Weitere Ausgrabung an der Alteburg in Essen-Heidhausen

Die Ringwallanlage Alteburg auf dem Pastoratsberg in Heidhausen stellt eines der bedeutendsten Bodendenkmäler Essens dar.

Essen – Die Erforschung des rund 400 Mal 200 Meter großen ovalen Komplexes begann vor rund 100 Jahren durch Ernst Kahrs, dem damaligen Leiter des Ruhrlandmuseums. Verschiedene Bereiche der Anlage wurden archäologisch ausgegraben und untersucht. Leider ist ein Großteil seiner Dokumentation und der Funde im Zweiten Weltkrieg verloren gegangen, so dass heute noch zahlreiche Fragen zu der Burg offen sind und die Anlage als weitgehend unerforscht gilt.

100 Jahre nach den ersten Ausgrabungen wurde der Bereich des sogenannten „Steintores“ 2023 durch die Stadtarchäologie Essen erneut untersucht (siehe rechts, Pressemitteilung vom 04.12.2023). Die bemerkenswerten Ergebnisse zeigten, dass Teilbereiche der bislang als frühmittelalterlich angesprochenen Befestigung möglicherweise deutlich älter sind als angenommen (siehe rechts, Pressemitteilung vom 28.02.2024). Zugleich zeigte sich aber auch, dass die Bodendenkmalsubstanz in den letzten 100 Jahren deutlich gelitten hat. Zur weiteren Feststellung des Zustandes des Bodendenkmals wurde aktuell erneut eine kleine archäologische Sondage durchgeführt, dieses Mal im Bereich des „Holztores“, eine Zugangssituation ganz im Südwesten. Auch dieser Bereich wurde in den 1920ern bereits gegraben, jedoch gibt es so gut wie keine Überlieferungen zu diesem Abschnitt.

Die diesjährige Ausgrabung konnte zahlreiche Wissenslücken schließen und gewährte erste Einblicke in die Konstruktionsweise und Bauart der Befestigung. So konnte die umfassende Südmauer des Ringwalls über mehrere Meter freigelegt werden. Es zeigte sich eine 1,90 Meter breite Mauer aus Ruhrsandsteinplatten und -blöcken, die mit einem sehr festen, hellgelben Lehm aufgemauert wurden. Die Mauer war zweischalig aufgebaut und wurde auf der Innenseite auf einen mächtigen Lehmkern gesetzt. Auf der Innenseite und im direkten Tordurchgang konnte festgestellt werden, dass die Mauer in Teilen verstürzt war. Unterhalb des Versturzes konnte im Eingangsbereich eine sehr feste, planierte Laufschicht dokumentiert werden, die die ehemalige Oberfläche des Tordurchgangs markiert. Am westlichen Ende dieses Mauerabschnittes knickt, noch heute gut im Gelände sichtbar, eine wallartige Struktur um 90 Grad in Richtung Norden ab und verläuft dort über mehrere hundert Meter entlang des Steilhangs zur Ruhr. Auch dieser Wallkörper konnte bei der Ausgrabung untersucht werden. Es zeigte sich, dass es sich um eine sogenannte „Holz-Erde-Mauer“ handelt. Diese frühgeschichtliche Mauertechnik stellt eine deutlich einfachere Ausführung dar, als eine aus Stein errichtete Mauer. Im Profilschnitt zeigte sich, dass hier ebenfalls zunächst ein mächtiger Lehmkörper aufgetragen wurde. Die Oberfläche dieser Schicht wurde in den Randbereichen mit Bruchsteinen gegen ein Abrutschen geschützt. Oberhalb des Lehms befand sich eine grobe Schuttschicht aus kleineren Bruchsteinen, die den Untergrund für eine pflasterartige Lage an Sandsteinplatten darstellt. Bei der pflasterartigen Lage handelt es sich um die ehemalige Oberfläche der Mauer, auf der sich sehr wahrscheinlich eine heute nicht mehr nachzuweisende Brustwehr befand. Um die „Holz-Erde-Mauer“ herum konnten mehrere Pfostengruben nachgewiesen werden, in denen ursprünglich Holzpfosten standen, die die Mauer einfassten und ihr Halt gaben.

Die neuerlichen Ausgrabungen lieferten somit wichtige Hinweise auf die Konstruktionsweise des südlichen Befestigungsabschnittes und ergänzen die Ergebnisse der letztjährigen Grabung und der Altgrabungen der 1920er Jahre enorm. Nach und nach lassen sich die Einzelteile nun zusammensetzen, so dass die Alteburg in Zukunft vielleicht weitere Erkenntnisse preisgibt.

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