Düsseldorf – Miriam Koch, Beigeordnete für Kultur und Integration, und Polizeipräsidentin Miriam Brauns legten Kränze nieder. Ole Heier, Urenkel des in der Nacht zum 17. April 1945 ermordeten Theodor Andresen, sprach eindringliche Worte des Gedenkens. Neben Nachfahren des Widerstandsmitglieds Aloys Odenthal nahm in diesem Jahr auch erstmals der Neffe von Widerstandsmitglied Josef Lauxtermann, Norbert Lauxtermann, am Gedenken teil.
Auch mit Blick auf den Krieg in der Ukraine betonte Beigeordnete Miriam Koch die Wichtigkeit des Erinnerns: „Die Beschäftigung mit dem Kriegsende vor 80 Jahren, mit den Verbrechen in der Endphase des Krieges wie hier an der Färberstraße und Widerstandsaktionen wie der ‚Aktion Rheinland‘ ist kein rückwärtsgewandtes Ritual. Sie ist Aufforderung für die Gegenwart: Egal, ob im Großen oder Kleinen, wenn wir Handlungsbedarf erkennen, so müssen wir uns stark machen für die Gesellschaft, in der wir leben möchten. Denn eines ist sicher: Gleichgültigkeit stärkt immer die falschen Kräfte.“
Darüber hinaus erinnerte Miriam Koch nicht nur an die Ereignisse der „Aktion Rheinland“, sondern erläuterte auch die Geschichte des historischen Ortes, an dem sich heute das Mahnmal an der Anton-Betz-Straße befindet. 1945 lagen zwischen der Färberstraße und der damals von ihr abgehenden Clarenbachstraße drei Schulen, die 1945 militärisch genutzt wurden. Der dazugehörige Exerzierplatz wurde ab Ende März 1945 zur Hinrichtungsstätte für Menschen, die zuvor vom militärischen Standgericht der Kampfgruppe Brumshagen in strafprozessrechtlich höchst fragwürdigen Verfahren zum Tode verurteilt worden waren. Zu den Opfern in der Endpahse des Krieges gehören auch Theodor Andresen, Karl Kleppe, Josef Knab, Hermann Weill und Franz Jürgens.
Hintergrund
Am Abend des 16. April 1945 standen die US-Truppen unmittelbar an der Ostgrenze der Stadt, im Süden waren sie bis Benrath vorgerückt. Genau auf diese räumliche Nähe im Rechtsrheinischen hatten die zehn Mitglieder der „Aktion Rheinland“ gewartet. Ihr Plan war es, die Stadt kampflos an die Amerikaner zu übergeben, um unnötige Opfer unter der Zivilbevölkerung und weitere Zerstörungen der Infrastruktur zu verhindern. Dazu sollten Vertreter der Gruppe mit den Amerikanern verhandeln. Gleichzeitig wollte man durch eine Kooperation mit dem Kommandeur der Schutzpolizei und die Inhaftierung des Polizeipräsidenten eine mögliche Gegenwehr der verbliebenen deutschen Truppen unterbinden. So sollten die Amerikaner die Stadt kampflos einnehmen können.
Zwar erreichten mit Dr. August Wiedenhofen und Aloys Odenthal die Unterhändler die US-Truppen bei Mettmann und konnten einen kampflosen Einmarsch für den Nachmittag des 17. April aushandeln. Doch vier Mitglieder der Gruppe – Theodor Andresen, Karl Kleppe, Josef Knab und Hermann Weill – sowie der sie unterstützende Kommandeur der Schutzpolizei Franz Jürgens wurden noch am Abend des 16. April und in der Nacht auf den 17. April an der Richtstätte Färberstraße (heute Mahnmal Anton-Betz-Straße) für diesen Widerstand erschossen.