Prozess gegen Maddie-Verdächtigen wegen anderer Sexualdelikte ab Februar

Der deutsche Verdächtige im Fall der vor mehr als 15 Jahren verschwundenen Maddie McCann muss ab Februar wegen anderer Delikte in Braunschweig vor Gericht.

Der deutsche Verdächtige im Fall des vor mehr als 15 Jahren verschwundenen britischen Mädchens Maddie muss ab Februar wegen fünf nicht im Zusammenhang mit dem Fall Maddie stehender Sexualverbrechen vor Gericht. Das Landgericht im niedersächsischen Braunschweig ließ die Anklage der Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts von Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung von Oktober 2022 zur Hauptverhandlung zu, wie das Gericht am Donnerstag mitteilte.

Der Prozess beginnt am 16. Februar, das Gericht setzte zunächst 29 Verhandlungstage an bis Ende Juni nächsten Jahres. Christian B. werden drei schwere Vergewaltigungen sowie zweifacher schwerer sexueller Missbrauch von Kindern vorgeworfen. Diese Taten soll der derzeit ohnehin wegen eines Vergewaltigungsdelikts im Gefängnis sitzende Deutsche in den Jahren 2000 bis 2017 in Portugal begangen haben.

B. wird von portugiesischen und deutschen Ermittlern auch als Verdächtiger im Fall des im Mai 2007 aus einer Ferienanlage an der südportugiesischen Algarve-Küste verschwundenen britischen Mädchens Madeleine „Maddie“ McCann geführt. Sie verschwand, während ihre Eltern in einem Restaurant zu Abend aßen. Trotz großangelegter Fahndungen und zahlreicher Aufrufe ihrer Eltern wurde der Fall niemals aufgeklärt, von Maddie fehlt bis heute jede Spur.

Die Braunschweiger Staatsanwaltschaft ermittelt seit mehr als drei Jahren im Zusammenhang mit dem Verschwinden Maddies gegen B. wegen Mordes. Sie geht nach eigenen Angaben davon aus, dass er das Mädchen tötete. Nähere Angaben dazu, worauf sich ihr Verdacht stützt, macht die Behörde bislang nicht. Auch die portugiesische Staatsanwaltschaft beschuldigt B. im Fall Maddie des Mordes.

In den nun vor Gericht kommenden Fällen soll B.  Mädchen und Frauen im Alter zwischen etwa zehn sowie 70 bis 80 Jahren missbraucht haben. Zwei der Opfer konnten noch nicht identifiziert werden. Die Anklage stützt sich auf Videoaufnahmen der Taten, die der Beschuldigte selbst aufnahm. In einem Fall wurde er vor Ort von der Polizei festgenommen.

Bei den identifizierten Opfern handelt es sich unter anderem um eine 20-jährige Irin sowie Mädchen aus Deutschland und Portugal. Konkret legen die Ermittlerinnen und Ermittler B. drei Vergewaltigungen von Jugendlichen und Frauen in Ferienwohnungen, Appartements und vergleichbaren Objekten zwischen 2000 und 2006 zur Last. ,Demnach soll der Beschuldigte in die Räume eingedrungen sein, um seine Opfer zu fesseln, brutal zu misshandeln und zu missbrauchen. Die Taten filmte er dabei.

Darüber hinaus wird B. in der Anklage sexueller Missbrauch von zwei Mädchen im Alter von zehn und elf Jahren in den Jahren 2007 und 2017 an Stränden und auf einem Spielplatz zur Last gelegt. Im jüngeren Fall alarmierte das Opfer seinen Vater, woraufhin der Beschuldigte noch vor Ort von Polizisten gefasst wurde.

Derzeit sitzt der unter anderem wegen schweren Kindesmissbrauchs einschlägig vorbestrafte B. in Niedersachsen eine siebenjährige Gefängnisstrafe wegen Vergewaltigung einer 72-jährigen US-Touristin in Portugal 2005 ab. Er hielt sich laut Behörden früher regelmäßig in dem südeuropäischen Land auf, wo er in Ferienanlagen und Hotels einbrach. Die Staatsanwaltschaft in Braunschweig ist für ihn zuständig, weil der Beschuldigte davor in ihrem Bereich wohnte.
© AFP

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