Düsseldorf – Gemeinsam und voneinander lernen: Das ist das Konzept einer neuen Ausbildungsstation des Universitätsklinikums Düsseldorf (UKD), auf welcher Auszubildende der Pflege und Medizinstudierende im Praktischen Jahr (PJ) im Rahmen ihrer jeweiligen Ausbildungen eigenverantwortlich Patientinnen und Patienten betreuen. Auf der sogenannten Interprofessionellen Düsseldorfer Ausbildungsstation (IDA) in der UKD-Kinderklinik erarbeiten sie im Team Arbeitsinhalte und sind gemeinsam für die ihnen anvertrauten Patientinnen und Patienten verantwortlich. Sie werden von speziell ausgebildeten Pflegekräften und Ärztinnen und Ärzten begleitet.
Anfang August konnte die IDA-Station der Kinderklinik starten. Ziel des Projektes ist schon in der Ausbildung eine ganzheitliche und eigenständige Versorgung von Patientinnen und Patienten zu verankern sowie die Kommunikation zwischen den Pflegenden und den Ärztinnen und Ärzten von Anfang an weiterzuentwickeln und so auch gegenseitige Wertschätzung und Vertrauen zu fördern.
Wer später zusammen arbeitet, sollte auch zusammen lernen: Auszubildende der Pflege und Medizinstudierende starten gemeinsam in die Praxis
„Klassischerweise wurden Pflegekräfte und die Ärztinnen und Ärzte früher fast vollständig getrennt voneinander ausgebildet: Die Studierenden an den Universitäten und die Pflegenden in ihren jeweiligen Kliniken und Berufsschulen. Berührungen gab es erst spät in der Ausbildung. Heute versuchen wir die verschiedenen Berufsgruppen – die sich ja auch im späteren Berufsfeld in einem Krankenhaus aufeinander verlassen müssen – möglichst früh und häufig zusammen zu bringen“, erklärt Doris Strauch, systemische Coachin am UKD-Bildungszentrum und Projektkoordinatorin des IDA-Projekts. „So können die medizinischen und pflegerischen Fachkräfte der Zukunft schon früh gemeinsam von- und miteinander lernen, Arbeitsabläufe der interprofessionellen Arbeit verinnerlichen und auch mögliche Vorurteile abbauen. Davon profitieren neben den Lernenden ebenso die Patientinnen und Patienten durch routiniertere Abläufe und verbesserter Kommunikation. Die Leistung, die erbracht wurde, liegt vor allem darin, dass wir als Projektgruppe schon interprofessionell aufgestellt sind, entsprechend gedacht, kommuniziert und geplant haben. Dafür an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an alle am Projekt Beteiligten.“
Die IDA-Station an der UKD-Kinderklinik: Patientensicherheit und das Sicherheitsgefühl der Mitarbeitenden ist oberstes Gebot
Auf der neu geschaffenen IDA-Station am UKD kann die gemeinsame Ausbildung der beiden Berufsgruppen nun unter Realbedingungen erfolgen. Dafür wurde eine allgemeinpädiatrische Station der UKD-Kinderklinik in zwei Bereiche geteilt: In den Bereich der Regelversorgung und den Bereich der IDA-Station. Beide Bereiche stehen in einer wechselseitigen Beziehung zueinander. Im IDA-Bereich betreuen die PJ-Studierenden und Auszubildenden der Pflege die Kinder und Jugendlichen mit unkritischen Erkrankungen – bei denen bei Aufnahme die Zustimmung der Eltern eingeholt wurde – eigenverantwortlich. Pflegerische Praxisanleiterinnen und Anleiter und die ärztliche Lernbegleitung sind jederzeit im Hintergrund.
„Patientensicherheit aber auch das Sicherheitsgefühl der Auszubildenden der Pflege und der Medizinstudierenden sind das oberste Gebot. Sie sind gemeinsam für etwa vier bis acht Patientinnen und Patienten verantwortlich. Klappt das eigenverantwortliche Arbeiten, fördert es die Freude an der Arbeit, sorgt für eine höhere Routine und sensibilisiert für ein hohes Maß an Patientensicherheit. Dafür steht den Auszubildenden und Studierenden stets ein pflegerischer und ärztlicher Lernbegleiter zur Seite.
Die Projektplanung erfolgte mit großem Engagement zusammen mit der Fachschaft Medizin und der Auszubildendenvertretung der Pflege. Es wurde ein eigenes Arbeitszimmer für die Auszubildenden und die Studierenden auf der Station eingerichtet. Hier waren viele Bereiche der Uniklinik involviert – zum Beispiel aus der Technik und der IT. In den vergangenen drei Jahren haben wir viel Zeit und Herzblut in die Planung gesteckt. Wir bedanken uns bei allen Beteiligten für das große Engagement und für die vielseitige Unterstützung – unter anderem bei der Fachschaft Medizin, dem Studiendekanat und der Kinderklinik. Es ist großartig, dass wir jetzt mit der Interprofessionellen Ausbildungsstation starten“, freut sich Dr. Carsten Döing, Oberarzt in der UKD-Kinderklinik sowie Leiter des Trainingszentrums für ärztliche Kernkompetenzen im Studiendekanat Medizin der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.
Teilnehmen am IDA-Programm können alle Auszubildenden zur Pflegefachfrau/zum Pflegefachmann am Ende des zweiten, bzw. zu Beginn des dritten Ausbildungsjahres der Uniklinik Düsseldorf sowie Medizinstudierende im Praktischen Jahr. Langfristig soll das Programm ganzjährig und auch in anderen Bereichen der Uniklinik außerhalb der Kinderklinik angeboten werden.
Damit nachhaltiges Lernen entstehen kann und jeder unterstützt wird, sind im Tagesstrukturplan der Auszubildenden der Pflege und Studierenden feste Reflexionszeiten eingeplant.
Ursprünglich kommt die Idee, Auszubildenden und Studierenden unter Supervision eigenverantwortlich Teile einer Station zu übernehmen, aus Schweden. An der Uniklinik Düsseldorf sollte eine solche Station schon vor einiger Zeit eingeweiht werden, die Corona-Pandemie hat die Umsetzung jedoch verzögert. Dass es nun an Düsseldorfs größtem Krankenhaus losgeht, freut auch Pflegedirektor und UKD-Vorstandsmitglied, Torsten Rantzsch. Er hatte die initiale Idee, das System am UKD zu etablieren: „Es ist das grundlegende Prinzip einer Uniklinik, dass bei uns medizinisches und pflegerisches Personal ausgebildet wird. Es freut mich als Pflegedirektor sehr, dass wir auf der IDA-Station jetzt die Pflegenden und die Ärztinnen und Ärzte von morgen gemeinsam ausbilden und ihnen für ihre Zukunft noch mehr das interprofessionelle Arbeiten und den gegenseitigen Respekt mitgeben können. Mein Dank gebührt allen, die an der Umsetzung beteiligt waren, sowie den Pflegeauszubildenden und den Studierenden, die mit uns in das neue Projekt gemeinsam starten.“