Düsseldorf – Dabei wird nur der Energieträger der Gasleuchten von Gas auf Strom umgestellt, die Optik der Laternen ändert sich nicht. Gute Nachricht: Nach neuesten Erkenntnissen können gegenüber der Beschlusslage von 2020, als noch der Erhalt der Betriebsart Gas vorgesehen war, mehr Leuchtenkopfmodelle in ihrer äußeren Form im Stadtbild erhalten und sichtbar bleiben: 11.840 statt 9.850.
„Durch die angestrebte Beschlussfassung ergibt sich damit ein Kompromiss zwischen Klimaschutz und Stadtgeschichte, der das durch die Gasleuchten geprägte Stadtbild bewahrt. Dieses wird an den meisten Stellen erhalten werden können, die Technik der Beleuchtung allerdings muss den durch Klimawandel und russischen Angriffskrieg verursachten veränderten Rahmenbedingungen gerecht werden“, erklärt Mobilitäts- und Umweltdezernent Jochen Kral
Als erstem Gremium in der Beratungsfolge werden die Leitlinien am Mittwoch, 22. November, dem Ordnungs- und Verkehrsausschuss vorgelegt. Den finalen Beschluss wird der Stadtrat voraussichtlich in seiner Sitzung am Donnerstag, 14. Dezember, treffen.
Ausgangspunkt für die Entwicklung der Leitlinien bildet ein mit breiter Mehrheit am Donnerstag, 7. September, gefasster Beschluss des Stadtrates (RAT/341/2023). Danach sollen bis auf rund 220 Gaslaternen im denkmalgeschützten Hofgarten alle bisherigen Gasleuchten auf LED umgerüstet werden. Grundlage für den im September mit Stimmen von CDU, SPD, Bündnis 90/Die Grünen und Partei Klima gefassten Beschluss des Stadtrates bildet eine grundsätzliche und strategische Abkehr von fossilen Energieträgern, sowie die politischen Vorgaben zum Klimaschutz und zum wirtschaftlichen Handeln. Weiterhin wird Gas als fossiler Brennstoff keine Technologie sein, die über die nächsten 20 bis 30 Jahre flächendeckend weitergeführt wird. Dies wiederum hat Auswirkungen auf die allgemeine Verfügbarkeit von Gas und besonders die Gas-Netzstruktur sowie auf die Betriebskosten. Die perspektivisch weitgehende Abkehr von fossilen Brennstoffen ist eine strategisch getroffene Entscheidung des Bundes als Beitrag zum Klimaschutz.
In den jetzt vorgelegtenn Leitlinien werden wichtige Eckpunkte zur erforderlichen Fortschreibung des Masterplans „Energieeffiziente und historische Straßenbeleuchtung“ definiert. Im Zuge der Optimierung von der Betriebsart Gas auf Strom können sehr viele Altmaterialien der Gasleuchten aufbereitet und im strombetriebenen Modell weiterverwendet werden. Dabei wird ausschließlich LED-Licht in einer warmweißen Farbgebung (2.700 K) verwendet werden. Bei der Umrüstung in der zertifizierten Gaslichtwerkstatt werden so viele Originalteile wie möglich wiederverwendet. Dazu werden die Bestandsmasten demontiert, gesäubert, gerichtet, und instandgesetzt, abschließend werden die überarbeiteten Außenteile in (RAL 6009, Tannegrün) neu lackiert. Auch wenn die Leuchten mit zukunftsfähiger LED-Technik umgerüstet werden, sollen möglichst viele Originalteile übernommen werden. Im Fall des Modells „Alt-Düsseldorf“ bleiben zum Beispiel auch der alte Rekord-Schaltapparat und die Zündflammendüse für den Zündglühkörper erhalten, obwohl sie für den LED-Betrieb eigentlich nicht benötigt werden.
„Dank der sensiblen Umrüstung und Wahrung der Originalteile werden die LED betriebenen Laternen äußerlich nur durch Experten von den historischen Gasleuchten unterschieden werden können. Sie sind weder heller als die mit Gas betriebenen, noch unterscheiden sich in der Lichttemperatur“, erläutert der Mobilitäts- und Umweltdezernent. Er führt aus: „Die optimierte Lichtausbeute sorgt gleichzeitig für eine bessere Ausleuchtung des Gehweges und macht die Düsseldorfer Straßen noch sicherer.“
Optik der Gasleuchten bleibt – Energieträger ändert sich
Vorgesehen ist der weitest gehende Erhalt der äußeren Hülle für mehr als 11.800 Leuchten, aufgeteilt auf die Modelle Alt Düsseldorf, Frankfurter, Aufsatzleuchte, Ansatzleuchte und Reihenleuchte unter Verwendung der Betriebsart Strom. Aktuell sind noch knapp 13.600 Gasleuchten in Betrieb, für die eine Umrüstung ansteht. Rund 2.000 Leuchten können nicht umgerüstet werden. Das liegt zum einen an der Materialverfügbarkeit, zum anderen an den Anforderungen an die Beleuchtung in Bezug auf die Verkehrssicherheit wie etwa die Höhe und der Abstand der Leuchten im Verhältnis zur Breite der Straße.
