Die führenden Wirtschaftsinstitute des Landes haben ihre Wachstumserwartungen für das laufende Jahr drastisch auf nur noch 0,1 Prozent reduziert. In ihrer am Mittwoch vorgestellten Gemeinschaftsdiagnose verweisen die Institute auf „konjunkturelle und strukturelle Faktoren“, wegen derer sie ihre Herbstprognose von 1,3 Prozent Wachstum nach unten korrigiert hätten. Immerhin rechnen die Forschenden nur noch mit 2,3 Prozent Inflation und steigenden Reallöhnen.
Das im Herbst erwartete „Anziehen der Wirtschaftsleistung ist ausgeblieben“, sagte Stefan Kooths vom Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel). „Außen- wie binnenwirtschaftlich gab es mehr Gegen- als Rückenwind.“
Inländisch hob Kooths einen weiterhin „stark erhöhten Krankenstand“ hervor, der die Produktivität spürbar geschmälert habe. Außenwirtschaftlich seien die Exporte gesunken, obwohl die Weltwirtschaft sich besser entwickelt habe. Grund dafür sei zum einen die schwache Nachfrage nach Investitionsgütern sowie die gesunkene „preisliche Wettbewerbsfähigkeit“ deutscher Unternehmen. Insbesondere bei energieintensiven Produkten habe es Produktionsverlagerungen ins Ausland gegeben.
Die Institute erwarten in diesem Jahr noch einen Anstieg der Verbraucherpreise um 2,3 Prozent und um 1,8 Prozent im kommenden Jahr. Zugleich gehen die Experten von einer Zunahme der Verdienste um 4,6 Prozent in diesem und um 3,4 Prozent im kommenden Jahr aus. „Damit nehmen die Reallöhne über den gesamten Prognosezeitraum zu und holen die Verluste aus dem Jahr 2022 und dem ersten Halbjahr 2023 langsam wieder auf“, erklärten sie.
Auch deshalb avanciere besonders im Jahr 2024 der private Konsum zur wichtigsten Stütze der Wirtschaft, sagte Kooths. Im Jahr 2025 dürfte dann der Außenhandel diese Rolle wieder übernehmen.
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