Düsseldorf: Gedenken an den Novemberpogrom 1938

In der Nacht von Samstag, 9. November, auf Sonntag, 10. November 2024, jähren sich die schrecklichen Ereignisse des Novemberpogroms 1938.

Düsseldorf – Mehr als 450 Überfälle auf Wohnungen und Geschäftsräume, mindestens 70 teilweise schwer verletzte Menschen sowie 13 Ermordete werden allein in Düsseldorf verzeichnet. Die Landeshauptstadt Düsseldorf gedenkt auch in diesem Jahr mit verschiedenen Veranstaltungen und Aktionen den Opfern der Novemberpogrome. Neben der Kranzniederlegung am ehemaligen Standort der Düsseldorfer Synagoge und einer zentralen Gedenkveranstaltung im Düsseldorfer Rathaus findet unter anderem die Inbetriebnahme der nun dauerhaften Lichtinstallation „missing link_“ des Künstlers Mischa Kuball statt. Interessierte werden zu einem Gedenkgang durch das Zooviertel sowie zu den Aufführungen von „Schwarz-helle Nacht“ des Theaterkollektivs Pièrre.Vers eingeladen.

Im Rahmen eines Pressegesprächs am Mittwoch, 6. November 2024, im Béatrice-Strauß-Zentrum stellten Kulturamtsleiterin Angélique Tracik, Anna Schlieck von der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf, Bert Römgens, Direktor der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, Christina Brikmann vom Studio Mischa Kuball sowie Christof Seeger-Zurmühlen vom Theaterkollektiv Pièrre.Vers die verschiedenen Gedenkveranstaltungen vor. Zudem gaben junge Projektteilnehmende des Gedenkgangs „Novemberpogrom 1938 im Zooviertel – Lebensgeschichten von Düsseldorfer*innen“ Einblicke in das Projekt.

Kulturamtsleiterin Angélique Tracik: „Die Landeshauptstadt gestaltet erneut ganz unterschiedlich die Veranstaltungen zur Erinnerung an die Opfer des Novemberpogroms 1938: Von zentralen Gedenken im Rathaus und am ehemaligen Standort der Synagoge, über die dauerhafte Lichtinstallation und die Inszenierung des Theaterkollektivs, bis hin zum ökumenischen Gottesdienst oder dem Gedenkgang, bei dem vor allem junge Düsseldorferinnen und Düsseldorfer beteiligt sind. Wir setzen damit starke Zeichen gegen Antisemitismus, Hass und Ausgrenzung, die in Düsseldorf keinen Platz haben dürfen.“

Zentrale Gedenkveranstaltung im Rathaus

Die Jüdische Gemeinde und die Mahn- und Gedenkstätte laden am Freitag, 8. November 2024, 10.15 Uhr, zu einer Kranzniederlegung mit Gebet am Standort der ehemaligen Synagoge (Kasernenstraße/Ecke Siegfried-Klein-Straße) ein. Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller, Landtagspräsident André Kuper, Sylvia Löhrmann, Beauftragte des Landes zur Bekämpfung des Antisemitismus, für jüdisches Leben und Erinnerungskultur, der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, Dr. Oded Horowitz, und weitere Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Kirchen, Verbänden und Gewerkschaften werden Kränze niederlegen. Männliche Teilnehmer werden gebeten, eine Kopfbedeckung zu tragen

Im Anschluss findet am Freitag, 8. November, um 11 Uhr die zentrale Gedenkveranstaltung im Plenarsaal des Düsseldorfer Rathauses statt. Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller, Landtagspräsident André Kuper und Dr. Oded Horowitz, Vorstandsvorsitzender der Jüdische Gemeinde Düsseldorf, werden Worte des Gedenkens sprechen. Der Kantor der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, Aaron Malinsky, wird das Trauergebet „El male rachamim“ singen. Fünf junge Mitglieder des Chors der Düsseldorfer Synagoge singen zudem das Gebet „Av Harachamim“.  Das Theaterkollektiv Pièrre.Vers wird im Rahmen der Gedenkstunde Einblicke in seine szenische Installation „Schwarz-helle Nacht“ geben und ein Quartett der Clara-Schumann-Musikschule wird die Veranstaltung musikalisch begleiten. Die Teilnahme an der Veranstaltung im Plenarsaal ist nur Gästen mit Einladung möglich.

Das Gedenken findet bereits am Vormittag des 8. Novembers statt, da von Freitagmittag bis Samstagabend Schabbat begangen wird.

