Düsseldorf – Düsseldorferinnen und Düsseldorfer verübten über 450 Überfälle auf Wohnungen, Geschäfte und Eigentum ihrer jüdischen Nachbarinnen und Nachbarn. Über 70 Menschen wurden schwerverletzt. Dreizehn jüdische Menschen wurden ermordet und die große Synagoge an der Kasernenstraße in Brand gesteckt. Gemeinsam mit vielen Akteurinnen und Akteuren der Stadt gedenkt die Landeshauptstadt Düsseldorf auch in diesem Jahr mit verschiedenen Veranstaltungen der Opfer der Novemberpogrome.
Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller: „Heute gedenken wir der Vergangenheit. Aber unser Gedenken muss in die Gegenwart wirken, sonst ist es sinn- und bedeutungslos. Dafür muss unser Gedenken ehrlich und entschlossen sein, sonst wird ’nie wieder ist jetzt‘ zur hohlen Phrase.“ Weiter stellte der Oberbürgermeister klar: „Den Mitgliedern unserer Jüdischen Gemeinde spreche ich es klar und deutlich aus: Ihr seid und bleibt an unserer Seite und wir an der Eurigen. Wir werden diese gewachsene Freundschaft nicht aus Feigheit aufgeben. Wir werden Euch mit dem Kampf gegen den Antisemitismus nicht alleine lassen. Dieser Kampf ist nicht Eure Aufgabe, er ist unsere Aufgabe!“
Gedenkstunde im Rathaus
Im Düsseldorfer Rathaus kamen am Freitag, 8. November 2024, geladene Gäste zu einer zentralen Gedenkstunde zusammen. Wegen des Schabbat fand diese bereits am Freitagvormittag, 8. November, statt. Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller, Landtagspräsident André Kuper und Dr. Oded Horowitz, Vorstandsvorsitzender der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, sprachen Worte des Gedenkens. Der Kantor der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, Rabbiner Aaron Malinsky, sang das Trauergebet „El male Rachamim“ und sechs junge Mitglieder des Chors der Düsseldorfer Synagoge das Gebet „Av haRachamim“. Das Theaterkollektiv Pièrre.Vers gab Einblicke in seine szenische Installation „Schwarz-helle Nacht“. Die Veranstaltung wurde musikalisch von einem Streichquartett mit Jungstudentinnen der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf begleitet.
Kranzniederlegung am Gedenkstein
Auf Einladung der Jüdischen Gemeinde und der Mahn- und Gedenkstätte sammelten sich bereits am Freitagvormittag Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Kirchen, Verbänden und Gewerkschaften am ehemaligen Standort der Düsseldorfer Synagoge, Kasernenstraße/Ecke Siegfried-Klein-Straße. Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller, Landtagspräsident André Kuper, Sylvia Löhrmann, Beauftragte des Landes zur Bekämpfung des Antisemitismus, für jüdisches Leben und Erinnerungskultur, und der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, Dr. Oded Horowitz, legten Kränze am Gedenkstein nieder. Die große, im Jahr 1904 fertiggestellte Synagoge an der Kasernenstraße war in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 verwüstet und angezündet worden. Sie wurde im Dezember 1938/Januar 1939 abgerissen.
Lichtinstallation „missing link_“
Am Samstagabend, 9. November, 22.30 Uhr, wird die dauerhafte Lichtinstallation „missing link_“ in Anwesenheit von Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller und Künstler Mischa Kuball erstmals eingeschaltet. Interessierte sind herzlich eingeladen. Die Installation, die von November 2023 bis März 2024 bereits als Probeaufbau zu sehen war, befindet sich nun dauerhaft an der Kasernenstraße. Die Beleuchtung setzt immer bei Anbruch der Dunkelheit ein. Die neue Installation besteht aus einer 3 mal 9 Meter großen beleuchteten Glasplatte, die einen Ausschnitt der historischen Synagoge abbildet. Mit seiner Lichtinstallation „missing link_“ holt Mischa Kuball das bedeutende Bauwerk wieder in das Stadtbild zurück und erinnert an die Geschichte dieses Ortes. Zugleich soll sie einen Anlaufpunkt für das gemeinsame Gedenken und Zusammenkommen bieten.
Gedenkgang, Gottesdienst und Inszenierung „Schwarz-helle Nacht“
Unter dem Titel „Novemberpogrom 1938 im Zooviertel – Lebensgeschichten von Düsseldorfer*innen“ findet am Sonntag, 10. November, um 15 Uhr ein Gedenkrundgang statt. Bürgermeisterin Klaudia Zepuntke wird diesen begleiten. Traditionell organisiert der „Arbeitskreis Gedenken 9. November“ in jedem Jahr den „Gedenkgang“, bei dem junge Menschen für die Erinnerung an den Novemberpogrom in Düsseldorf aktiv werden. In diesem Jahr haben sich die Freiwilligen über fünf Monate mithilfe von Biografien und historischen Quellen mit dem Leben im Zooviertel während des Nationalsozialismus auseinandergesetzt. Start des Gedenkgangs ist die Graf-Recke-Straße 78. Er endet an der Lindemannstraße 35. Interessierte sind herzlich eingeladen.
Im Anschluss findet um 17 Uhr in der Matthäikirche, Lindemannstraße 70, ein ökumenischer Gedenkgottesdienst statt. Hochschulpfarrer Stefan Wißkirchen wird die Predigt halten.
Das Theaterkollektiv Pièrre.Vers wird am 12. und 13. November das Stück „Schwarz-helle Nacht“ im Béatrice-Strauß-Zentrum, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf, Marktstraße 2, aufführen. Mithilfe einer szenischen Installation und auf Basis von Zeitzeugenberichten nähert sich das Kollektiv den Ereignissen rund um den 9. und 10. November 1938. Die Aufführung findet an folgenden Terminen statt: Dienstag, 12. November, und Mittwoch, 13. November, jeweils 18.30 Uhr. Tickets und Informationen gibt es telefonisch unter der Rufnummer 0211-8996205.