Grugapark Essen setzt Maßstäbe für nachhaltiges Bauen

Zum 100. Geburtstag begrüßt der Grugapark Essen seine Gäste in einem neuen Vorzeigegebäude.

Essen – Am Freitag, 28. Juni 2024, wählte eine Jury im Rahmen eines Preisgerichtes den Sieger des Architekturwettbewerbs aus, der am Standort der heutigen Orangerie das größte Bauprojekt des Grugaparks seit Jahrzehnten umsetzen soll. Gewinner ist eine Planergemeinschaft unter Federführung des Stuttgarter Architekturbüros Bez + Kock Architekten, Generalplaner GmbH. Am Eingang Virchowstraße wird ein neuer Gebäudekomplex entstehen mit einer modernen Parkgastronomie, die den heutigen Ansprüchen an Service, Produktqualität, Aufenthaltsqualität und Nachhaltigkeit gerecht wird, einem Willkommenscenter, das die Besucher:innen des Parks mit großer Geste begrüßt, und mit neuen Räumlichkeiten für das Umweltbildungszentrum „Schule Natur“, das damit näher in den Park rückt.

Der Sieger wurde nun im Rahmen der Ausstellungseröffnung aller Wettbewerbsbeiträge der Öffentlichkeit präsentiert: Mit einem herausragenden Entwurf, der im Sinne des nachhaltigen Bauens neue Maßstäbe setzt, hat sich das Architekturbüro gemeinsam mit den Landschaftsarchitekturbüro – koeber LANDSCHAFTSARCHITEKTUR GmbH aus Stuttgart, sowie dem Ingenieurbüro für Bauphysik Wolfgang Sorge Ingenieurbüro für Bauphysik GmbH & Co. KG aus Nürnberg durchgesetzt. Alle Wettbewerbsbeiträge können bis zum 15 August täglich von 9 bis 18 Uhr im Infocenter Orangerie im Rahmen der Ausstellung besichtigt werden.

„Seit über neun Jahrzehnten ist der Park im Herzen von Essen Treffpunkt für Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt und auch über die Stadtgrenzen hinaus ein beliebtes Ausflugsziel für Naturfreunde aus dem Ruhrgebiet. Mit dem neuen Gebäudekomplex erhält der Park zum runden Jubiläum eine neue zentrale Anlaufstelle. Ich freue mich sehr, dass wir einen Partner gefunden haben, der unsere Vision von einem offenen und einladenden Ort verstanden und in seinem Entwurf umgesetzt hat. Darüber hinaus wird der neue Gebäudekomplex auch im Sinne der Nachhaltigkeit neue Maßstäbe setzen“, sagt Oberbürgermeister Thomas Kufen. Über 120 Büros hatten sich für die Planung und Umsetzung des Prestige-Projektes beworben, zwölf Bewerbergemeinschaften hatten nun bis Mitte Mai Zeit, ihre Wettbewerbspläne einzureichen – elf Beiträge gingen letztlich ein, die von der Jury unter dem Vorsitz von Prof. Tobias Wulf bewertet wurden.

Filigranes Holzdach mit Kuben und Innenhöfen für Gastronomie und Willkommenscenter

Das neue Eingangs- und Gastronomiegebäude, das als Fortsetzung der Farbenterrassen etwas weiter in den Park gerückt wird, soll künftig aus drei Kuben bestehen, die über ein filigranes Holzdach miteinander zu einem Pavillon verbunden sind. Die Dächer der Kuben ragen als riesige Pflanztröge, die die Formensprache der benachbarten Farbenterassen fortführen, aus dem Dach hinaus und sollen intensiv und farbenfroh bepflanzt werden. Die restliche Dachfläche, teils für offene Höfe unterbrochen, trägt Photovoltaikelemente. Mit Stampflehm und Holz setzt der Neubau auf natürliche, klimaschonende Materialien. Vor dem Eingang des Grugaparks entstehen Fahrradstellplätze und ein großzügiger Platz zum Ankommen. Von dort aus gelangen die Besucher*innen direkt in das Willkommenscenter mit Kasse, Verleihcenter und Gruga-Shop. Entlang des Gastraumes der neuen Parkgastronomie, der durch eine lange Glasfront, die im Sommer zu einer vorgelagerten Gartenterrasse hin geöffnet werden kann, direkte Blicke in Richtung Kranichwiese ermöglicht, gelangen die Gäste in den Park. Eine große WC-Anlage und ein Kiosk mit Sitzmöglichkeiten und ein Multifunktionsraum, der je nach Bedarf der Gastronomie zugeschaltet werden kann, vervollständigen den neuen Pavillon.

Die Jury hob vor allem hervor, dass sich der Neubau hervorragend in den Park einfügt und sich mit ihm über eingebettete Grünstrukturen verzahnt. Der Neubau nimmt zu allen Seiten Bezüge und Blickbeziehungen auf, wodurch auch Richtung Norden zur Virchowstraße eine besonders einladende neue Eingangssituation geschaffen wird.

