Essen – Um zukünftig besser auf pandemische Ereignisse reagieren zu können, hat das Gesundheitsamt der Stadt Essen eine umfassende Pandemieplanung auf den Weg gebracht. Auf Grundlage bisheriger Erfahrungen, bereits erfolgter und anstehender Digitalisierungsmaßnahmen sowie umfangreicher wissenschaftlicher Arbeit, wurde nun ein speziell für Essen abgestimmter modularer Pandemieplan erarbeitet.
Gesundheitsamt schafft wichtige Voraussetzungen
Grundlage der Pandemieplanung ist ein Kernpandemieplan der beschreibt, welche Phasen eine Pandemie durchläuft und welche konkreten organisatorischen Maßnahmen in der jeweiligen pandemischen Phase erforderlich sind. Ausgehend vom erstmaligen Auftreten einer Erkrankung mit pandemischem Potenzial bis hin zu hohen Zahlen an täglich gemeldeten Fällen in Essen, enthält der Plan detaillierte Handlungsanweisungen für die zuständigen Stellen innerhalb der Stadtverwaltung, um mit den spezifischen Herausforderungen der einzelnen Phasen umzugehen. Ziel ist es, Entscheidungen nicht erst zu treffen, wenn die Notlage bereits eingetreten ist. Daher werden Strukturen und Prozesse eines im Ernstfall zu gründenden Lagezentrums detailliert beschrieben. Von der übergeordneten Teamstruktur und der Prozesslandschaft bis hin zu detailliert ausgearbeiteten Handzetteln für jedes Team mit Angaben zu Aufgaben, Kennzahlen und Teilprozessen, umfasst der Kernpandemieplan ein breites Spektrum an Vorbereitungen für den Pandemiefall. Darüber hinaus wird die wichtige Zusammenarbeit mit beispielsweise der Feuerwehr oder dem Ordnungsamt beschrieben. Auch die Information und Kommunikation von und mit Bürgerinnen*Bürgern ist Teil der Planung. Es wurde außerdem ein Personalschlüssel erarbeitet, der zukünftig eine frühzeitige Abschätzung des zu erwartenden Personalbedarfs in einer möglichen nächsten Pandemie ermöglicht. Auch wichtige technische Voraussetzungen wurden und werden in Zusammenarbeit mit den wesentlichen Akteurinnen und Akteuren in einer Pandemie geschaffen.
Mögliche Szenarien für Pandemien entwickelt
Derzeit wird die erste Erweiterung der Pandemieplanung erarbeitet. Hierzu werden die zum entsprechenden Zeitpunkt relevantesten möglichen pandemischen Erreger betrachtet und Maßnahmen erarbeitet, die spezifisch für das jeweilige Szenario in Betracht zu ziehen sind. Grundlage für die Auswahl der Erreger liefert die aktuelle Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Entsprechende spezifische Aspekte sind:
- Auf die jeweilige Krankheit abgestellte Maßnahmen zur Reduktion der Infektionszahlen (z.B. durch Kampagnen zum Umgang mit Infektionsherden wie der Tigermücke)
- Handhabung von Probenahme (Abstrich, Blutprobe, Stuhlprobe etc.)
- Gegebenenfalls: Planung von Impfkampagnen
- Auf den jeweiligen Erreger angepasste Informationen für Bürger:innen
- Maßnahmen zum Umgang mit Ausbrüchen in Gemeinschaftseinrichtungen
- Individuelle Maßnahmen für Risikogruppen
Weitere Ergänzungen betreffen die Bereiche Schnittstellen, Impfstrategien, Ordnungsverfügungen und Digitalisierung. Im Fall der Impfstrategie liegt der Fokus auf den Besonderheiten bei der Errichtung von Impfeinheiten im Hinblick auf den jeweiligen Erreger. Zusätzlich wird beplant, welche konkreten Maßnahmen im Fall von dezentralen Impfeinheiten im Vergleich zu Impfzentren zu ergreifen sind.
Die Pandemieplanung soll zum Ende des Jahres abgeschlossen sein und dient dann als Grundgerüst für einen dauerhaft fortgeführten Prozess der Aktualisierung, Evaluierung und Übung.