Essener Parkfriedhof feiert 100-jähriges Jubiläum

Der Parkfriedhof im Essener Stadtteil Huttrop wird in diesem Jahr 100 Jahre alt.

Essen – Anlässlich dieses bedeutenden Jubiläums fanden bereits im September zahlreiche Veranstaltungen statt – nun gehen die Feierlichkeiten am Samstag, 9. November 2024, in ihre zweite Runde: Verschiedene thematische Führungen und eine abendlichen Illumination finden auf Essens größtem Friedhof statt.

Historische Führung zu Opfern des Nationalsozialismus

Um 15 Uhr bietet Historiker Thomas Hammacher eine Führung zu der Grabanlage der Verfolgten des NS-Regimes an. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Ab 15 Uhr sind auch die Ausstellungen zur Historie des Parkfriedhofes und zum immateriellen Erbe Friedhofskultur sowie die Karikaturenausstellung „Einer geht noch“ in der alten Trauerhalle für die Besucher:innen geöffnet.

Schwarze Witwe erzählt von Leichenbitter und Totenkronen

Zwei kostümierte Führungen mit der „Schwarzen Witwe“ finden unter dem Titel „Friedhofsgeflüster“ über den Friedhof statt. Und da die erste Führung um 18 Uhr bereits schnell ausgebucht war, bietet Grün und Gruga noch eine Zusatzführung um 16:30 Uhr an. Bei diesen Führungen stehen die Sitten und Bräuche sowie der Aberglaube unserer Vorfahren im Mittelpunkt. Wie sind unsere Vorfahren mit den Themen Sterben, Tod und Trauer umgegangen? Welche Rituale gab es? Warum darf man Sterbende nie beim Namen rufen? Wer oder was sind Leichenbitter? Was sind Totenkronen? Und warum wurden Verstorbene festgebunden oder ihnen Erbsen mit in den Sarg gelegt? Viele dieser Fragen werden beantwortet und mit spannenden Erlebnisberichten abgerundet. Eine Anmeldung ist per E-Mail erforderlich an info@anja-kretschmer.de. Weitere Informationen finden Interessierte unter www.anja-kretschmer.de.

Der Parkfriedhof im Licht

Ab 16:30 Uhr wird während der Führungen „Friedhofsgeflüster“ ein Teil des Parkfriedhofes illuminiert. Die Illumination kann selbstverständlich auch unabhängig von den Führungen besucht werden. Die Treffpunkte für Führungen befinden sich am Eingang zur alten Trauerhalle. Eine Übersicht aller Veranstaltungen finden Interessierte auf www.essen.de/friedhofsjubiläum. Die Teilnahme ist kostenlos.

Die Geschichte des Friedhofs

Von Beginn der Planungen an stand bei dem Parkfriedhof neben der Funktion auch immer die Gestaltung im Vordergrund. Der damalige Essener Gartenbaudirektor Rudolf Korte, der als Bauleiter fungierte, legte Wert auf „schöne Friedhofsbilder“ mit farbigen Blumenstreifen, prachtvollen Sträuchern und Alleen, deren Farbkombinationen den Friedhof lebendig wirken ließen und dem Tod seinen Schrecken nehmen sollte. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde der Friedhof erweitert und eine zusätzliche Trauerhalle errichtet. Gärtnerische und architektonische Elemente wurden auch weiterhin miteinander verbunden. Das dies vorbildlich gelang, sieht man heute daran, dass sowohl die alte Trauerhalle als auch der gesamte alte Teil des Friedhofs seit 1989 unter Denkmalschutz stehen.

Für die Bürger*innen aus dem Umfeld des Friedhofs ist die Anlage bis heute nicht nur ein Ort der Erinnerungen, sondern eine beliebte Erholungsfläche, die sie für ausgedehnte Spaziergänge im Grünen schätzen. Mit über 40 Hektar, die durch zahlreiche Erweiterungen im Laufe der Jahrzehnte entstanden sind, ist der Friedhof heute der Größte in Essen.

Besonderheiten des Parkfriedhofs

Auf dem Parkfriedhof befinden sich zwei Ehrengräber der Stadt Essen: Im waldähnlichen Nordteil des Friedhofs befindet sich ein Ehrengrab für Gustav Heinemann, der von 1945 bis 1949 Oberbürgermeister von Essen und von 1969 bis 1974 Bundespräsident war. Das andere Ehrengrab gedenkt der Stifterin Claire Hennes. Durch den Tod ihres Mannes wurde Claire Hennes Alleinerbin der Firma Doppelherz I.P. Hennes GmbH in Essen, die sie bis 1976 leitete. Aufgrund ihres sozialen Engagements zur Verbesserung der Situation der Alten- und Pflegeheime in ihrer Heimatstadt Essen, erhob der Rat der Stadt Essen das Grab von Claire Hennes und ihrem Ehemann 2001 zum Ehrengrab.

Das Grabmal der Familie Johann und Elisabeth Goldkuhle (geboren Willemsen) mit der Grabplastik von 1929 steht seit 1932 an einer Stelle mit besonderer optischer Geltung auf einem Rondell und ist eines der wenigen bedeutsamen Grabmale, die noch aus den Anfängen des Parkfriedhofs erhalten sind.

Auf vier Grabfeldern liegen insgesamt 2.045 Opfer des Zweiten Weltkrieges: Opfer aus Konzentrationslagern, Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter, deutsche Zivilisten und Soldaten.

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