Nach Warnungen vor möglichen Anschlagsplänen sind die Sicherheitsvorkehrungen für die Weihnachtsgottesdienste im Kölner Dom am Sonntag verschärft worden. Nach einem „Gefahrenhinweis“ hatte die Kölner Polizei am Samstagabend die Kathedrale mit Spürhunden durchsucht, jedoch keinen Sprengstoff gefunden. Medien berichteten von möglichen islamistischen Anschlagsplänen, demnach führt die Spur zu einem Ableger des Islamischen Staats (IS). In Österreich gab es mehrere Festnahmen.
Bis in die Nacht hinein hatte die Kölner Polizei am Samstagabend den Kölner Dom durchsucht und die Kathedrale danach geschlossen. Den Beamten und Beamtinnen zufolge bezog sich der eingegangene Gefahrenhinweis auf Silvester, die Sicherheitsmaßnahmen wurden aber auf die Weihnachtszeit vorgezogen. „Es geht hier um die Sicherheit der Menschen in Köln“, sagte Polizeisprecher Wolfgang Baldes. Die Zahl der Polizisten vor Ort wurde erhöht.
Zu weiteren Details äußerten sich die deutschen Behörden nicht – der Gefahrenhinweis sei aber ernstgenommen worden und es werde ihm weiter nachgegangen. Auch der Staatsschutz sei beteiligt. Für die Weihnachtsgottesdienste rief die Polizei die Bevölkerung auf, früh anzureisen und möglichst keine Taschen mitzubringen, damit es nicht länger dauere. Alle Besucherinnen und Besucher würden kontrolliert, hieß es.
Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums sagte dazu, es bestehe aktuell eine erhöhte Bedrohungslage im Bereich des islamistischen Terrorismus. „Die Sicherheitsbehörden von Bund und Ländern handeln daher mit größter Wachsamkeit und nehmen die Bedrohung durch islamistischen Terrorismus sehr ernst“, betonte er. Sie setzten alle rechtsstaatlichen, polizeilichen und nachrichtendienstlichen Mittel ein, „um mögliche Anschlagspläne zu erkennen und zu verhindern“.
„Wir nehmen die islamistische Terrorgefahr sehr ernst und sind äußerst wachsam“, sagte dazu Innenministerin Nancy Faeser (SPD) den Funke-Zeitungen. Die Sicherheitsbehörden hätten die islamistische Szene im Visier und handelten konsequent. Sie sagte aber auch: „Wir alle lieben unsere weihnachtlichen Traditionen und lassen uns nicht einschüchtern oder in unserer Lebensweise einschränken.“
In Wien nahm der Verfassungsschutz am Samstag bei einem Einsatz gegen ein islamistisches Netzwerk vier Menschen fest – drei von ihnen wurden laut der Nachrichtenagentur APA dann in die Justizanstalt Wien-Josefstadt eingeliefert. Es habe jedoch „keine unmittelbare Anschlagsgefahr in Wien“ bestanden, erklärte ein Sprecher des österreichischen Innenministeriums.
Die Polizei in Wien teilte darüber hinaus mit, aufgrund einer „aktuellen Gefährdungseinschätzung“ des Verfassungsschutzes sowie der nach wie vor erhöhten Terrorwarnstufe gelte während der Weihnachtsfeiertage „allgemein eine erhöhte Gefährdung in Österreich“. Die Behörden hätten entsprechende Schutzmaßnahmen erhöht.
Nach Informationen der „Bild“-Zeitung erhielten die Sicherheitsbehörden in Österreich, Deutschland und Spanien Hinweise, dass eine islamistisch-extremistische Zelle möglicherweise an Silvester oder Weihnachten mehrere Anschläge in Europa verüben wolle. Ziele könnten demnach neben Köln auch Weihnachtsgottesdienste in Wien und Madrid sein.
Die „Bild“ und die ARD meldeten außerdem die Festnahme eines mutmaßlichen Islamisten auch in Deutschland. Nach Informationen des ARD-Hauptstadtstudios wurde der Mann im Saarland festgenommen und soll den Behörden schon lange als Extremist bekannt sein.
Laut „Bild“ soll es sich bei den in Österreich und Deutschland festgenommenen Verdächtigen um Tadschiken handeln. Sie stehen demnach in Verbindung zum afghanischen Ableger der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS), der sich Islamischer Staat in der Provinz Khorasan (ISPK) nennt.
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