20. Jubiläum des Krefelder Seifenkistenrennens

Das Krefelder Seifenkistenrennen war gerade erst wenige Sekunden alt, da gab es schon einen ersten Rekord zu feiern.

Krefeld – Als der Fahrer mit der Startnummer eins ins Ziel einfuhr, hatte die Traditionsveranstaltung den ältesten Teilnehmer ihrer Geschichte: Peter Nieskens, 87 Jahre alt, war bereits bei der Premiere 1951 am Start – und fuhr nun zum zweiten Mal in seinem Leben in einer Seifenkiste. Er sei kein bisschen aufgeregt gewesen, beteuerte er kurz vor dem Rennen, einzig vorfreudig. Unten im Ziel angekommen, huschte ihm ein Lächeln übers Gesicht. „Das hat richtig Spaß gemacht. Ich würde glatt nochmal starten“, sagte Nieskens. Rund viereinhalb Stunden später jubelte dann eine 17-Jährige. Sophie Boenigk war in ihrer Seifenkiste „beans-engines“ mit 27,61 Sekunden die schnellste aller Teilnehmenden auf der rund 500 Meter langen Rennstrecke. Sie gewann damit die 20. Jubiläumsausgabe der Krefelder Traditionsveranstaltung, die in diesem Jahr besonders viele Zuschauende an den Hülser Berg zog.

48 Teilnehmende starten in Speed- und Jux-Wertung

48 Fahrerinnen und Fahrer im Alter von zehn bis eben 87 Jahren hatten sich für das Rennen in diesem Jahr angemeldet. Sie hatten ihre Seifenkisten im Vorfeld in teils monatelanger Fleißarbeit kreativ-liebevoll gestaltet. Viele Fahrzeuge haben Kinder und Jugendliche gemeinsam in den Krefelder Jugendzentren gebaut. Aber auch zahlreiche Familien aus Krefeld und dem Umland hatten sich in diesem Jahr für Privatprojekte zusammengetan. 22 Teilnehmende starteten in der Speed-Kategorie, bei der es um die schnellste Fahrzeit geht. Die 26 anderen Startenden konkurrierten hingegen in der Jux-Wertung. Neben den typischen Seifenkisten in der markanten Zigarrenform flitzte so etwa auch ein Seifenblasen spuckender „Badebob“ den Berg hinunter. Oder die „Rollende Laube“, ein sorgfältig nachgebautes Gartenhäuschen in der Größe einer Hundehütte. Als bunter Regenbogenfisch, als Schnecke oder Achterbahn-Wagen verkleidete Kisten waren ebenso beliebte Fotomotive. Das größte Fahrzeug aber bildete ein überdimensionierter Cupcake mit dem Namen „Blauer Engel“. War die Kiste ob der Statik die wohl langsamste, avancierte sie insofern zum Zuschauerfavoriten, als die Konstrukteure bei der Abfahrt kostenlose Muffins verteilten.

„Die Atmosphäre beim Seifenkistenrennen ist jedes Mal aufs Neue eine ganz besonders positive – auf der Rennstrecke und daneben. Der Spaß, der gegenseitige Respekt und auch der sportliche Wettkampf machen diese Veranstaltung so unverwechselbar“, sagte Oberbürgermeister Frank Meyer bei der Eröffnung. Er war auch Mitglied jener Jury, die die Kisten in der Jux-Wertung bewertete. „Die Konkurrenz bei dieser Jubiläumsausgabe war unglaublich. Es hat großen Eindruck auf mich gemacht, mit wieviel Liebe fürs Detail die vielen tollen Seifenkisten gebaut wurden. Ganz besonders stolz bin ich auf die Krefelder Jugendzentren und -organisationen. Was die Kinder, Jugendlichen und Mitarbeitenden hier in den vergangenen Wochen geleistet haben, ist sehr beeindruckend.“

