der vergangenen Jahre wird uns Kontinuität guttun. Stefanie Markowski macht mir den Abschied leichter. Sie ist aus meiner Sicht die Ideallösung.“

Erfahrungen in der Personalführung

Tatsächlich kennt die neue Chefin den Krefelder Zoo aus dem Effeff. Seit 2012 ist sie an der Uerdinger Straße als Tierärztin und Kuratorin Teil des Teams. Sie hatte die medizinische Betreuung des gesamten Tierbestandes inne und war für das Tier- und Zuchtmanagement der Großtiere und des Vogelhauses zuständig. Bei der Planung und Umsetzung von Projekten wie der Sanierung der Elefantenanlage, dem Bau des Nashorngeländes, der Pinguinanlage und des Antilopenstalls war sie bereits intensiv beteiligt. Auch in der wissenschaftlichen Kooperation mit anderen Zoos im In- und Ausland, Forschungseinrichtungen und Naturschutzverbänden setzte sie Akzente. Hinzu kommen Erfahrung bei der Personal- und Budgetplanung sowie in der Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit. In Vertretung übernahm sie auch bereits Leitungsfunktionen und sammelte Erfahrungen in der Personalführung.

Zahlreiche Aufgaben

All dies wird künftig für die neue Zoodirektorin noch stärker Teil des Alltags werden. In den kommenden Monaten wird sie sich gemeinsam mit Wolfgang Dreßen intensiver in die Strukturen der Zoo gGmbH einarbeiten. Dabei spielen auch Themen wie die Wirtschaftsplanung, Vergabeverfahren oder die Verantwortlichkeit gegenüber Gesellschaftern und Aufsichtsrat eine Rolle. „Wir werden natürlich auch zusammen auftreten und Termine wahrnehmen“, sagt Wolfgang Dreßen. Das soll seiner Nachfolgerin helfen, die gesellschaftlichen und politischen Netzwerke des Zoos besser kennenzulernen. Zudem warten auf dem Gelände zahlreiche Aufgaben: Die großen Bauprojekte wie das Artenschutzzentrum Affenpark, das Känguru-Outback oder den Neubau der Robbenanlage hat Stefanie Markowski in ihrer alten Funktion bereits eng mit begleitet. Und das Thema Klimaneutralität wird in den kommenden Jahren eine große Rolle spielen. „Kluge Entscheidungen und eine gute Fehlerkultur“ hat die neue Chefin sich vorgenommen, natürlich stets innerhalb des Teams im Zoo, zu dem auch der langjährige Prokurist und kaufmännische Leiter Frank Rusch gehört.

Erste Frau an der Spitze der Einrichtung

Dr. Stefanie Markowski ist erst die sechste Leitung des Krefelder Zoos seit dessen Gründung im Jahr 1938 – und die erste Frau an der Spitze der Einrichtung. Sie gilt als national wie international hervorragend vernetzt, ist unter anderem Mitglied im Verband der Zootierärzte, im Verband der Europäischen Zoo- und Wildtierärzte und in der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz. Im Jahr 2016 organisierte sie mit großer Resonanz in Krefeld die jährliche Arbeitstagung der Zootierärzte im deutschsprachigen Raum. Seit 2012 hat Dr. Stefanie Markowski eine ständige tiermedizinische Praxis im Krefelder Zoo aufgebaut, mit einem Behandlungsraum und modernen Geräten zu Diagnostik und Behandlung. In Abstimmung mit dem Veterinäramt erstellte sie einen Überwachungsplan für Tierseuchen. Im Zuge ihrer kuratorischen Tätigkeit pflegte sie Kooperationen mit internationalen Zuchtprogrammen hochbedrohter Tierarten und engagierte sich für die Optimierung von Haltungsbedingungen, auch in Zusammenarbeit mit Naturschutzorganisationen.

Gesundheitsmanagement von Säugetieren in Zoologischen Gärten

Dr. Stefanie Markowski wurde 1975 in Gelsenkirchen geboren und lebt seit 2019 mit ihrer Familie in Krefeld. Nach ihrem Studium der Veterinärmedizin in Gießen arbeitete sie ab 2001 als angestellte Tierärztin in verschiedenen Praxen, unter anderem in Bochum und Essen. 2004 folgte ihr erstes Engagement in einem Zoo, der „Zoom Erlebniswelt“ in ihrer Heimatstadt Gelsenkirchen. Nach einem Volontariat war sie dort bis 2012 im veterinärmedizinischen Team für die tiermedizinische Betreuung des gesamten Tierbestandes sowie im Tiermanagement für alle Säugetiere, Vögel und Reptilien tätig. Sie begleitete den Umbau des Ruhr-Zoos in die „Zoom Erlebniswelt“, darunter den Neubau zweier Anlagen für Menschenaffen. Im Jahr 2013 promovierte sie an der Tierärztlichen Hochschule Hannover zum Gesundheitsmanagement von Säugetieren in Zoologischen Gärten. „Ich bin Tiermedizinerin mit ganzem Herzen“, sagt sie von sich.

Mit Pflegerinnen und Pflegern ins Gespräch kommen

Trotz der neuen, übergeordneten Rolle will sie daher auch künftig bei größeren medizinischen Eingriffen an den Zootieren dabei sein. Und noch etwas hat sie sich vorgenommen: „Ich möchte mir die Zeit nehmen, regelmäßig eine Runde durch den Zoo zu drehen, die Tiere zu sehen und mit den Pflegerinnen und Pflegern ins Gespräch zu kommen.“ Darüber wird sich mit Sicherheit nicht nur der Tapir freuen.

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