Die Gussmasten des Models Alt Düsseldorf können weitestgehend erneuert und weiter in ihrer Originalsubstanz betrieben werden. Für die Stahlrohrmasten der anderen Modelle werden Nachbauten angestrebt. Diese sollen in ihrer Form hinsichtlich Stufigkeit und Durchmesser an der Gestalt der heutigen Maste orientiert nachgebildet werden.
Dank der sensiblen Umrüstung und der Wahrung der Originalteile werden die umgerüsteten Laternen äußerlich nur durch Experten von den historischen Gasleuchten unterschieden werden können. Sie sind – wenn gewünscht – weder heller als die historischen Gasleuchten mit ihrem schummrigen Licht, noch unterscheidet sich die LED-Leuchte in der Lichttemperatur von denen mit Gas betriebenen Leuchten. Ein enormer Vorteil hingegen ist, dass die moderne LED-Technik die Laternen zuverlässiger macht und fossile Energie einspart, da die öffentliche Beleuchtung seit 2009 mittels Ökostrom betrieben wird – seit 2023 sogar unter dem strengeren Umweltbundesamt-Standard. Darüber hinaus sorgt die optimierte Lichtausbeute für eine bessere Ausleuchtung des Gehweges und macht die Düsseldorfer Straßen noch sicherer. Die vorgesehenen LED-Umrüstsätze sind ansteuerbar, dimmbar und erfüllen aktuelle technische Standards an eine energieeffiziente und nachhaltige Straßenbeleuchtung. Der Einsatz der LED-Umrüstsätze reduziert auch die Abstrahlung in den Nachthimmel. So werden weniger Insekten angelockt.
Durch die angestrebte Beschlussfassung ergibt sich damit ein Kompromiss, der zwar die Denkmalwürdigkeit des Gaslaternennetzes einbüßt, nicht jedoch das durch die Gasleuchten geprägte Stadtbild. Dieses wird an den meisten Stellen erhalten werden können, die Technik der Beleuchtung allerdings muss den durch Klimawandel und russischen Angriffskrieg verursachten veränderten Rahmenbedingungen gerecht werden.
Umrüstung reduziert Kosten und Emissionen
Die Umrüstung auf Strombetrieb erwirkt eine direkt messbare Verringerung der Betriebs- und Unterhaltungskosten sowie eine deutliche Reduktion der Kohlendioxid-Emissionen. Das Beleuchtungsniveau verbessert sich spür- und messbar, wenn auch behutsam. In diesem Zusammenhang wird nach dem Grundsatz geplant, lediglich so viel Licht vorzusehen, wie notwendig ist – ein Vorteil, der sich aus der Dimmbarkeit der auf LED umgerüsteten Leuchten ergibt.
Nach Beschlussfassung der Leitlinien, die den weitestgehenden Erhalt der gasbetriebenen Leuchtenmodelle durch strombetriebene Um- und Nachbauten definieren, durch den Stadtrat im Dezember werden diese in ein räumliches und bezirksscharfes Umsetzungskonzept überführt. Dieses wird den zuständigen Bezirksvertretungen vorgelegt. Danach wird die Umsetzung sukzessive erfolgen. Sie wird sich räumlich und zeitlich nach wie vor nach den Umstellungsgebieten der Marktraumumstellung (MRU) von L- auf H-Gas sowie den Belangen der unteren Denkmalbehörde richten. Die Stadtverwaltung plant daher eine Klärung der denkmalrechtlichen Zulässigkeit des Gesamtprojektes in einem Erlaubnisverfahren.
Das gesamtstädtische Umrüstungsprogramm betrifft knapp 20 Prozent der Straßenbeleuchtungsanlagen der Landeshauptstadt. Die Stadt stellt sich damit neu und zukunftsorientiert auf und leistet so einen wichtigen Beitrag zum Ziel der kommunalen Klimaneutralität. Nach aktueller Kostenschätzung beträgt der noch zu tätigende Investitionsaufwand rund 116 Millionen Euro. Dieses entspricht annähernd der Investitionssumme, die nötig wäre, um die Gasleuchten bei Beibehaltung des Energieträgers Gas umzurüsten. Diese wäre wegen der marktbedingten Umstellung von L- auf H-Gas zwingend erforderlich.
Musterleuchten werden gezeigt
Zwei von Gas auf Strom umgerüstete Musterleuchten, die Modelle „Alt-Düsseldorf“ und „Aufsatzleuchte“, sind ab Donnerstag, 22. November, 11 Uhr bis zum 14. Dezember im Rathaus, Marktplatz 2, 1. Obergeschoss, öffentlich ausgestellt und können während der Öffnungszeiten des Rathauses besichtigt werden. Größere Gruppen werden gebeten, sich vorher beim Pförtner zu melden.