Übergabe der Lichtinstallation „missing link_“

Am Samstagabend, 9. November, 22.30 Uhr, wird die dauerhafte Lichtinstallation „missing link_“ in Anwesenheit von Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller und Künstler Mischa Kuball erstmals eingeschaltet. Interessierte sind herzlich eingeladen. Die Installation, die von November 2023 bis März 2024 bereits als Probeaufbau zu sehen war, befindet sich nun dauerhaft an der Kasernenstraße. Die Beleuchtung setzt immer bei Anbruch der Dunkelheit ein. Für den Aufbau der permanenten Installation wurde der Gedenkstein im August dieses Jahres zunächst abgebaut und eingelagert. Am 29. Oktober 2024 wurde er wieder aufgestellt.

Die neue Installation ist 3,40 Meter breit, 12,20 Meter hoch und besteht aus einer 3 mal 9 Meter großen Glasplatte, die per Keramikdruckverfahren einen Ausschnitt der historischen Synagoge in schwarzer Farbe abbildet. Die Glasplatte ist über Stahlträger befestigt, ebenso wie die gegenüberliegende Lichtquelle. Diese beleuchtet mithilfe eines Gobo-Objektivs das Motiv, den Gedenkstein sowie einen Fahrbahnstreifen. Das Gesamtgewicht der Installation beträgt 8,8 Tonnen – die Stahlkonstruktion machen 6 Tonnen und die Glasplatte 2,8 Tonnen aus.

Gedenkgang und Ökumenischer Gedenkgottesdienst

Unter dem Titel „Novemberpogrom 1938 im Zooviertel – Lebensgeschichten von Düsseldorfer*innen“ findet am Sonntag, 10. November, um 15 Uhr ein Gedenkrundgang statt. Bürgermeisterin Klaudia Zepuntke wird diesen begleiten. Traditionell organisiert der „Arbeitskreis Gedenken 9. November“ in jedem Jahr den „Gedenkgang“, bei dem junge Menschen für die Erinnerung an das Novemberpogrom in Düsseldorf aktiv werden. Neben dem Evangelischen Kirchenkreis, der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit e.V., der Katholischen Kirche, der Evangelischen Studierenden-Gemeinde und der Katholischen Hochschulgemeinde ist die Mahn- und Gedenkstätte maßgeblich an der inhaltlichen Planung des „Gedenkgangs“ beteiligt. In diesem Jahr haben sich die Freiwilligen über fünf Monate mithilfe von Biografien und historischen Quellen mit dem Leben im Zooviertel während des Nationalsozialismus auseinandergesetzt. Wie erlebten jüdische Bewohnerinnen und Bewohner wie Edith Fürst und Carl Weyl den 9. und 10. November 1938 in ihrem Stadtviertel? Wie verhielten sich die Nachbarinnen und Nachbarn der Familien Rosendahl, Cohen und Klestadt? An den ehemaligen Wohnorten im Viertel geben die Teilnehmenden Einblicke in die Lebensgeschichten, fokussieren die individuellen Erlebnisse dieser Personen und Familien während des Pogroms und formulieren ihre persönlichen Standpunkte. „Margot Cohen war zwölf Jahre alt, als sie zu Hause überfallen wurde“, erklärt Oona Spyra, Freiwillige der Projektgruppe. „Da war sie fünf Jahre jünger, als ich es jetzt bin. Ich sehe es heute als meine Aufgabe, meine Stimme zu nutzen, damit Margots Geschichte und die ihrer Familie nicht vergessen wird.“

Start des Gedenkgangs ist die Graf-Recke-Straße 78. Er endet an der Lindemannstraße 35. Interessierte sind herzlich eingeladen.

Im Anschluss findet um 17 Uhr in der Matthäikirche, Lindemannstraße 70, ein ökumenischer Gedenkgottesdienst statt. Hochschulpfarrer Stefan Wißkirchen wird die Predigt halten.

Aufführung „Schwarz-helle Nacht“

Das Theaterkollektiv Pièrre.Vers wird vom 12. bis 14. November das Stück „Schwarz-helle Nacht“ im Béatrice-Strauß-Zentrum der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf, Marktstraße 2, aufführen. Mithilfe einer szenischen Installation und auf Basis von Zeitzeugenberichten nähert sich das Kollektiv den Ereignissen rund um den 9. und 10. November 1938. Das Ensemble besteht aus: Anna Magdalena Beetz, Julia Dillmann, Christof Seeger-Zurmühlen und Alexander Steindorf.

Die Aufführung findet an folgenden Terminen statt: Dienstag, 12. November, und Mittwoch, 13. November, jeweils 18.30 Uhr. Tickets und Informationen gibt es telefonisch unter der Rufnummer 0211-8996205.

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