Düsseldorf gedenkt der Opfer des Novemberpogroms

In der Nacht von Donnerstag, 9. November, auf Freitag 10. November 2023, jähren sich die Ereignisse des Novemberpogroms 1938 zum 85. Mal.

Düsseldorf – Allein in Düsseldorf gab es mehr als 450 Überfälle auf Wohnungen und Geschäftsräume, mindestens 70 Menschen wurden teilweise schwer verletzt, 13 Menschen starben während oder an den Folgen des Pogroms. Mit verschiedenen Veranstaltungen gedenkt die Landeshauptstadt Düsseldorf der Opfer der Novemberpogrome.

Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller: „Es ist ein wichtiger Teil unserer Erinnerungskultur, der Opfer der schrecklichen Verbrechen zu gedenken, die sich in der Pogromnacht ereignet haben. Wir sehen auch an den aktuellen Vorfällen, wie wichtig es ist, zu erinnern und zu mahnen. Damit treten wir Antisemitismus, Hass und Ausgrenzung entschieden entgegen und setzen uns für ein respektvolles und friedvolles Miteinander ein, das den Grundpfeiler für unser demokratisches Zusammenleben bildet.“

Zentrale Gedenkstunde

Am Donnerstag, 9. November, fand die zentrale Gedenkstunde des Landtags Nordrhein-Westfalen, der Landesregierung und der Landeshauptstadt Düsseldorf im Plenarsaal des Parlaments statt. Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller, Landtagspräsident André Kuper, Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen Hendrik Wüst sowie der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf Dr. Oded Horowitz sprachen dabei Worte des Gedenkens.

Während der diesjährigen Gedenkveranstaltung stand das jüdische Ehepaar Otto und Paula Mayer, geborene Blum, im Mittelpunkt. Das jüdische Ehepaar Mayer gehörte zu den wenigen Menschen, die während des Novemberpogroms 1938 im Düsseldorfer Stadtteil Oberkassel von den gewaltsamen Übergriffen verschont blieben. Dies ist auf den zufälligen Umstand zurückzuführen, dass der verantwortliche NSDAP-Funktionär zu diesem Zeitpunkt auf einer privaten Feier weilte und die für die Übergriffe vorbereiteten Adresslisten sicher in seinem Schreibtisch verwahrt waren. Dennoch waren viele ihrer Freunde und Bekannten unmittelbar von den Auswirkungen des Pogroms betroffen und erlebten die Zerstörung und Plünderung ihrer Wohnungen, Brandstiftung und direkte Gewalt.

Kranzniederlegung an der Kasernenstraße

Am Donnerstagvormittag hatten Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller, Landtagspräsident André Kuper, der Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen Hendrik Wüst, Dr. Oded Horowitz und weitere Vertreter aus Politik, Kirchen, Verbänden und Gewerkschaften auf Einladung der Jüdischen Gemeinde und der Mahn- und Gedenkstätte Kränze am ehemaligen Standort der Düsseldorfer Synagoge, Kasernenstraße/Ecke Siegfried-Klein-Straße, niedergelegt. Die große, im Jahr 1904 fertiggestellte Synagoge war in der Nacht vom 9. auf den 10. November verwüstet und angezündet worden. Sie brannte vollständig aus und wurde im Winter 1938/39 vollständig abgerissen.

Am Donnerstagabend um 22.30 Uhr wird zudem die Lichtinstallation „missing link_“ von Künstler Mischa Kuball eingeschaltet. Mit der Arbeit „missing link_“ realisiert der Düsseldorfer Künstler eine vorerst temporäre Lichtinstallation auf der Kasernenstraße, die das Gedenken an die im Nationalsozialismus zerstörte, zentrale Synagoge der Stadt in den Mittelpunkt stellt.

Kuballs Installation soll der Geschichte des Ortes eine neue Sichtbarkeit geben und bietet einen Resonanzraum für das gemeinsame Gedenken und Zusammenkommen. Die Arbeit ist eine Kooperation mit der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, der Stadt Düsseldorf sowie der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf. „missing link_“ entsteht im Dialog mit der Jüdischen Gemeinde und deren Vorstandsvorsitzenden Dr. Oded Horowitz. Das Projekt wird darüber hinaus begleitet und unterstützt durch Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller und Miriam Koch, Beigeordnete für Kultur und Integration.

Die Installation ist bis zum März 2024 zu sehen. Ergänzend zu der Installation vor Ort bietet eine eigens entstandene App Informationen, historische Abbildungen und Zeitzeugenberichte.

Gedenkgang und Ökumenischer Gedenkgottesdienst

Bereits am Mittwoch, 8. November, fand in Oberkassel ein Gedenkgang gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern der Carl-Benz-Realschule statt. Dabei wurde Otto und Paula Mayer gedacht, die bis März 1939 in Oberkassel lebten. Kurz nach dem Novemberpogrom 1938 wurde dem Ehepaar ihre Wohnung gekündigt, wodurch sie gezwungen waren, in eine kleinere Wohnung in der Erasmusstraße umzuziehen. An vier Stationen haben die Schülerinnen und Schüler während des Gedenkganges über das Leben der Familie Mayer berichtet und die Aussagen aus dem umfangreichen Briefnachlass dieser Familie geschildert. In diesen ergreifenden Briefen berichtet die Familie Mayer von ihrer schmerzhaften Ausgrenzung, Verfolgung, ihren tiefen Ängsten und ihrer unerschütterlichen Hoffnung. Im Anschluss fand um 19 Uhr in der St. Antonius-Kirche ein ökumenischer Gedenkgottesdienst statt. Pfarrer Stephan Scharf hielt die Predigt.

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