Düsseldorf – Am Donnerstag, 27. November 2025, wurde sie auf dem Nordfriedhof, ganz in der Nähe des Betriebshofes, eingepflanzt. Der Baum ist eine Besonderheit: Er ist die genetische Kopie eines mehr als 100 Jahre alten Baumes und stammt aus dem Genpool – einer Art „grünen Reserve“ – den die Landeshauptstadt Düsseldorf nach dem Sturm Ela im Jahr 2014 angelegt und seitdem um gut 30 Arten und Sorten vermehrt hat. Mehr als 30 000 Bäume hatte Düsseldorf damals durch den Sturm verloren. In der städtischen Baumschule wachsen inzwischen rund 400 Gehölze. Es sind allesamt genetische Kopien 100 Jahre und älterer Düsseldorfer Solitärbäume wie eben der Bergulme, aber auch Blutbuchen, Platanen oder alte Obstsorten und demnach Träger wertvollen, individuellen Erbguts. Vermehrungsmethoden kommen in der Baumschule unterschiedliche zum Einsatz. Unter anderem werden die Pflanzen über Stecklinge, die dann wurzeln, nachgezogen.
„Mit dem Genpool-Projekt bewahrt die Landeshauptstadt durch gezielte Vermehrung herausragende Einzelgehölze für die Zukunft. Dadurch stärken wir die ökologische Resilienz und sorgen langfristig für ein an das Klima angepasstes Stadtgrün. Aufgrund ihrer Eigenschaften wurde die Bergulme auch in unsere Zukunftsbaumliste als sogenannter Anlagenbaum aufgenommen. Sie eignet sich für Pflanzungen in Parkanlagen oder in der freien Landschaft. Auf dem Nordfriedhof findet die nachgezüchtete Bergulme wie der Original-Baum ideale Standortbedingungen“, sagt Mobilitäts- und Umweltdezernent Jochen Kral.
Die Bergulme ist der erste Baum, der nun den städtischen Genpool verlässt, um auf dem Nordfriedhof zu gedeihen
Die Wahl des Standorts ist aus unterschiedlichen Gründen passend: „Früher stand hier eine riesige Rotbuche. Die Bergulme hat in den nächsten Jahrzehnten ausreichend Platz, um zu wachsen und steht außerdem windgeschützt“, sagt Friedhofsleiter Stefan Süß. Zudem sei ihr neuer Platz nicht weit entfernt vom knapp 30 Meter hohen „Mutterbaum“, der noch heute auf dem an den Friedhof angrenzenden Gelände steht.
Das Genpool-Projekt ist auch aus Sicht der Gartendenkmalpflege bedeutend. Denn die so genannte „Ulmenwelke“ dezimiert in ganz Europa seit den 1970er-Jahren die Bestände. Die Krankheit wird durch einen Pilz verursacht und durch den Ulmensplintkäfer übertragen. Oftmals sterben die Bäume innerhalb weniger Jahre ab. Der Pilz befällt vor allem die Berg- und Feldulme.
Auch der Klimawandel spielte bei den Überlegungen zum Genpool eine bedeutende Rolle. Denn der bringt Stürme, Hochwasser, aber auch extreme Trockenheit mit sich – Naturereignisse, gegen die sich die Pflanzen behaupten müssen. Das Stadtbaumkonzept sieht daher die Pflanzung von anpassungsfähigen Zukunftsbäumen vor. „Wir gehen davon aus, dass sich alte Baumarten wie die Bergulme gut klimatischen Veränderungen anpassen können“, sagt Jörg Langenhorst, Abteilungsleiter des Hauptbetriebshofes beim Gartenamt. Denn: „Diese Pflanzen wurden vor Ort gezogen und sind an die örtlichen Gegebenheiten gewöhnt. Außerdem haben sich ihre Vorfahren über Jahrzehnte in Düsseldorf behauptet.“