Ein Mix aus Ausgelassenheit und Ernsthaftigkeit

An der Startrampe, in der berüchtigten S-Kurve und im Zieleinlauf drängten sich die Zuschauer dicht aneinander. Der Veranstalter schätzt, dass über den Tag verteilt eine Zuschauerzahl im niedrigen vierstelligen Bereich das Seifenkistenrennen besuchte. Familien mit ihren Kindern zog es ebenso wie ältere Besucher oder überraschte Waldspaziergänger an die Rennstrecke. Sie bejubelten die Fahrer mit lautem Applaus. Die wiederum bedankten sich und winkten ihren Fans zu. Es war wieder der Mix aus Ausgelassenheit und gewissem sportlichen Ehrgeiz, der das Krefelder Seifenkistenrennen in der „Moderne“ seit 1998 charakterisiert. Da waren die Kinder, die mit verschwitzten Händen dem ersten Seifenkistenrennen ihres Lebens entgegenfieberten, während der Vater kurz vor Rennbeginn noch eine Schraube am Fahrzeug nachzog. Zeitgleich wurde gelacht, gescherzt und genossen. Für viele Teilnehmende war der Renntag der Höhepunkt einer wochen-, teils monatelangen Vorarbeit.

1.000 Strohballen an der Rennstrecke

Mit dem Seifenkistenrennen, das der städtische Fachbereich Jugendhilfe und Beschäftigungsförderung alle zwei Jahre im Wechsel mit der KinderExpo organisiert, geht ein immenser Aufwand einher. Im Vorfeld ohnehin, erst recht aber am Veranstaltungswochenende selbst. Rund 60 Menschen waren diesmal von Freitag bis Sonntag im Einsatz. Sie schafften 1.000 Strohballen als weiche Leitplanken an die Strecke, beschilderten Wege, flatterten Renn- und Zuschauerbereiche ab, bauten die zweieinhalb Meter große Startrampe auf. Am Sonntagmorgen mussten sie zusätzlich kleinere und größere Schäden auf dem Gelände beseitigen, die das Unwetter in der Nacht davor verursacht hatte. „Ein riesengroßes Dankeschön gilt dem ganzen Seifenkistenrennen-Team, die einen solchen Sonntag, von dem wir alle schwärmen, überhaupt erst ermöglichen“, sagt Silke Wintersig, Leiterin der Abteilung Jugend. Für die technische Ausrüstung, die Rennstrecken-Betreuung und Moderation sorgte der hiesige Automobil-Club Verkehr (ACV) – eine seit 1998 bewährte Kooperation. Das Technische Hilfswerk (THW) und das Deutsche Rote Kreuz (DRK) halfen ebenso wie der Jugendring und die Jugendgerichtshilfe. Die Sparkasse Krefeld und die DEVK unterstützten das Rennen erneut als Sponsoren.

Hinter der Siegerin Sophie Boenigk reihten sich Jason Branker in der „Black Angel“ mit 29,75 Sekunden und Celal Hizli im „Silberpfeil“ mit 30,24 Sekunden ein. In der Jux-Wertung gewann „Die rollende Laube“ des Kinder- und Jugendtreffs „Die Laube“. Der Cupcake des Freizeitzentrums Süd holte sich den zweiten Platz, direkt vor dem „Badebob“ der Jugendzentren Kagawa und Casablanca. Strahlend erlebten auch Piet (11) und Luis (10) die abschließende Siegerehrung. Sie hatten die von der Stadt Krefeld verlosten Startplätze gewonnen, saßen am Sonntag das erste Mal in einer Seifenkiste. „Ich war schon ziemlich aufgeregt, aber es hat sehr großen Spaß gemacht“, sagte Piet. Auch Luis war begeistert: „Ich habe mich richtig auf diesen Tag gefreut. Besonders cool war der Applaus, den man von den ganzen Zuschauern bekommen hat.“ Für beide stand schon unmittelbar nach ihren Starts fest: In zwei Jahren möchten sie wieder am Krefelder Seifenkistenrennen teilnehmen. Dann aber, so der Wunsch beider Jungen, in selbst gebauten Kisten.

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