„Latente Botschaften des Kinos“ im Filmmuseum Düsseldorf

Mit einem Einführungsvortrag von Kurator Wolfgang M. Schmitt startet am Mittwoch, 26. November 2025, um 19 Uhr die neue Filmreihe "Latente Botschaften des Kinos" in der Black Box im Filmmuseum.

Düsseldorf – An vier Terminen bis Donnerstag, 11. Dezember 2025, beschäftigt sich die Reihe mit dem Thema „Latenz im Film“. Die Filmreihe ist eine Kooperation mit der Filmwerkstatt Düsseldorf. Zwei Termine finden in der Black  Box, die letzten beiden in der Filmwerkstatt auf der Birkenstraße 47 (im Hinterhof) statt. Eröffnungsfilm ist „Marlene“, ein Dokumentarfilm über die Film-Ikone Marlene Dietrich.

„Latenz im Film ist das Zögern vor der Antwort, das Innehalten des Blicks. Die ausgewählten Filme transportieren alle latente Botschaften. Das Kino wird darin zu einem Ort des Wartens, in dem Bedeutung nicht sofort erscheint, sondern verspätet eintrifft, möglicherweise aber zum richtigen Zeitpunkt. In dieser Verzögerung wird Zeit spürbar – als Spannung, als Verheißung, als Spiel mit dem Unsichtbaren. Es öffnen sich Möglichkeitsräume für Projektionen und Fantasien des Publikums“, erläutert Kurator Wolfgang M. Schmitt sein Konzept.

Der Filmkritiker, Webvideoproduzent und Podcast-Moderator hat sich unter anderem mit seinem YouTube-Kanal „Die Filmanalyse“, den er noch während seines Studiums der Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte 2011 gründete, einen Namen gemacht. Bekannt ist er auch für seine Podcasts (das Wirtschaftsformat „Wohlstand für alle“ und gemeinsam mit Stefan Schulz „Die neuen Zwanziger“). Darüber hinaus hat er zusammen mit Ole Nymoen ein Kinderbuch und ein Buch über Influencer geschrieben.

Die Filmreihe ist Teil des Projekts „Latent Space. Latenzräume der Kunst“ der Filmwerkstatt Düsseldorf, die bis zum 31. Januar 2026 läuft. Es wird gefördert von der Kunststiftung NRW und dem Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen. Informationen zum Projekt sind zu finden unter www.filmwerkstatt-duesseldorf.de.

Die Filmreihe „Latente Botschaften des Kinos“

Vorführungen in der Black Box/ Filmmuseum Düsseldorf

Mittwoch, 26. November, 19 Uhr

MARLENE
BRD·F·CH 1983/84 · 94 min · 35mm · ab 6
R: Maximilian Schell · B: Meir Dohnal, Maximilian Schell · K: Ivan Šlapeta

Die Diva ist abwesend und dennoch präsent. 1982 stimmte Marlene Dietrich zu, dass ihr Schauspielerkollege und Regisseur Maximilian Schell, mit dem sie gemeinsam in DAS URTEIL VON NÜRNBERG (1961) aufgetreten war, sie interviewen und auf Tonband aufnehmen, jedoch nicht filmen darf. Sie sei zu Tode fotografiert worden, hören wir eine alte Stimme sagen, zu der wir Bilder der ewig jungen Leinwandlegende Marlene sehen. Die latente Struktur schafft einen Raum der Illusion und Desillusion gleichermaßen. Der Dokumentarfilm MARLENE ist ein Meisterwerk über Zeit, Verzögerung und einen nicht abgeschickten Brief.
Einführung: Wolfgang M. Schmitt

Mittwoch, 3. Dezember, 20 Uhr

ARRIVAL
USA 2016 · 116 min · OmU · digitalDCP · ab 12R: Denis Villeneuve
B: Eric Heisserer · K: Bradford Young · D: Amy Adams, Jeremy Renner, Forest Whitaker, Michael Stuhlbarg, Mark O’Brien u.a.

Wie kommuniziert man mit dem Anderen? Im Science-Fiction-Kino der 1950er-Jahre war ein Ding aus einer anderen Welt noch eine Bedrohung, die es zu vernichten gilt. In Denis Villeneuves Film ARRIVAL ist dieses Freund/Feind-Schema zwar noch präsent, sodass die Latenz zwischen dem Senden, Empfangen und Verstehen einer außerirdischen Botschaft bedrohlich erscheint, aber nicht alternativlos. Es ist die von Amy Adams gespielte Linguistin, die gegen die Zeit kämpft und die Botschaft übersetzen will, um einer Gewaltspirale zu entkommen.

Vorführungen in der Filmwerkstatt Düsseldorf

Dienstag, 9. Dezember, 20 Uhr

CACHÉ
F·Ö·D·I 2005 · 115 Min · OmU · digitalDCP · FSK 12
R/B: Michael Haneke ·K: Christian Berger
D: Juliette Binoche, Daniel Auteuil, Annie Girardot u.a.

Latenz meint auch eine Struktur von Anwesenheit bei gleichzeitiger bzw. vermeintlicher Abwesenheit: In Michael Hanekes Drama Caché erhält eine wohlhabende Familie anonym Videokassetten mit Videoaufnahmen von ihrem Hauseingang. Denkbar harmloses Material, könnte man meinen. Ist da etwa noch jemand? Die Videos sind Botschaften aus einer Vergangenheit, nicht zuletzt einer kolonialen. Was kommt, wenn auch verspätet, durch die statischen, unscheinbar wirkenden Aufnahmen plötzlich noch zum Vorschein? Ein zutiefst irritierender Geniestreich!

Donnerstag, 11. Dezember, 20 Uhr

LES CHOSES DE LA VIE · DIE DINGE DES LEBENS
F·I 1970 · 85 min · OmU · digitalDCP · FSK 16
R: Claude Sautet B: Sandro Continenza, Jean-Loup Dabadie, Paul Guimard · K: Jean Boffety
D: Michel Piccoli, Romy Schneider, Lea Massari u.a.

Ein Verkehrsunfall eröffnet Claude Sautets Liebesdrama Die Dinge des Lebens: Der Architekt, gespielt von Michel Piccoli, ist schwerverletzt. Rückblenden erklären, was geschah. Ein Mann steht zwischen zwei Frauen (gespielt von Romy Schneider und Lea Massari). Alle haben sie sich etwas zu sagen, aber die Botschaften kommen nur verzögert an. Latenz meint aber nicht einfach „zu spät“, sondern die Verspätung eröffnet einen Möglichkeitsraum, in dem es vielleicht sogar Glück, zumindest so etwas wie Frieden geben kann.

Der Eintritt in die Black Box kostet sieben Euro, ermäßigt fünf Euro und mit Black-Box-Pass vier Euro. Es gibt einen Vorverkauf  an der Kinokasse des Filmmuseums, telefonische Reservierungen unter 0211-8992232. Der Eintritt bei der Filmwerkstatt beträgt acht Euro, ermäßigt sechs Euro. Tickets gibt es an der Abendkasse.

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