Umweltbildungszentrum Schule Natur deutlich vergrößert und in den Park gerückt

Der westliche rosafarbene Kubus, der heute Ausweich- und Lagerräume der Gastronomie, die Schule Natur und Büros der Parkverwaltung beherbergt, erhält eine neue Hülle im Passivhausstandard und eine Holzrahmenfassade und wird so optisch an das neue Gebäude angeglichen. Im gesamten Erdgeschoss entsteht ein modernes Umweltbildungszentrum. Das Raumangebot der Schule Natur, seit 2017 Regionalzentrum des Landes NRW für Bildung für nachhaltige Entwicklung, wird deutlich ausgeweitet. Über ein offenes und einladendes Foyer gelangen die Besucher*innen zu drei Kursräumen, die durch eine Lehrküche und eine Holzwerkstatt ergänzt werden. Im oberen Stockwerk wird auch weiterhin ein Teil der Verwaltung des Grugaparks untergebracht sein.

Nachhaltiges Bauen im Sinne der Grünen Hauptstadt – Essen 2017

„Die Stadt Essen wurde im Jahr 2017 von der Europäischen Union zur Grünen Hauptstadt Europas ernannt. Das Jahr 2017 eröffnete damit die Grüne Dekade der gesamten Metropole Ruhr. Auch bei der Entwicklung des Grugaparks steht die Verantwortung, die wir durch den Titel tragen, im Mittelpunkt. Es ist uns daher besonders wichtig, dass vor allem auch mit diesem Projekt neue Maßstäbe im Hinblick auf nachhaltiges Bauen gesetzt werden“, betonte Simone Raskob, Dezernentin der Stadt Essen für Umwelt, Mobilität und Sport. Das von Bez + Kock Architekten eingereichte Projekt bietet laut der Einschätzung der Jury gute Voraussetzung für die angestrebte sehr anspruchsvolle Zertifizierung mit dem derzeit höchsten Niveau des nachhaltigen Bauens in Deutschland, dem DGNB-Platin-Standard.

Wie geht es nun weiter? Auf Empfehlung des Preisgerichts nimmt der Grugapark nun Verhandlungen mit dem Wettbewerbsgewinner auf. Die Fertigstellung des Projekts wird von der Stadt Essen spätestens bis zur Feier des 100-jährigen Bestehens des Grugaparks im Jahr 2029 angestrebt. Im Rahmen der IGA 2027 in der Metropole Ruhr soll der Neubau als Schaubaustelle für nachhaltiges Bauen präsentiert werden. Die Kosten für das Bauvorhaben wurden zum Zeitpunkt der Wettbewerbsausschreibung mit ca. 15,1 Millionen Euro netto veranschlagt.

120 Bewerbungen: außergewöhnlich hohes Interesse an Gruga-Prestige-Bau

Neben dem ersten Preis wurden auch ein zweiter und ein dritter Preis und eine Anerkennung vergeben: Auf dem zweiten Platz landete der Entwurf der Planergemeinschaft JSWD Architekten GmbH & Co. KG, Köln mit L02 Landschaftsarchitektur, Münster und Pirlet und Partner Ingenieurgesellschaft mbH, Köln. Der dritte Platz ging an DGI Bauwerk Gesellschaft von Architekten mbH, Berlin mit Karl Landschaftsarchitektur, München und Müller-BBM Building Solutions GmbH, Dresden-Langebrück. Eine Anerkennung erhält Stöbe Architekten GmbH & Co. KG, Düsseldorf mit studio erde, Berlin und blauphysik GmbH, Dresden. Alle Juryentscheidungen fielen einstimmig. Das Büro Bez + Kock Architekten ist in Essen nicht unbekannt: In 2023 hatte es bereits den Realisierungswettbewerb für den Neubau der Frida-Levy Gesamtschule in der Essener Innenstadt gewonnen und wurde auch in den vergangenen Jahren mit zahlreichen Preisen prämiert. Der Planungswettbewerb wurde als nicht offener, anonymer Realisierungswettbewerb nach RPW (Richtlinie für Planungswettbewerbe) durchgeführt. Das heißt, dass die Teilnahme an bestimmte Bedingungen geknüpft war und dass das Preisgericht erst nach ihrer endgültigen Entscheidung erfuhr, von wem welcher Beitrag stammt. Zuvor wurde festgelegt, dass insgesamt maximal zwölf Planungsgemeinschaften am Wettbewerb teilnehmen dürfen. Beworben haben sich 120 Teams, was zum einen die große Bedeutung dieses neuen Gebäudes unterstreicht, zum anderen aber das Los über die Teilnahme entscheiden musste.

Über das Parkentwicklungskonzept 2029 „Begeistert für Grün“

Mit dem Neubau des Eingangs- und Gastronomiegebäudes setzt der Grugapark ein weiteres Projekt aus dem im Mai 2022 vom Rat der Stadt Essen beschlossenen Parkentwicklungskonzept „Begeistert für Grün“ um. Bis zu seinem 100. Geburtstag im Jahr 2029 soll der Park modernisiert und weiterentwickelt sowie nachhaltig und zukunftsfähig aufgestellt werden – jedoch immer unter Berücksichtigung der Tradition des Parks. Größere Baumaßnahmen gehören ebenso zu den über fünfzig Einzelprojekten, wie auch kleinere Projekte, die die Erlebnisvielfalt im Grugapark noch weiter steigen lassen.

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