Düsseldorf – Haartransplantationen ohne Ärzte und mit nicht zugelassenen Medikamenten, Lippen aufspritzen ohne Zulassung – und ganz viel Bargeld: Bei einer gemeinsamen Kontrolle von Ordnungsamt, Bezirksregierung und Gesundheitsamt wurde so eine nicht angemeldete Haartransplantationspraxis in Friedrichstadt durchsucht. Die Zentrale Ermittlungsgruppe (ZEG) des Ordnungsamtes entdeckte zudem wieder illegale Lippen-Behandlungen in einem Beautysalon – ebenfalls in Friedrichstadt. Bei den beiden Durchsuchungen handelte es sich um den dritten und vierten Fall einer illegalen Schönheitspraxis in Düsseldorf.
Aufgrund eines anonymen Hinweises eines nach eigenen Angaben Geschädigten kontrollierten Ordnungsamt, Gesundheitsamt und Bezirksregierung einen Betrieb auf der Graf-Adolf-Straße. Bereits im Treppenhaus kamen den Dienstkräften zwei Männer in OP-Kleidung entgegen, die angaben, in einem Betrieb ein paar Etagen weiter oben zu arbeiten. Nachdem sich die Dienstkärfte auswiesen, wurden sie zunächst in Räumlichkeiten, die nach einer Schönheitspraxis aussahen, geführt. Weitere Personen wurden hier nicht angetroffen. Die Dienstkräfte wollten sich auch die Räumlichkeiten auf dem Flur gegenüber anschauen – da diese auf dem Klingelschild ebenfalls als Praxis ausgewiesen war. Die Männer betonten, keine Zugangsmöglichkeiten zu haben.
Zur Identitätsfestellung wurden beide Personen im Anschluss durchsucht. Dabei wurde ein Schlüsselbund gefunden, der auf die Tür der weiteren Einheit passte. Dort waren weitere Praxis-Einheiten und OP-Räumlichkeiten eingerichtet. Drei weibliche Personen gaben an, Patienten zu sein. Bei zwei weiteren männlichen Personen wurde gerade eine Haartransplantation durchgeführt. Während der weiteren Befragung der beiden Patienten stellte sich heraus, dass die Transplantationen von den drei Frauen durchgeführt wurde. Diese hätten sich als Ärztinnen vorgestellt und von den Patienten zwischen 2.000 und 2.500 Euro in Bar als Vorkasse und Anzahlung für die Behandlung erhalten.
Die Dienstkräfte der Bezirksregierung und des Gesundheitsamtes stellten erhebliche hygienische Mängel fest. Dazu wurden Medikamente gefunden, die nicht in Deutschland und nicht ohne ärztliche Medikation verabreicht werden dürfen. Bei der weiteren Befragung wurde klar, dass keine der drei Frauen Ärztin war. Seitens der Dienstkräfte der Bezirksregierung wurden zudem bei den chirurgischen Instrumenten so gravierende Mängel festgestellt, dass ein Strafverfahren eingeleitet wurde. Überdies stellte sich heraus, dass die vermeintliche Firma über keinerlei Gewerbeanmeldung verfügte. Aufgrund des Verdachts der Schwarzarbeit erwirkten die Dienstkräfte einen Durchsuchungsbeschluss. Dabei wurden an verschiedenen Orten in den beiden „Praxisräumen“ erhebliche Mengen Bargeld gefunden. Dieses Geld wurde nach Rücksprache mit dem Eilrichter beschlagnahmt und später gezählt: Es handelte sich um über 180.000 Euro. Die fünf Personen im Betrieb, die aus der Türkei stammen, wurden aufgrund des Verdachts, sich unerlaubt im Bundesgebiet aufzuhalten, einer Polizeistreife übergeben.
Auch der zweite Beautysalon wurde aufgrund eines anonymen Hinweises aufgesucht. Die Dienstkräfte vereinbarten Online einen Termin im Betrieb. Vor Ort wurde die Dienstkraft von einer Mitarbeiterin und ihrer Assistentin dahingehend beraten, sich für knapp 500 Euro die Lippen aufspritzen zu lassen. Daraufhin wiesen sich die Dienstkräfte aus. Die beiden Frauen stellten sich als ukrainische Staatsbürger mit Aufenthaltstiteln aus Litauen und Lettland heraus. Die Dienstkräfte klärten beide auf, dass sie sich der Schwarzarbeit schuldig machten. Nach Hinterlegung einer Sicherheitsleistung wurden beide in Polizeigewahrsam übergeben, da auch hier der Verdacht bestand, dass sich beide unerlaubt im Bundesgebiet aufhielten.
Möglicherweise gibt es weitere unseriöse Anbieter von Schönheitsbehandlungen in Düsseldorf. Sollten Unsicherheiten bezüglich der Professionalität einer Praxis oder eines Salons bestehen, wenden Sie sich an das Gesundheitsamt über gesundheitsberufe@duesseldorf.de. Die betreffenden Betriebe werden umgehend überprüft.
Worauf ist bei Behandlungsmöglichkeiten zu achten?
Bei der Suche nach Behandlungsmöglichkeiten sollte auf folgende Aspekte geachtet werden:
- Umfassende Aufklärung über den Eingriff und möglicher Nebenwirkungen
- Hygiene in der Praxis
- Auf Verlangen werden die Approbationsurkunde bzw. die Heilpraktikererlaubnis vorgelegt.
Stutzig machen sollte:
- günstiges Angebot weit unter dem Normalpreis
- Kontakt erfolgt ausschließlich über Social Media
- mangelhafte Sprachkenntnisse
- Behandlungen finden in Nagelstudios, Beautysalons, Wohnungen, Kellergeschossen, Hotels oder ähnlichem statt (keine Praxisräume)
- Nur Barzahlung (meistens im Voraus) möglich