Bei einer Großrazzia gegen grenzüberschreitend operierende mutmaßliche Geldautomatensprenger haben niederländische und deutsche Ermittler acht Verdächtige festgenommen und fünf mutmaßliche Fluchtfahrzeuge beschlagnahmt. Wie die Polizei im niedersächsischen Osnabrück am Donnerstag mitteilte, wurden sie am Mittwoch durch niederländische Spezialkräfte in den Niederlanden gefasst. Sie sollen zu einer Bande gehören, die mindestens 23 Geldautomaten in Deutschland gesprengt und dabei einen Gesamtschaden in Höhe von fünfeinhalb Millionen Euro verursacht haben soll.
Wie der Osnabrücker Polizeipräsident Michael Maßmann am Donnerstag bei einer Pressekonferenz sagte, gingen der Aktion einjährige intensive Ermittlungen gegen die von den Niederlanden aus agierende Gruppierung durch seine Behörde und die Osnabrücker Staatsanwaltschaft voraus. Niederländische Ermittler sowie die europäische Polizeibehörde Europol und das Bundeskriminalamt waren eingebunden. Unter den Festgenommenen befand sich nach Angaben von Maßmann auch eine mutmaßliche „Schlüsselfigur“ aus den Führungsebenen der Bande.
Über die Razzia hatte die Polizei in Osnabrück schon am Mittwoch informiert, dabei aber unter Verweis auf den noch laufenden Großeinsatz zunächst keine Einzelheiten genannt. Erst am Donnerstag wurden die Details bekanntgegeben.
Bei der Zugriffsaktion wurden demnach insgesamt 26 Objekte durchsucht, davon 22 in den Niederlanden. Vier Durchsuchungen, die sich gegen Mietwagenfirmen richteten, gab es zudem in Nordrhein-Westfalen. Dem Polizeipräsidenten zufolge beschlagnahmten die Einsatzkräfte in den Niederlanden unter anderem auch mehr als hunderttausend Euro Bargeld sowie drei vorbereitete selbstgebaute Sprengpakete, wie sie von Automatensprengern bei ihren Taten üblicherweise verwendet werden.
Dazu kamen Schmuck und hochwertige Uhren sowie zahlreiche elektronische Geräte als Beweismittel, die nun ausgewertet werden sollen. Laut Ermittlern soll die Bande für mindestens 23 Automatensprengungen in vier deutschen Bundesländern verantwortlich sein, die meisten in Nordrhein-Westfalen. Dabei erbeutete sie zwei Millionen Euro und verursachte Sachschäden von etwa dreieinhalb Millionen Euro.
Die niedersächsische Landesregierung sprach von einem empfindlichen Schlag gegen die Geldautomatensprengerszene und lobte die Zusammenarbeit mit den niederländischen Behörden. Innenministerin Daniela Behrens (SPD) sprach bei der Pressekonferenz in Osnabrück von einer „klaren und unmissverständlichen Botschaft“ an Kriminelle. Geldautomantensprengungen seien ein erhebliches Sicherheitsproblem, die Täter gingen „mit höchster Gewaltbereitschaft“ vor.
Die Zahl der Geldautomatensprengungen durch professionelle Tätergruppen nahm in Deutschland in den vergangenen Jahren massiv zu und wird von den Behörden nicht zuletzt wegen des Einsatzes von immer stärkeren Sprengstoffe mit großer Sorge betrachtet. Die Verdächtigen operieren oftmals von den Niederlanden aus.
Polizei und Politik verstärkten ihren Kampf gegen das Phänomen zuletzt und erhöhten dabei unter anderem auch den Druck auf Banken, damit diese ihre Geldautomaten technisch besser sichern. Eine Möglichkeit sind Systeme, die Geldscheine im Fall von Sprengungen einfärben und für die Täter unbrauchbar machen. Nach Gesprächen mit der Branche habe es zuletzt Fortschritte gegeben, sagte Behrens. Das Sicherheitsniveau der Automaten müsse aber weiter steigen.
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