Erste mobile Dusche für Wohnungslose in Düsseldorf

Mit „jotdrop – Die warme Dusche für die Straße“ bringt Flingern mobil e. V. die NRW-weit erste mobile Dusche für obdach- und wohnungslose Menschen auf die Straße.

Düsseldorf – Zum Projektstart übergab der Stiftungsratsvorsitzende der SozialstiftungNRW Marco Schmitz MdL die Bescheide über die substanzielle Förderung, die den Betrieb für die ersten drei Jahre sichert. Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller gratulierte zum Start, Weihbischof Ansgar Puff segnete das Duschmobil. Mit „jotdrop“ bietet Flingern mobil wohnungslosen Menschen nicht nur eine niedrigschwellige, kosten- und barrierefreie Wasch- und Duschmöglichkeit mit begleitendem Beratungsangebot an öffentlichen Szenepunkten. Mit „jotdrop“ wird wohnungs- und obdachlosen Menschen auch ein seltener Moment des Wohlbefindens ermöglicht.

„Ich konnte das Projekt von der Entstehung der Idee vor zwei Jahren bis zum heutigen Startschuss verfolgen und freue mich sehr, dieses wertvolle Projekt als Stiftungsratsvorsitzender der SozialstiftungNRW mit 700.000 Euro zu unterstützen“, erklärte Marco Schmitz MdL. Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller freute sich, dass mit jotdrop die vorhandenen Hilfsangebote in der Stadt „nicht nur ergänzt, sondern auch erweitert werden. Es ist ein wichtiges Projekt, das den Menschen ihre Würde zurückgibt.“ Zum Abschluss segnete Weihbischof Ansgar Puff das Duschmobil und erinnerte daran, dass eine Dusche für manche Menschen, die „Monate keine Dusche zur Verfügung hatten, tatsächlich Luxus ist“.

Wohnungslose Menschen erfahren aufgrund ihres äußerlichen Zustands oft Ablehnung, Distanzierung. Dem entgegen stärkt die Wiedererlangung eines gepflegten Erscheinungsbildes die Selbstwirksamkeit: Menschen erwägen wieder, auf Menschen zuzugehen, sich helfen zu lassen, sie trauen sich wieder, einen Arzt oder eine Beratungsstelle aufzusuchen.

Es ist der erste Schritt, den Selbstwert zu stärken und die eigene Lebenssituation verbessern zu wollen – der erste Schritt, wieder „jot drop“ zu sein. Das Angebot: Hilfe von A-Z.

Das basale Angebot ist Türöffner für weitere Hilfeleistungen. Eine Pflegefachkraft versorgt eventuelle Wunden und wechselt Verbände; Hilfskräfte sorgen für saubere Duschen, helfen auf Wunsch beim An- und Ausziehen, Ein- und Aussteigen. Und wer möchte, kann sich unseren Sozialarbeitenden in einem mobilen Beratungsraum für vertrauliche Gespräche und psychosoziale Beratung anvertrauen. Durch die digitale Ausstattung des Begleitfahrzeugs sind auch Anträge auf Leistungen nach SGB 2 oder 4 und Weitervermittlungen (Arzt- oder Amtstermine) in das Hilfesystem möglich.

Niedrigschwelligkeit und Barrierefreiheit: Das Angebot ist barrierefrei und so niedrigschwellig wie möglich: Niemand wird abgelehnt, das Duschmobil kommt dahin, wo sich die Klient:innen aufhalten. Und die Rampe ermöglicht auch das Duschen für Rollstuhlfahrende.

Zahlen/Bedarf: Es besteht ein eklatanter Anstieg der wohnungslosen Menschen in Düsseldorf: Zum Stichtag 30.06.2023 waren dem jüngsten Fachbericht des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales zufolge in Düsseldorf 4.525 Personen wohnungslos, 2022 waren es noch 3.650.

Personal: Neben zwei ausgebildeten Fachkräften der sozialen Arbeit sind während der Betriebszeiten auch eine Pflegefachkraft sowie eine Unterstützungskraft im Einsatz. Die Stelle der Pflegefachkraft ist noch unbesetzt, hier freuen wir uns über etwaige Unterstützung bei der Suche.

Operativer Beginn/Standorte: Ab kommender Woche werden wir den operativen Duschbetrieb aufnehmen und zeitnah auch den Regelbetrieb (von montags bis freitags täglich vier Stunden) gewährleisten.

Es stehen etliche Standorte zur Disposition, wo auch eine Stromversorgung sowie Wasserzu- und abfuhr möglich sind. In der Startphase betreiben wir quasi Feldforschung, wo das Angebot am hilfreichsten ist – also wo wir die meisten Menschen erreichen. Diese Frage beantwortet uns die Klientel selbst.

Duschmobil: Der Anhänger mit zunächst einem Duschplatz ist quasi das „Starterkit“. Mit diesem sammeln wir weitere Erfahrungen, binden das Klientel im Sinne der Partizipation mit ein, um den Bedürfnissen genau entsprechen zu können und wollen dementsprechend das Angebot mittelfristig um weitere Duschplätze erweitern. Dafür benötigen wir Spenden.

Finanzierung / Notwendigkeit von Spenden: Das Pilotprojekt „jotdrop“ wurde vor allem durch die substanzielle Förderung der SozialstiftungNRW und der Aktion Mensch ermöglicht. Aber jotdrop hat noch viel vor: Um das Angebot langfristig zu sichern und mit noch mehr Duschplätzen auszubauen, hoffen wir auf zahlreiche Spenden der Düsseldorfer Bürgerinnen und Bürger. Auch freuen wir uns über ehrenamtliches Engagement – etwa von Friseuren oder Wäschereien.

Besuche während des Regelbetriebs vor Ort: Die Arbeit mit der Klientel steht im Vordergrund, Vertrauensgewinn ist Voraussetzung. Diesen möchten wir – gerade vor dem Hintergrund, dass es sich um ein neues Projekt handelt und wir auch neue Zielgruppen erreichen möchten – nicht gefährden.

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