Essen – Nach einer baubegleitenden archäologischen Dokumentation durch einen Stadtarchäologen zeigte sich im Anschluss, dass es sich bei dem Fund um Reste der nördlichen, westlichen und südlichen Außenmauer samt Fundament des ehemaligen Jüdischen Jugendheims handelt – die eingemessenen Mauerverläufe passen exakt mit den alten Kartierungen des Gebäudes überein. An der Südseite sind außerdem noch Teile der Kopfsteinpflasterung des alten Gehweges erhalten sowie vermutlich einzelne Kellerbereiche auf der Nordseite.
Von besonderer Bedeutung sind auch erhaltene Reste an der Nordseite der ehemals eindrucksvollen Fassade des „schönsten Jugendheims Deutschlands“, wie einst der damalige Gemeinderabbiner Hugo Hahn (1893-1967) formulierte. Die Fassade war mit hellen, langschmalen Hohlziegeln verkleidet, von denen einige bei der Baumaßnahme geborgen werden konnten. Neben diesen architektonischen Elementen konnten in den modernen Baugruben auch zahlreiche Brandspuren inklusive umfangreichem Brandschutt dokumentiert werden, die von dem verheerenden Brandanschlag während der Novemberpogrome auf das Gebäude zeugen.
Durch die archäologische Aufnahme der freigelegten Befunde konnten nicht nur die Außenmauern des Jüdischen Jugendheims verortet, sondern auch die originale Außenfassade nachempfunden werden – ein besonderes Zeugnis der damals fortschrittlichen Architektur. Die Maßnahme liefert einen eindrucksvollen Einblick in ein verloren geglaubtes Stück Essener sowie deutscher Geschichte und widerlegt die Aussage, dass die Nationalsozialisten den Bau restlos abgetragen haben.
Ein Großteil der bei der Baumaßnahme freigelegten Mauerstrukturen konnten nach Abschluss der Erdarbeiten im Boden erhalten bleiben. Nur in einzelnen Bereichen mussten Teile der Mauern, begleitet durch die Stadtarchäologie der Stadt Essen, vorsichtig abgetragen werden. Das geborgene Material wird gereinigt, bestimmt und zur Archivierung dem Ruhr Museum übergeben. Nach Abschluss der Auswertungen soll zudem eine Publikation in Form eines Artikels erfolgen.




