Weil zur VW-Krise: Vorstand und Arbeitnehmer müssen jetzt rasch Klartext reden

In der Krise bei Volkswagen hat Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) Vorstand und Arbeitnehmervereter zu raschen Gesprächen über die Zukunft des Autobauers aufgefordert.

Niedersachsen erwarte, dass beide Seiten nun „miteinander Klartext“ reden, sagte er am Mittwoch nach einem Besuch des VW-Werks im ostfriesischen Emden. Der frühere VW-Chef Herbert Diess bezeichnete die Sparmaßnahmen unterdessen als „Tabubruch“ – sie seien jedoch nötig.

Weil sitzt für Niedersachsen im Aufsichtsrat von VW, das Land hält gut 20 Prozent der Anteile. Bei wichtigen Entscheidungen hat Niedersachsen ein Vetorecht. Er habe nun in Emden zum Ausdruck gebracht, „dass es seitens der Landesregierung eine ganz klare Erwartung gibt“, sagte Weil. Nach einer Phase des „doch deutlichen öffentlichen Austausches“ müsse nun an einem Tisch miteinander geredet und eine gemeinsame Lösung gefunden werden, fuhr er fort.

Die Führung der Kernmarke VW des Volkswagen-Konzerns hatte vergangene Woche einen härteren Sparkurs angekündigt und dabei Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen nicht mehr ausgeschlossen. Am Dienstag dann kündigte der Autobauer den sogenannten Zukunftstarifvertrag zur Beschäftigungssicherung, der betriebsbedingte Kündigungen bis 2029 ausschließt. Diese werden nach einer Übergangsphase ab Juli 2025 möglich, sollte es keine Einigung auf eine neue Lösung geben.

Er könne verstehen und nachvollziehen, dass all dies Betroffenheit und „jede Menge Verunsicherung auslöst“, sagte Weil dazu in Emden nach Gesprächen mit der dortigen Belegschaft. An dem Standort arbeiten nach Angaben von VW rund 8000 Menschen. Der Autobauer habe in der Vergangenheit jedoch bereits „fürwahr jede Menge schwierige Situationen“ bestanden. „Bis jetzt ist es noch jedes Mal gelungen, zu gemeinsamen Ergebnissen zwischen Vorstand und Arbeitnehmerschaft zu gelangen“, sagte Weil. „Ich wüsste nicht, warum das diesmal nicht gelingen sollte.“

Regierungssprecher Steffen Hebestreit sagte, die nun im Konzern laufenden Gespräche würden beobachtet. Wichtig sei, dass der Konzern „schlagkräftig“ bleibe und eine „erfolgreiche Zukunft“ habe. Die Kündigung der Beschäftigungssicherungsverträge wollte er nicht bewerten.

Der frühere VW-Chef Diess sagte zu der Kündigung der tarifvertraglichen Jobsicherung und den möglichen Werksschließungen, das sei für Volkswagen durchaus „eine neue Situation, auch ein Tabubruch“. „In meiner Zeit haben noch viele gedacht, man müsse so was nie machen bei VW“, sagte er der „Wirtschaftswoche“. Die Rosskur werde dem Unternehmen aber gut tun.

Seit seinem Wechsel zu VW sei damals über den nötigen Handlungsbedarf diskutiert worden, sagte Diess weiter. Damals sei es für die Einsparungen aber „wahrscheinlich zu früh“ gewesen. Nun gebe es die Situation, dass die Ergebnisqualität der Marke VW „schlecht“ sei. „Die Produktivität der meisten deutschen Standorte der Marke VW reicht nicht, um die hohen Lohnkosten zu kompensieren und auch in der Verwaltung ist viel Potenzial für Optimierung“, sagte Diess.

Weil habe gesagt, dass Volkswagen jetzt seine Hausaufgaben machen müsse. „Das trifft es gut. Das Unternehmen wird dadurch auch schneller und besser werden“, sagte Diess. Er sieht das Unternehmen dafür personell gut aufgestellt. VW-Chef Oliver Blume gehe die Sanierung „mit ruhiger Hand“ an und habe „sicher größere Chancen, diese Aufgabe zu bewältigen“.
© AFP

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