Verglichen mit dem Vormonat legte die Produktion im produzierenden Gewerbe um 2,9 Prozent zu, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Dienstag mitteilte. Experten verwiesen angesichts der schwankenden Produktion in mehreren Bereichen sowie des schwachen Juli-Werts aber darauf, dass mit dem Plus im August noch keine Erholung der Industrieproduktion verbunden sei.
Allein die Produktion im Bereich Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen stieg um 19,3 Prozent im Monatsvergleich, wie das Statistikamt ausführte. Im Juli war sie noch um 8,2 Prozent zurückgegangen. Die Behörde verwies selbst auf „deutliche Schwankungen von Monat zu Monat“ in der Automobilindustrie, die letztlich auch die Produktion insgesamt beeinflussten.
Im weniger volatilen Dreimonatsvergleich war die Produktion im produzierenden Gewerbe zwischen Juni und August 1,3 Prozent niedriger als in den drei Monaten zuvor. Auch im Vergleich zum Vorjahresmonat stand im August ein Minus von 2,7 Prozent.
Die reine Industrieproduktion ohne Energie und Baugewerbe nahm im August verglichen mit Juli um 3,4 Prozent zu. Der Anstieg der Energieproduktion betrug 2,3 Prozent, im Baugewerbe gab es ein geringes Plus von 0,3 Prozent. In den energieintensiven Industriezweigen stagnierte die Produktion nahezu (plus 0,1 Prozent).
Produktionsrückgänge gab es nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums unter anderem im gewichtigen Maschinenbau, bei den Herstellern von Nahrungs- und Futtermitteln sowie von chemischen Erzeugnissen. Insgesamt zeichne sich „noch keine Belebung der Industriekonjunktur ab“, teilte das Ministerium mit und verwies vor allem auf die Auftragslage. Daher sei „bis auf weiteres mit einer verhaltenen Entwicklung des Produzierenden Gewerbes in Deutschland zu rechnen“.
Der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung, Sebastian Dullien, warnte ebenfalls davor, den Anstieg der Produktion als „Signal für eine nachhaltige Trendwende im deutschen Verarbeitenden Gewerbe“ zu sehen. Vielmehr seien Sonderfaktoren wie die schwankende Autoindustrie sowie der außergewöhnlich schwache Juli-Wert verantwortlich. Auftragseingänge oder das Ifo-Geschäftsklima deuteten darauf hin, „dass die Talsohle noch nicht durchschritten ist“.
Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) sieht in den August-Zahlen ebenfalls noch „keinen Grund zur Entwarnung“. So zeige der Dreimonatsvergleich, dass der Trend weiterhin negativ sei. Wegen anhaltend hoher Kosten und viel Bürokratie sowie aufgrund des Fachkräftemangels sei ein „schneller ‚Turn Around‘ nicht in Sicht“. Zusätzlich herrsche Flaute in den Auftragsbüchern.
Der ING-Analyst Carsten Brzeski sieht in den Zahlen ebenfalls keinen Beleg dafür, dass das Risiko einer Rezession der deutschen Wirtschaft im dritten Quartal gebannt sei. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) veröffentlicht am Mittwoch die aktualisierte Wachstumsprognose der Bundesregierung. Einem „SZ“-Bericht zufolge rechnet sie nun mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung in diesem Jahr um 0,2 Prozent. Noch vor wenigen Monaten hatte Habeck für 2024 einen Zuwachs um 0,3 Prozent vorhergesagt.
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